Ringen Wenn Kampfsport zur Tüftelarbeit wird

Neuss · In welcher Aufstellung der KSK Konkordia Neuss am Wochenende in der Zweiten Ringer-Bundesliga auf die Matte steigt, ist noch ungewiss. Der Sportliche Leiter Fatih Cinar hat noch einige harte Nüsse zu knacken, ist aber wie fast immer optimistisch.

 Der im „Nebenberuf“ Vollkontakt-Kampfsportler Lom-Ali Eskijev (l.) könnte am Wochenende wieder für den KSK Konkordia Neuss ringen.

Der im „Nebenberuf“ Vollkontakt-Kampfsportler Lom-Ali Eskijev (l.) könnte am Wochenende wieder für den KSK Konkordia Neuss ringen.

Foto: Agnes Werhahn

Irgendwas läuft beim KSK Konkordia schief: Schon in der vergangenen Saison kosteten die Ringer von der Neusserfurth personelle Unzulänglichkeiten den Klassenverbleib in der deutschen Eliteklasse. Im Zweitliga-Start am Sonntag in Riegelsberg war nach den Ausfällen von Furkan Yildiz und Ayub Musaev schon eine Herkulestat nötig, um aus dem 1:12-Rückstand zur Pause noch einen 19:12-Sieg zu machen. Und auch vor dem anstehenden Wochenende mit Kämpfen am Samstag (19.30 Uhr, Realschulhalle an der Schillerstraße) beim als Mitfavoriten ausgemachten AC Heusweiler und am Montag (15 Uhr, Stadionhalle an der Jahnstraße) gegen den ASV Hüttigweiler gibt es mehr Frage- als Ausrufezeichen.

Und das ist die Lage: Furkan Yildiz wartet in der Türkei weiter auf sein Einreisevisum, die Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm, in Riegelsberg unbesetzt geblieben, muss damit wohl mit einem natürlich chancenlosen Ringer aus der Oberliga-Vertretung bestückt werden. In der Klasse bis 75 Kilogramm griechisch-römisch fehlt am Samstag Samuel Bellscheidt. Der Deutsche Ringerbund hat den 21-Jährigen für das internationale Turnier „Thor Masters“ im dänischen Nykobing nominiert. Wegen der Corona-Pandemie hat es Bundestrainer Michael Carl seinen Schützlingen zwar grundsätzlich freigestellt, ob sie an dieser Maßnahme teilnehmen möchten, doch weil die Neusser den ebenfalls angeforderten U20-Weltmeister Deni Nakaev unbedingt einsetzen wollen und die Verbandsstatuten eine Verlegung des Zweitliga-Kampfes verbieten, ließ der KSK seine Olympia-Hoffnung schweren Herzens ziehen. „Aber am Montag gegen Hüttigweiler ist er wieder da“, beruhigt der Sportliche Leiter Fatih Cinar. Als „Ersatz“ kämen Aaron Bellscheidt, dessen Platz in 71 Kilogramm zum Beispiel Arslanbek Salimov einnehmen könnte, oder Iwan Tagner infrage.

Aber es gibt noch weitere Baustellen: Im Freistil (bis 75 kg) sollte eigentlich der von seinem Einsatz in der Vollkontakt-Kampfsportart Mixed Martial Arts (MMA) zurückgekehrte Lom-Ali Eskiev sein Saisondebüt geben, doch fühlt sich der 30-Jährige nicht hundertprozentig fit. Außerdem würde Cinar am Samstag gegen die starken Zielimkhan Tohuzov (75 kg) und Rahmatullah Moradi (80 kg) gerne seine Asse Vasile Diacon und Magomedmurad Gadzhiev stellen. Das Problem: Besetzt Diacon als Moldawier die eine zur Verfügung stehende Importstelle (dazu sind noch drei EU-Ausländer erlaubt), könnte es Schwierigkeiten in der Klasse bis 98 Kilogramm geben, denn am Mittwoch meldete sich der am Knie verletzte Jackson Vaillant Cantero ab. Cinar geht zwar davon aus, dass der Routinier am Wochenende trotzdem auf der Matte steht, hat aber vorsorglich schon mal Kontakt zu Radu Lefter aufgenommen. Der Moldawier könnte freilich nur ringen, wenn sein Landsmann Vasile Diacon nicht für Lom-Ali Eskiev zum Einsatz kommt. Einspringen könnte auch Adam Bachor aus der Zweitvertretung. Für den absoluten Notfall hält sich sogar Fatih Cinar bereit.

Ach ja, in Neuss ist zurzeit auch der Italiener Simone Piroddu. Dass der U20-Europameister die Lücke im Leichtgewicht ausfüllt, ist ziemlich ausgeschlossen, hat der für die Rückrunde fest eingeplante 20-Jährige doch aktuell rund 65 Kilogramm auf den Rippen, aber im Sport ist schließlich alles möglich ...

Klingt verzwickt – und ist es auch. Darum ist dem gestressten Cinar daran gelegen, die Dinge für den gemeinen Ringerfan einfach zu halten. „Da müssen wir jetzt einfach durch“, sagt er nüchtern und erteilt allen Pessimisten, die dem KSK zumindest in Heusweiler eine Niederlage prophezeien, eine klare Absage: „Ja, der Verein feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen und wird am Samstag gegen uns in heimischer Halle ganz sicher seine stärkste Mannschaft aufbieten. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir diesen Kampf verlieren.“ Vielleicht gibt es ja auch noch die ein oder andere Überraschung ...

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