Handball Die Mutter aller Handball-Derbys

Dormagen · Zwischen dem TSV Bayer Dormagen und TuSEM Essen hat es oft denkwürdige Handball-Duelle gegeben, zuletzt in der vergangenen Saison. Am Freitagabend (19.30 Uhr) steht das nächste an.

 Lange Gesichter beim TuSEM, Freudentänze bei den Dormagenern – so war es nach dem letzten Derby, das der TSV Bayer mit 39:33 in Essen gewann.   Foto: Zaunbrecher

Lange Gesichter beim TuSEM, Freudentänze bei den Dormagenern – so war es nach dem letzten Derby, das der TSV Bayer mit 39:33 in Essen gewann. Foto: Zaunbrecher

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Es ist die Mutter aller Handball-Derbys – zumindest an Rhein und Ruhr. Wenn die Schiedsrichter-Brüder Jan und Manuel Lier (Korntal/St. Gallen) am Freitag um 19.30 Uhr im Bayer-Sportcenter das Duell zwischen dem TSV Bayer Dormagen und TuSEM Essen anpfeifen, stehen sich die beiden Klubs zum 38. Mal seit dem ersten Duell am 10. Oktober 1987 gegenüber, das mit einem Dormagener 18:16-Sieg endete – dem ersten übrigens, den der TSV Bayer in der Ersten Liga feiern durfte.

Siebzig Kilometer liegen zwischen dem Bayer-Sportcenter und dem (fast baugleichen) Essener Sportpark Am Hallo. Sieben Plätze sind es in der aktuellen Tabelle der Zweiten Handball-Bundesliga, denn die Essener reisen als Spitzenreiter an. Die Position eroberten sie nach zwei Niederlagen in Folge (21:23 gegen TuS N-Lübbecke, 28:34 beim EHV Aue) durch einen 33:22-Sieg über den Tabellenletzten HSG Krefeld zurück. „Ein einzelner Sieg kann noch keine Wende sein, für uns war es erstmal ein Stopp,“ sagte anschließend Trainer Jaron Siewert.

Den 25-Jährigen zieht es am Saisonende zurück zu seinem Stammverein, den Füchsen Berlin. Bei der Suche nach einem Nachfolger wurden die Essener am Dormagener Höhenberg fündig: Jamal Naji, derzeit noch Jugendkoordinator und Trainer der A-Jugend beim TSV Bayer. Wem der 32-Jährige am Freitagabend die Daumen drückt, ist gewiss eine spannende Frage.

Trainerwechsel zwischen beiden Klubs haben Tradition: Meistermacher Petre Ivanescu, der die Dormagener 1987 in die Bundesliga und an jenem 10. Oktober zum ersten Erstliga-Sieg führte, kam aus Essen, wo der inzwischen 83-Jährige immer noch wohnt. Auch Hade Schmitz (72), der den TSV 1993 in die Endspiele im EHF-Europapokal und im DHB-Pokal führte und damit für die größten Erfolge in der Dormagener Handball-Geschichte sorgte, saß zuvor beim TuSEM auf der Bank. Auf Spielerseite haben Kalle Töpfer, Dieter Bartke, Karsten Kohlhaas, Mirko Bernau und Maik Handschke die Trikots beider Klubs getragen, im aktuellen TuSEM-Kader besitzen Co-Trainer Michael Hegemann, Rückraum-Hüne Dennis Szczesny und der zu Saisonbeginn aus Berlin an die Margarethenhöhe gewechselte Torhüter Fredrik Genz eine Dormagener Vergangenheit. Der 22-Jährige besitzt weiterhin ein Spielrecht für die Füchse und wird am Donnerstagabend beim Bundesliga-Kracher zwischen Berlin und dem THW Kiel zumindest auf der Bank sitzen.

Viel mehr Derbycharakter kann ein Handballspiel kaum haben. Vielleicht der Grund, warum die Aufeinandertreffen beider Klubs meist außergewöhnliche Spiele waren. So wie in der vergangenen Saison. Am 5. Oktober setzten sich die Essener im Bayer-Sportcenter mit 35:34 (Halbzeit 19:17) durch. Im Rückspiel am 22. März spielte sich der TSV Bayer vor 1902 Zuschauern Am Hallo in einen Rausch fuhr mit einem 39:33-Sieg die vielleicht entscheidenden zwei Zähler auf dem Weg zum Klassenerhalt einfuhr.

72 Tore in einer Partie wurden in der Saison 2018/19 nur noch zwei Mal erzielt und ein Mal übertroffen: beim Essener 39:34-Sieg über den TV Emsdetten. In der laufenden Spielzeit wurde dieser Wert nicht annähernd erreicht – torreichste Begegnung ist bisher das 33:33 zwischen HC Elbflorenz Dresden und TuSEM Essen. Das könnte sich am Freitagabend ändern, denn die Dormagener haben zuletzt gegen die SG Bietigheim (33:30) und beim ASV Hamm (29:32) durchaus Spitzenwerte in Sachen Torproduktion erreicht – und das, obwohl ihre mit Abstand erfolgreichsten Werfer der vergangenen Saison, Tim Wieling (236/101) und Lukas Stutzke (156) nicht mehr das Bayer-Trikot tragen.

So tor- und temporeich ging es nicht immer zu zwischen den Rhein-Ruhr-Rivalen. In der Saison 1990/91, der einzigen, in der in der Handball-Bundesliga Play-off-Spiele ausgetragen wurden, endete eines der drei mit einem Dormagener 13:12-Sieg (die anderen mit 16:22 und 21:25-Niederlagen). Insgesamt hat der TSV Bayer von den 37 Duellen zwölf gewonnen und 21 verloren, vier endeten Unentschieden. Das letzte Remis gab es am 19. Mai 2007 im mit 3300 Zuschauern ausverkauften Essener Sportzentrum – das 21:21 am letzten Spieltag reichte TuSEM, um seine Tabellenführung zu verteidigen und in die Bundesliga aufzusteigen. Viel mehr Derby geht nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort