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Patientenversorgung In Wermelskirchen fehlen Landärzte

Wermelskirchen · Bis zu zehn Prozent der Medizinstudienplätze könnten an künftige Landärzte vergeben werden. Der Oberbergische Kreis wollte in einer Umfrage wissen, wie groß überhaupt das Interesse an dem Angebot ist. Das Ergebnis überrascht.

 Ein Arzt beim Blutdruckmessen: Die Landarztquoten stößt nicht überall auf Zustimmung.

Ein Arzt beim Blutdruckmessen: Die Landarztquoten stößt nicht überall auf Zustimmung.

Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Seit Jahren bekommen ländliche Regionen den zunehmenden Mangel an Hausärzten zu spüren. Allein in Wermelskirchen sind 7,5 Stellen unbesetzt, auf einen Hausarzt kommen dadurch mehr als 2100 Einwohner. Mit einer Landarztquote will die Landesregierung daher ab dem Wintersemester 2019/2020 die Situation verbessern. Studienbewerber, die sich für zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region verpflichten, sollen unabhängig vom Notenschnitt einen Studienplatz bekommen. Die dafür angedachten Plätze sind aber begrenzt: Nur 168 Stück sollen es zunächst sein. Im Rheinisch-Bergischen Kreis sind sogar 17,5 Hausarztstellen unbesetzt, 8,5 im Bezirk Bergisch-Gladbach/Overath, 1,5 in Leichlingen. Dort fällt das aber nicht so sehr ins Gewicht, die Einwohner pro Hausarzt liegen in beiden Städten mit etwa 1500 deutlich unter Wermelskirchen. Eigentlich ist die Ärzteversorgung im Kreis Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO). Dass etwas getan werden muss, hat aber auch der Kreis erkannt. Auf Nachfrage bestätigte Sprecherin Hannah Weisgerber, dass das Thema bei der nächsten Ausschussrunde im September auf der Tagesordnung stehe. „Das Thema ist hier definitiv ein Thema“, sagt Weisgerber. Auch ein Vertreter der KVNO solle eingeladen werden. „Dann schauen wir, ob und wie der Kreis die Kassenärztliche Vereinigung unterstützen kann“, versichert Weisgerber.

Die Landarztquote stößt nicht überall nur auf Zustimmung. „Bereits heute sind im Rheinland mehr als 200 hausärztliche Stellen unbesetzt“, mahnt Christopher Schneider, Sprecher der KVNO. Die Auswirkungen der Landarztquote bekommen die Kreise aber frühestens 2030 zu spüren, denn so lange dauert es, bis ein 2019 startender Medizinstudent seine Pflichtzeit antritt. Zusätzlich sei etwa jeder dritte aktive Hausarzt bereits über 60 Jahre alt. „Für uns als KV wird es dadurch zunehmend anspruchsvoller, das ambulante Versorgungsangebot in der Fläche zu erhalten.“ Da hilft es auch nicht, dass Bundesgesundheitsminister Spahn erst kürzlich wieder die Kassenärztlichen Vereinigungen an ihre Pflicht erinnerte.

Die Einschränkung, weitere Studienplätze nur für zukünftige Hausärzte zu vergeben, ist ein weiterer Streitpunkt. Auch Stefan Lichtinghagen der Ärztekammer Nordrhein sieht das kritisch. Gerade in der jüngeren Generation würde diese Festlegung diskutiert, „weil sie aus Sicht der jungen Menschen das Recht auf freie Berufswahl einschränkt“, sagt Lichtinghagen.

Zudem seien viele junge Menschen bei Studienbeginn noch in einem Alter, in dem die Lebensplanung für einen Zeitraum von etwa 22 Jahren kaum überschaubar sei. Denn selbst unter optimalen Bedingungen dauere es 11,5 Jahre, bis ein junger Arzt mit seiner Arbeit beginnen könne. Und dann starte ja erst die zehnjährige Verpflichtung. Auf eine Erweiterung der Quote auf andere problematische Fachbereiche will sich NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bislang aber nicht einlassen.

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