Feuer und Flamme für Football Wie zwei Feuerwehrmänner Job und Leistungssport unter einen Hut bekommen

Mönchengladbach · Oliver Martin und Ali Dailami arbeiten bei der Berufsfeuerwehr in Mönchengladbach. Sie sind Arbeitskollegen, Freunde und Mannschaftskameraden. Denn gemeinsam spielen sie zudem noch für die Düsseldorf Panther in der German Football League. Der Sport hilft ihnen im Beruf – und umgekehrt: auf körperliche Weise, aber auch seelisch.

Ali Dailami (l.) und Oliver Martin (r.) arbeiten bei der Gladbacher Feuerwehr und spielen in der GFL. Unten ist Martin (l.) beim Blocken zu sehen.

Ali Dailami (l.) und Oliver Martin (r.) arbeiten bei der Gladbacher Feuerwehr und spielen in der GFL. Unten ist Martin (l.) beim Blocken zu sehen.

Foto: Sebastian Kalenberg

15 Jahre ist er schon bei der Berufsfeuerwehr. Es ist ein Job, bei dem man auch mal unschöne Dinge erlebt – Oliver Martin weiß, dass das zum Berufsrisiko gehört. Doch was der Feuerwehrmann zu Jahresbeginn in Mönchengladbach mitmacht, ist eine neue Dimension. „Das war eine Serie von Einsätzen, die allesamt ganz brutal unter die Haut gingen. So etwas habe ich in den 15 Jahren zuvor noch nicht erleben müssen“, sagt der 38-Jährige. Also sucht sich der Mönchengladbacher etwas, um nach der kräftezehrenden Arbeit, die er weiterhin leidenschaftlich ausübt, den Kopf freizubekommen. Der Feuerwehrmann kommt zurück zur zweiten Leidenschaft, die ihn sein Leben lang geprägt hat: American Football.

 Oliver Martin (l.) von den Düsseldorf Panthern blockt seinen Gegenspieler von den Hildesheim Invaders.

Oliver Martin (l.) von den Düsseldorf Panthern blockt seinen Gegenspieler von den Hildesheim Invaders.

Foto: rp/HORSTMUELLER GmbH

„Ich bin 2020 Vater geworden und hatte eigentlich aufgehört“, sagt Oliver Martin. „Doch ich brauchte wieder etwas, wo ich den Druck nach der Arbeit abbauen kann. Ein Ventil, das mir hilft, Dinge zu verarbeiten.“ Also hängt der 38-Jährige doch noch eine Saison bei den Düsseldorf Panther dran, läuft aktuell für den Bundesligisten in der German Football League (GFL) auf. Schon 2001 – also lange bevor die meisten Menschen in Deutschland überhaupt etwas mit dem Volkssport der Amerikaner anfangen können – meldet sich Oliver Martin beim Football an. Ein Freund nimmt den damals 17-Jährigen mit zu den Mönchengladbach Mavericks. Dort trifft er später auch das erste Mal auf Ali Dailami, seinen heutigen Arbeitskollegen bei der Feuerwehr. „Früher haben wir uns gar nicht gemocht“, erklärt Dailami lachend. „Jetzt arbeiten wir nicht nur zusammen, sondern sind auch sehr gute Freunde“, so der Feuerwehrmann.

Dailami spielt die Position des Running Backs (RB), ist also für das Laufspiel zuständig. Oliver Martin ist Full Back (FB) – eine Position, die im heutigen Football kaum noch vertreten ist. Auch der Full Back ist Teil des Laufspiels, muss darüber hinaus aber zudem die gegnerischen Verteidiger blocken und abwehren. „Olli blockt für mich, und ich laufe seinem Arsch hinterher“, erklärt Dailami. Vor zehn Jahren trennt sich der Weg der beiden kurzzeitig. 2012 wechselt Oliver Martin bereits zu den Panthern in die Landeshauptstadt, Dailami spielt noch kurz für das Mönchengladbacher Wolfpack, folgt Martin dann aber auch nach Düsseldorf.

Auch beruflich ist Martin ein entscheidender Faktor für Dailami, der eigentlich eine Ausbildung zum Maler und Lackierer gemacht hat. 2019 überzeugt Martin seinen Freund, ebenfalls zur Feuerwehr zu kommen, also schult der heute 32-Jährige um, sodass beide nun bei der Feuerwehr in Mönchengladbach arbeiten. Der Job hilft ihnen, den Sport auf höchstem Niveau in der GFL auszuüben.

„Ohne die Feuerwehr wäre ich sicherlich nicht fit genug“, sagt Dailami. Andersrum helfe das wöchentliche Training auch den Fitnesszustand für den anstrengenden Beruf aufrechtzuhalten, wie Oliver Martin sagt. „Die beiden Sachen ergänzen sich gut. Wir trainieren dreimal pro Woche in Düsseldorf, sind zusätzlich fast jeden Tag im Kraftraum. Das hilft für den Job als Feuerwehrmann ungemein.“

Dafür erhalten die beiden Football-Spieler auch die benötigte Unterstützung von der Mönchengladbacher Feuerwehr und ihren Kollegen. „Wir spielen in der GFL ja in ganz Deutschland: Dresden, Berlin, München. Da bekommen wir natürlich frei, wenn wir mit den Panthern auswärts spielen. Dafür übernehmen wir dann andere Schichten, das funktioniert zum Glück reibungslos“, sagt Martin, der es nach seinem Football-Comeback zuletzt sogar noch einmal so richtig wissen wollte.

Als bekannt wurde, dass die European League of Football (ELF) – die höchste europäische Football-Liga – wieder an den Start gehen wird und auch „Rhein Fire“ in Düsseldorf wieder ein Team melden wird, nimmt er dort am Probetraining teil. Wie bei den Sichtungstreffen in der amerikanischen NFL absolviert der 38-Jährige mehrere sportliche Leistungstest, übersteht sogar die erste Runde und darf sich erneut beweisen.

Trainiert wird das Düsseldorfer Team von Ex-NFL-Trainer Jim Tomsula, der in den USA schon als Chefcoach bei den San Francisco 49ers an der Seitenlinie stand. „Leider hat es dann nicht weiter gereicht für mich, das lag natürlich aber auch an meinem recht hohen Alter. Für ein Jahr wäre das noch einmal ein schönes Abenteuer gewesen, ich bin aber in jedem Fall froh, dass ich mich da zeigen konnte“, sagt Martin.

Neben ihrem sportlichen Engagement bei den Panthern stehen die beiden einem weiteren Football-Verein aus der Region nahe: dem Mönchengladbacher Wolfpack. Ali Dailami schaut sich als ehemaliger Spieler gerne die Partien als Zuschauer an, wenn es die Zeit zulässt. „Wenn man einmal in Mönchengladbach gespielt hat, dann hat man den Verein im Herzen“, sagt er.

Und Oliver Martin hat zuletzt sogar als Trainer beim designierten Verbandsligisten, der zuletzt den Aufstieg in die Oberliga feiern konnte, mitgeholfen. Da er sich gut mit Wolfpack-Chefcoach Phil Scales versteht, stand er ihm unterstützend zur Seite und hat die Running Backs unter seine Fittiche genommen. „Ich versuche, den Jungs die Basics für diese Position mitzugeben: Wie sie sich bewegen sollen, wie sie den Ball am besten halten, was sie mit ihrer Hüfte anstellen können. Im Football lernt man nie aus. Das erlebe auch ich mit 38 Jahren.“

Dass Football – und im speziellen die NFL – in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer beliebter geworden ist, sei auch für aktive Sportler hier vor Ort ein großer Gewinn. „Der Sport wird auch in Deutschland immer attraktiver. Es ist super, wie sich das hier entwickelt. Mittlerweile kommen ja auch Trainer von amerikanischen College-Teams hierher und schauen nach Talenten“, sagt Dailami. „Das hilft mir in meinem Alter zwar nicht mehr“, sagt der 38-jährige Martin lachend. „Aber es freut mich natürlich auch, dass der Sport in Deutschland immer populärer wird.“ Immerhin weiß der Feuerwehrmann, was American Football einem geben kann – und das nicht erst seit der schwierigen, beruflichen Phase Anfang des Jahres. Aber da wurde es ihm zumindest wieder deutlich.

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