Zeitzeugen vom Bloody Rheinberg gesucht Als Kinder gegen Panzer kämpften

Rheinberg · Der Hobby-Historiker Bob Hersch ist wieder aus den USA gekommen, um für seinen Film weitere Zeitzeugen von Bloody Rheinberg zu finden. Bei der Schlacht am 5. März 1945 hatten 14- und 15-Jährige zahlreiche US-Panzer ausgeschaltet.

Bob Hersch ist ein Hobby-Historiker aus den USA.  Archivfoto: Lorei

Bob Hersch ist ein Hobby-Historiker aus den USA. Archivfoto: Lorei

Foto: Paul Lorei/Paul Lorei Lorei Portraits

Der US-Amerikaner Bob Hersch ist wieder in Rheinberg, um weitere Recherchen anzustellen für sein Filmprojekt über die letzten Kriegstage im März 1945. Sein Vater, ein US-Amerikaner aus Erie am Eriesee im Bundesstaat Pennsylvania, hatte gleich drei Freunde, die alle Kriegserinnerungen an Rheinberg hatten. Die vier Männer waren Anfang März 1945 bei der Panzerschlacht zwischen Amerikanern und Deutschen dabei.

Bob Hersch hörte als Kind und Jugendlicher immer und immer wieder die Geschichten über „Bloody Rheinberg“. Und sie führten ihn letztendlich zu der Überzeugung: Krieg ist für nichts gut, und darauf will er vor allem junge Menschen hinweisen. Irgendwann beschloss der engagierte Hobby-Historiker, einen Film zu produzieren, der aus drei Teilen besteht.

Offiziere des 809. Panzer-Zerstörungs-Bataillons diskutieren ihre Lage-Strategie in Rheinberg.

Offiziere des 809. Panzer-Zerstörungs-Bataillons diskutieren ihre Lage-Strategie in Rheinberg.

Foto: Stadtarchiv Rheinberg

Der erste Kurzfilm soll fünf Städte in und um Rheinberg zeigen – Issum, Alpen, Moers und Kamp-Lintfort. Der zweite wird von fünf Städten in und um die Heimat Erie handeln, und im dritten Film geht es um die Schlacht bei Rheinberg am 5. März 1945.

Aus diesem Grund hatte Hersch im September des vergangenen Jahres Rheinberg besucht und sich bei einem Treffen im Schwarzen Adler mit Zeitzeugen unterhalten (die RP berichtete). Inzwischen ist Hersch erneut in der Stadt, um weitere Details für sein Filmprojekt zu recherchieren. Den Kontakt hergestellt hatte im vergangenen Jahr der Amplonius-Schüler Moritz Bluth aus Ossenberg, der dem Amerikaner bei seiner Mission gemeinsam mit Vater Peter Bluth erneut zur Seite steht.

„Bob Hersch hofft, mit Familien, die seit den 1930er Jahren Rheinberger Wurzeln haben, in Kontakt zu kommen, um mehr über den Volkssturm zu erfahren“, erzählt Peter Bluth. Bei diesem Volkssturm haben vierzehn- und fünfzehnjährige Rheinberger am 5. März 1945 ein ganzes amerikanisches Panzer-Bataillon aufgehalten. Bei hohen Verlusten auf beiden Seiten. Innerhalb weniger Stunden starben 500 Menschen. Dieser Volkssturm hat 43 von 51 US-Panzer ausgeschaltet.

Damit sich solche Ereignisse möglichst nie mehr wiederholen, möchte Historiker Hersch mit seinen Forschungsergebnissen auch an die Schulen gehen. Dabei kann er einen ersten Erfolg verbuchen, sagt Peter Bluth: „Die Geschichtslehrer der Europaschule und des Amplonius-Gymnasiums wollen nach den Sommerferien ein Sonderprojekt zu diesem Thema starten, an dem interessierte Schülerinnen und Schüler außerhalb des Unterrichtes teilnehmen können.“

Bob Hersch wird wohl ebenfalls dabei sein. Denn der Amerikaner hat sich fest vorgenommen, im Sommer mit seiner Frau erneut zurückzukommen. Bis dahin hofft er auf informative Gespräche mit Zeitzeugen, aber auch mit Frauen und Männern, die ihm über Erfahrungen aus zweiter oder dritter Hand berichten können. Auch Fotos, Briefe, Auszeichnungen und Zeitungsausschnitte sind erwünscht.

(erko)
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