Anlässlich des 30. Jahrestages Prominenz bei Brandanschlag-Gedenken

Solingen · Am 29. Mai jährt sich der Anschlag auf das Haus der Familie Genç zum 30. Mal. Zur Gedenkfeier kommt auch der Bundespräsident. Das Gedenken an die Ermordeten soll im Sinne der kürzlich verstorbenen Mevlüde Genç sein.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommt am 29. Mai nach Solingen zum Gedenken an den Brandanschlag.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kommt am 29. Mai nach Solingen zum Gedenken an den Brandanschlag.

Foto: dpa/Jan Woitas

Wenn sich der Solinger Brandanschlag am 29. Mai dieses Jahres zum 30. Mal jährt, werden zahlreiche ranghohe Gäste an der Gedenkveranstaltung der Stadt teilnehmen. So haben mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas die beiden protokollarisch höchsten Vertreter des Staates bereits ihr Kommen zugesagt. Und auch die Bundesregierung wird mit der Bundesministerin des Inneren und für Heimat, Nancy Faeser, dem Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Cem Özdemir, Claudia Roth als Staatsministerin für Kultur und Medien sowie dem Beauftragten für die Anliegen von Betroffenen von terroristischen und extremistischen Anschlägen im Inland, Pascal Kober, prominent vertreten sein.

Das hat die Stadt Solingen am Dienstagabend im Sozialausschuss bekannt gegeben. In einer Mitteilungsvorlage aus dem Ressort 1 von Oberbürgermeister Tim Kurzbach informierte die Verwaltung nun erstmals ausführlich über die geplanten Veranstaltungen sowie den Stand der Gedenkfeier, mit der an die fünf Mordopfer sowie die insgesamt 17 zum Teil Schwerverletzten, die bei dem Brandanschlag auf das Haus der türkischstämmigen Familie Genç an der Unteren Wernerstraße an Pfingsten 1993 zu Schaden gekommen sind.

Tatsächlich hatten die Vorbereitungen für die Gedenkfeierlichkeiten schon im vergangenen Jahr begonnen, nachdem die inzwischen verstorbene Solinger „Friedensbotschafterin“ Mevlüde Genç im Juni 2022 in einem Brief an den Oberbürgermeister das Gespräch über die Ausgestaltung des 30. Jahrestages gesucht hatte. Dabei beschäftigte Mevlüde Genç, die bei dem Mordanschlag zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren hatte, nach Angaben der Stadt vor allem die Frage, „wie das Wissen über den Brandanschlag, seine Voraussetzungen und Folgen, künftigen Generationen vermittelt werden könnte“.

Ebenfalls angekündigt hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Ebenfalls angekündigt hat sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ein Anliegen, dem sich die Stadt auch nach dem unerwarteten Tod von Mevlüde Genç am 30. Oktober vorigen Jahres weiter verpflichtet fühlt. So erarbeitete man mit der Familie Genç und der Ditib-Gemeinde ein Programm, das dem Wunsch der Familie gerecht werden soll, mit dem Gedenken eine persönlichere Sicht auf die getöteten Familienmitglieder zu ermöglichen, als dies bisher der Fall war.

So hat die Jugendhilfewerkstatt ein Konzept zur Ergänzung des Mahnmals gegen Gewalt am Mildred-Scheel-Berufskolleg und des Gedenksteins am Brandort Untere Werner Straße entwickelt. An beiden Orten werden Stelen mit Porträts der Ermordeten aufgestellt. Und darüber hinaus hat das Zentrum für Verfolgte Künste eine Ausstellung zum 30. Jahrestag des Brandanschlages konzipiert, mit der den „Opfern ein Gesicht und denen eine Stimme gegeben werden soll, denen man lange nicht zugehört habe“.

Die Gedenkfeierlichkeiten beginnen am Sonntag, 28. Mai, mit der Umbenennung des Mercimek-Platzes in  Mevlüde-Genç-Platz. Am Pfingstmontag, 29. Mai, erfolgt um 9 Uhr die Eröffnung der Ausstellung im Zentrum für Verfolgte Künste mit hochrangigen Gästen in nicht-öffentlicher Form. Um 11 Uhr findet eine Andacht der Familie mit der Ditib-Gemeinde an der Unteren Wernerstraße statt, ehe ab 12.30 Uhr ein Empfang für geladene und regististrierte Gäste im Theater und Konzerthauss stattfindet.

Daran schließt sich um 14 Uhr die Zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt im Pina-Bausch-Saal an – mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als Hauptredner. Und gegen 16.30 Uhr veranstaltet das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage einen Mahngang vom Theater und Konzerthaus zum Mildred-Scheel-Berufskolleg.

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