Terrormorde an Migranten Fast 200 Menschen gedenken der Anschläge von Hanau

Krefeld · Die Demonstranten verlasen immer wieder die Namen der Ermordeten. Deren Porträts wurden auf Plakaten als Schattenzeichnungen mitgeführt. Die Teilnehmer skandierten das Wort „unvergessen“.

 Fast 200 Menschen demonstrieren am Jahrestag der Anschläge von Hanau.

Fast 200 Menschen demonstrieren am Jahrestag der Anschläge von Hanau.

Foto: Sven Schalljo

Rund 200 Teilnehmer, darunter Mitglieder des Stadtrates sowie Vertreter von Amnesty International und der Flüchtlingshilfsorganisation Seebrücke, haben am Samstagmittag an einer Demonstration anlässlich des zweiten Jahrestages des Anschlags von Hanau am 19. Februar 2020 teilgenommen. Damals hatte ein rassistisch motivierter Täter in einer Shisha-Bar und einem Kiosk neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen. Danach fuhr er nach Hause und tötete erst seine Mutter und dann sich selbst.

Immer wieder wurden die Namen der Opfer, deren Porträts  auf Plakaten als Schattenzeichnungen mitgeführt wurden, per Megafon gerufen,  und die Teilnehmer riefen dazu das Wort „unvergessen“. Besonders Seebrücke-Mitglieder, die in ihren markanten orangen Warnwesten dabeiwaren, hielten immer wieder kleine Ansprachen per Lautsprecher, während der Demonstrationszug, vom Hauptbahnhof ausgehend, einem Rundweg über Ostwall, Sankt-Anton-Straße, Breite Straße und Südwall folgte, um dann wieder  zum Hauptbahnhof zurückzukehren.

Bei der Demonstration am stärksten vertreten waren die Grünen – unter anderem waren Fraktionschef Thorsten Hansen, die ehemalige Mit-Fraktionschefin Heidi Matthias, der Krefelder Parteivorsitzende Benjamin Zander und sein Vorgänger und Bürgermeister Karsten Ludwig mit dabei. Die Linke wurde von Ratsherr Basri Cakir repräsentiert, für die SPD war Bürgermeisterin Gisela Klaer vor Ort. Generell war die Stimmung friedlich. Allerdings war unter den Teilnehmern auch Wut spürbar; am deutlichsten bei einer jungen Frau, die oft per Megafon rief, dass es ein Tag für Wut sei. Einigkeit herrschte darüber, dass sich Ereignisse wie in Hanau nicht wiederholen dürfen.

Veranstalter der Demonstration war das  „Bündnis Krefeld für Toleranz und Demokratie”. Es ist in Krefeld nicht unumstritten, weil daran auch Gruppen beteiligt sind, deren demokratische Grundausrichtung in Frage gestellt wird – dazu zählt etwa die DKP, die noch heute die DDR verherrlicht, oder die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands), die „den Sturz der kapitalistischen Herrschaft und den Aufbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung“ anstrebt.

Vorbehalte gegen dieses Bündnis waren ein Grund,  warum es im Rat umstritten war, eine Resolution zu verabschieden, die die Krefelder Bürger zur Teilnahme an der Demonstration aufrief. Die CDU stimmte mit Verweis auf linksextremistische Tendenzen im Bündnis für Toleranz gegen diese Resolution, die FDP enthielt sich – wobei Sprecher beider Fraktionen betonten, dass sie das Gedenken an die Opfer von Hanau für wichtig halten. Die Resolution war von  SPD, Grünen, Linke und der Ratsgruppe Freie Wähler eingebracht und schließlich mehrheitlich gegen die Stimmen von CDU und AFD verabschiedet worden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort