Sheila Moradian und Steffen Klasen von den Tennis-Damen des GHTC „Mit Bundesliga kann jeder etwas anfangen“

Interview | Tennis · Nach dem überraschenden Aufstieg starten die Tennis-Damen des Gladbacher HTC in das Abenteuer 2. Bundesliga. Ein Gespräch über den Mehraufwand bundesweiter Auswärtsreisen, die Chancen in der höheren Spielklasse und die Hoffnung auf mehr Zuschauer.

 Mannschaftsführerin Sheila Moradian und Trainer Steffen Klasen auf der Anlage des Gladbacher HTC. Das erste Heimspiel findet am Sonntag, den 8. Mai, gegen Hannover statt.

Mannschaftsführerin Sheila Moradian und Trainer Steffen Klasen auf der Anlage des Gladbacher HTC. Das erste Heimspiel findet am Sonntag, den 8. Mai, gegen Hannover statt.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Am Freitag beginnt für die Damen des Gladbacher HTC die erste Saison der 2. Bundesliga. Es geht zum Auswärtsspiel nach Berlin. Ein Gespräch mit Trainer Steffen Klasen und Mannschaftsführerin Sheila Moradian über die neue Spielklasse.

Herr Klasen und Frau Moradian, 2. Bundesliga: Das ist vom Klang ein ganz anderes Pfund. Worauf ist die Vorfreude besonders groß?

Sheila Moradian Am meisten freue ich mich auf die Auswärtsfahrten zu den Klubs nach Berlin und Hamburg und eine gute Zeit mit der Mannschaft. Außerdem möchte ich es genießen, dass erste Mal Bundesliga zu spielen.

Steffen Klasen Auf die Gegner und die Spielerinnen, auf die man nun trifft, sowie die Matches. Das ist noch einmal etwas ganz anders als bislang in der Regionalliga.

Statt regional sind Sie nun bundesweit unterwegs. Was bringt das an Mehraufwand mit?

Klasen Das ist auf jeden Fall sehr viel Arbeit, deswegen bin ich auch glücklich, dass wir mit Alexander Daun einen Teammanager dazu bekommen haben. Wir teilen uns die Organisation nun auf. Es geht ja mit ganz einfachen Sachen los, beispielsweise, wie kommt man am besten nach Berlin, wer kommt von den Spielerinnen aus dem Ausland dazu und kommen die erst hier hin oder fliegen die direkt zum Spiel? Wie machen wir es am besten mit den Hotels?

Wie ist der zeitliche Mehraufwand als Spielerin? Die Auswärtsfahrten sind nun nicht um die Ecke, sondern hunderte Kilometer entfernt.

Moradian Manche Spiele finden auch unter der Woche statt, beispielsweise am Freitag. Da muss man sich freinehmen, wenn man schon arbeitet. Meistens auch schon den Tag davor. Das ist für einige dann vielleicht etwas schwieriger von der Organisation, um Zeit für die Spiele zu finden.

Klasen Ich kann aber sagen: Alle Spielerinnen haben eine totale Euphorie und Bereitschaft für die Saison. Die Terminabfrage in diesem Jahr war noch nie so einfach.

Moradian Die 2. Bundesliga motiviert extra, vor allem, wenn man noch nie Bundesliga gespielt hat. Mit dem Begriff kann ja jeder etwas anfangen. Da sind wir stolz drauf.

Inwiefern sah die Vorbereitung in diesem Jahr anders aus?

Klasen Wir waren fünf Tage auf Mallorca zum Trainingslager. Das haben wir vorher noch nie gemacht. Die Idee dazu ist im vergangenen Sommer entstanden. Da haben wir uns zusammengesetzt und viel geplant, auch aus der Euphorie über den Aufstieg heraus.

Moradian Wir versuchen, regelmäßig hier auf der Anlage im Doppel oder Einzel zu trainieren. Es ist ernsthafter als im Vorjahr.

Wie beurteilen Sie den Spielplan?

Klasen Wir müssen auswärts nach Berlin, Bielefeld und Hamburg. Der Aufwand der Reisen ist vielleicht nur an dem Doppelspieltag etwas schwierig, wenn wir donnerstags erst in Bielefeld und am Samstag in Hamburg spielen. Wenn man nur die vergangene Saison nimmt und sich die Namen anschaut, dann spielen wir an den ersten drei Spielen gegen die deutlich stärkeren Teams. Wenn wir nach drei Spieltagen mit drei Niederlagen dastehen, wäre das schon doof. Wir werden aber in kein Spiel hineingehen und sagen, da haben wir keine Chance. Am letzten Spieltag haben wir Aachen zu Hause als Gegner – wenn es noch um etwas geht, dann wäre es wahrscheinlich ein Vorteil.

In der Regionalliga waren die Gegner größtenteils bekannt, wie sieht das nun in der Bundesliga aus?

Klasen Ich habe mich sehr viel mit den Mannschaften befasst. Man schaut sich die Kader und die Ergebnisse an. Wer aber letztendlich mit welcher Mannschaft aufläuft, dass weiß man im Vorfeld nicht. Ich schätze Berlin und den Club an der Alster jedoch als stärkste Mannschaften in der Liga ein. 

Moradian Die eine oder andere Spielerin ist schon bekannt und ich kann mir vorstellen, dass unsere Neuzugänge einige Gegner schon von der professionellen Tennis-Tour kennen. Aber es ist etwas anderes, als wenn man in der Regionalliga im Umkreis von 100 Kilometern gegen altbekannte Gesichter spielt. Aber ich finde es interessant, neue Gegnerinnen zu haben.

Sprechen wir über die Neuzugänge: Darya Astakhova, Abbie Myers, Mariana Drazic und Elena Bogdan. Wo machen sie die Mannschaft besser?

Klasen Darya und Abbie sind beide starke Spielerinnen an Position eins. Mariana macht das Team besser, weil sie Erfahrung hat und auch schon Bundesliga gespielt hat. Bei Elena ist es dasselbe, sie besitzt ebenfalls Bundesliga-Erfahrung.

Wie steht es um die Verfügbarkeit der Neuzugänge?

Klasen Die Neuverpflichtungen habe ich im Vorfeld zusammen mit Ressortleiter Henrik Schmidt gemacht. Wir haben bewusst nur Spielerinnen genommen, die uns ein paar Spiele garantiert haben. Daher werden sie relativ häufig spielen.

Wie integriert man die internationalen Spielerinnen?

Klasen Wir haben sie in die Whatsapp-Gruppen und in unsere Kommunikation eingebunden. Das macht unser Team aus: Bei uns werden Spielerinnen schnell integriert, da unsere Mädels hier so gefestigt sind. Die vier Neuzugänge sind aber auch auf der internationalen Tennis-Tour und auf Reisen unterwegs, daher waren sie nicht im Trainingslager.

Die Neuzugänge sind alle oben in der Setzliste. Dadurch rutschen Spielerinnen, die im Vorjahr maßgeblich am Aufstieg beteiligt waren, nach unten – und bekommen womöglich weniger Einsätze. Inwiefern ist es in der neuen Spielklasse ein Spagat zwischen Team- und Leistungsgedanken?

Klasen Der Spagat ist auf jeden Fall da. Ich bin mir aber sicher, dass uns der Teamgeist auch in dieser Saison auszeichnet, weil der Kern der Mannschaft immer noch dabei ist. Die Mädels sind untereinander sehr verbunden. Aber sicherlich wird nicht jede, jedes Spiel spielen können.

Was zeichnet diesen Teamgeist aus?

Moradian Wir sind nicht nur Teamkolleginnen, sondern auch Freundinnen. Das ist nicht in jedem Team der Fall. Wir machen auch privat gerne mal etwas zusammen. Das wirkt sich dann positiv auf den Platz aus. Das Team ist sehr regional. Auch unsere niederländischen Spielerinnen sind schon seit Jahren dabei.

Wie schätzen Sie sich realistisch in der Spielklasse ein?

Klasen Wir rechnen uns auf jeden Fall eine Chance aus, die Klasse zu halten – aufgrund der Kaderplanung und wie wir die Liga jetzt angehen.

Inwiefern hilft der Aufstieg auch dem Stellenwert des Damen-Tennis?

Moradian Ich hoffe, dass der Mannschaft damit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und mehr Zuschauer zu uns kommen. Und wer weiß, was das dann für Auswirkungen auf die Jugend hat – dass mehr Mädchen Lust haben, mit dem Tennis anzufangen.

Klasen Die 1. Bundesliga der Herren hat natürlich noch eine ganz andere Strahlkraft. Ich glaube aber, dass das Interesse an der Damen-Mannschaft schon da ist. Wir haben in den Vorjahren ja auch nie für unsere Spiele geworben. Es ist das erste Mal, dass wir auch außerhalb des Vereins auf uns aufmerksam machen. Mal sehen, wie viele Leute zu unseren Spielen kommen.

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