Krefelder Vereine und Randsportarten Football-Ladies wollen durchstarten

Serie | Krefeld · Seit dem Frühjahr haben die Ravens eine Frauenabteilung. Der Verein sucht Mädchen und Frauen jeder Größe und Statur. Dabei ist Football alles andere als ein Hau-drauf-Sport: Taktik, Fitness und Teamgeist sind gefragt.

Kristina Gutt ist einer der Ravens-Spielerinnen.

Kristina Gutt ist einer der Ravens-Spielerinnen.

Foto: Mark Mocnik

American Football ist ein Sport, der in Deutschland zu den aufstrebendsten seiner Art zählt. Egal, ob die Nordamerikanische Topliga NFL, die dortige College-Liga, die europäische Topliga European League of Football (ELF) oder die Deutschen Ligen: Sie alle ziehen während der Saison Woche für Woche die Menschen vor den Fernseher und erzielen dabei auch noch gute Einschaltquoten. Und auch das größte Einzelsportereignis der Welt, der Superbowl, das Finale der Profiliga NFL, zieht alljährlich Millionen Deutsche vor die Bildschirme. Und das, obwohl die Spiele nach Deutscher Zeit stets in der Nacht von Sonntag auf Montag (Anfang Februar) stattfinden.

Der Sport aber ist längst nicht mehr nur ein reines TV-Ereignis, denn auch die lokalen Ligen und Teams verzeichnen Zuwächse, wenn auch die Corona-Zeit viele Vereine in Schwierigkeiten brachte. In Krefeld allerdings blieb dieser negative Effekt vollkommen aus. Das Team der lokalen Krefeld Ravens Seniors wurde weiter verstärkt und zu den Heimspielen kommen regelmäßig um die 1000 Zuschauer – bei einem Viertligisten in einer Randsportart.

Aber längst nicht nur die Herrenmannschaft ist hier zu nennen. Auch in den verschiedenen Jugendteams sind die Krefelder gut aufgestellt. Seit diesem Jahr gibt es auch einen Bereich, der auf den ersten Blick für eine Kollisionssportart wie Football durchaus ungewöhnlich wirkt: Frauenfootball. Und die Abteilung plant Großes: 2023 wollen die Spielerinnen so richtig durchstarten.

Einzigartiger Zuwachs Seit dem Frühjahr wurde das Team zusammengestellt. 25 Mädchen und Frauen kamen zum ersten Training – ein großer Erfolg. Mittlerweile wuchs das Team stetig weiter an. Und das, obschon in diesem Jahr noch kein Spielbetrieb angesetzt ist. „Wir waren mit dem Zuspruch beim Tryout schon extrem zufrieden. Aber was seitdem los ist, ist im Frauenfootball schon einigermaßen einzigartig. Wir haben im Schnitt um die 30 Frauen bei den Trainingseinheiten. Es gibt Erstliga-Teams, die so viele Spielerinnen nicht zu spielen mobilisiert kriegen“, erzählt Headcoach Jimmy Sallami zufrieden.

Seine Lebensgefährtin Monique Hemmers, die das Team als Quarterback führen soll, war die Initiatorin des Projekts. „Ich habe unserem Vorsitzenden Dino Volpe damit lange in den Ohren gelegen und in diesem Jahr hat er dann nachgegeben“, erzählt sie lachend. Für sie besonders wichtig: Neben dem großen Zuspruch von Spielerinnen ist auch das Trainerteam durchaus Ravens-like. „Wir haben bei unseren Trainings regelmäßig sechs, acht Coaches da. Auch das ist wirklich überragend“, erzählt sie stolz.

 

Kosten und Ausstattung Football ist ein Sport, der aufgrund der notwendigen Ausrüstung mittelfristig einige Investitionen notwendig macht und damit nicht unbedingt günstig ist. „Aber das ist erst der Fall, wenn man sich auch wirklich für den Sport entschieden hat. Generell kann jede Frau oder Jugendliche erst einmal bei uns zum Probetraining vorbeischauen. Wir haben ausreichend Leihausrüstung da, die dann für ein paar Wochen genutzt werden kann. Ist dann das Feuer geweckt, dann kauft man sich seine Pads und so weiter. Auch muss man erst dann in den Verein eintreten“, erzählt Sallami.

Die Kosten belaufen sich auf 22 Euro für Vollzahler und elf Euro ermäßigt pro Monat. Dafür gibt es dann neben der Leihausrüstung, den Trainingsplätzen und den Coaches auch den Zugang zu einem voll ausgerüsteten Fitnessraum in Linn. „Unser Gym erfüllt wirklich höchste Anforderungen und mit etwas Absprache kann man im Prinzip jederzeit trainieren“, sagt der Coach.

Reguläre Triainings finden zweimal pro Woche statt. Derzeit findet meist eine Einheit auf dem Platz und eine im Gym statt. Die Ausrüstung ist dann preislich durchaus variabel. „Generell kann man da natürlich viel Geld ausgeben. Aber gebrauchte Pads, Hosen oder Helme sind auch günstig zu haben. Kürzlich hat ein Spieler unserer ersten Herrenmannschaft seine Karriere beendet und gleich mehrere volle Garnituren für zusammen 250 Euro verkauft. Also es ist machbar“, erzählt der Hauptübungsleiter. Für viele Frauen sind auch die Ausrüstungen von männlichen Jugendspielern nutzbar. Dort ist aufgrund des Wachstums die Fluktuation höher und damit fallen die Preise ähnlich aus wie bei gebrauchter Kinderkleidung.

 

Kräftige Spielerinnen sind die heimlichen Heldinnen Um (Frauen-)Football zu spielen ist zunächst einmal wenig nötig. Eine gewisse Grundfitness und Schnelligkeit ist von Vorteil, das könne aber auch antrainiert werden. „Generell ist Football ein Sport, der für jeden Körpertyp geeignet ist. Auch etwas kräftigere Frauen haben im Team eine wichtige Rolle, sind eigentlich die heimlichen Heldinnen in den Lines. Gerade diese Frauen und Mädchen, die in anderen Sportarten Hemmungen haben – zumal in Mannschaftssportarten – suchen wir händeringend. Sie spielen im Football eine zentrale Rolle. Aber natürlich brauchen wir auch schnelle, bewegliche Spielerinnen, die gut fangen können und so weiter für die so genannten ,Skill-positions‘, als Receiver, Runningback oder in der Passverteidigung“, erzählt Hemmers.

Zuspruch erhält sie von Vereinsgründer Dino Volpe. „Football ist wirklich ein Sport für jeden Typ. Das ‚dicke Kind‘, das beim Fußball ins Tor gesteckt wird, ist bei uns die zentrale Figur. Aber auch für kleine, schnelle Typen oder alles dazwischen gibt es Raum“, sagt er und möchte damit eine Motivation für alle Interessierten schaffen.

 

Große Ambitionen Die Ravens Ladies steigen planmäßig 2023 in den Spielbetrieb ein. Da es im Frauenfootball meist wenige Spielerinnen pro Team gibt, sind die Ligen unterschiedlich aufgestellt. „Es gibt den Elfer-Tackle, bei dem Elf gegen Elf spielen. Das ist aber eigentlich nur in der ersten Liga der Fall. In den unteren Ligen wird Mangels Personals meist Neuner- oder Siebener- oder Fünfer-Tackle mit entsprechend weniger Spielerinnen gespielt. Da wir so viele Spielerinnen haben gehen die Überlegungen aktuell dahin, in der zweiten Liga im Neuner-Tackle einzusteigen“, berichtet Sallami.

 

Trainingscamp und Testspiele Die Ravens Ladies hatten kürzlich bereits ihr allererstes Trainingscamp. Vom 29. bis 31. Juli ging es gemeinsam ins Trainingslager. Weiterhin sind gemeinsame Trainings mit anderen Teams sowie einige Scrimmages (eine Art sehr sequenzielle Testspiele, bei denen die Trainer oft mit auf dem Platz stehen und bei denen sie die Spielzüge aus der Nähe analysieren und eingreifen) geplant, um ideal vorbereitet in die erste Saison des Teams zu gehen.

Spielmacherin Hemmers jedenfalls ist bereits Feuer und Flamme und freut sich auf das kommende Jahr. „Wir haben mit den noch ungeschlagenen Herren-Seniors und den sehr erfolgreichen männlichen Jugendteams beste Vorbilder und Coaches. Das motiviert uns natürlich und wir wollen perfekt vorbereitet in die Saison gehen. Wir streben danach, uns jedes Training um ein, zwei Prozent zu verbessern, um dann mit 100 Prozent Leistung in die Saison zu gehen. Wir sind absolut heiß darauf zu zeigen, was wir können und unser eigenes Kapitel in der Ravens-Geschichte zu schreiben“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Das Team jedenfalls ist bereit und voller Ehrgeiz.

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