„Entspannt wie bei einem Familienfest“ Mehr als 10.000 Kohlegegner demonstrieren friedlich in Köln

Köln · Kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz in Polen haben am Samstag in Köln Tausende Menschen für einen schnellen Kohleausstieg demonstriert. Das hatte Auswirkungen: „Die Innenstadt war am Nachmittag komplett dicht“, teilte die Polizei mit.

Köln: Braunkohle-Demonstration mit Tausenden Teilnehmern - erhebliche Verkehrsbehinderungen
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Tausende Kohlegegner demonstrieren in Köln

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Unter dem Motto „Kohle stoppen - Klimaschutz jetzt“ zogen Kohlegegner bei der Demo von der Deutzer Werft auf der rechten Rheinseite über die Deutzer Brücke zum Heumarkt in die Altstadt - und dann wieder zur Deutzer Werft. Dort fand eine Abschlusskundgebung statt. „Das ist ein Protest gegen das Versagen der Bundesregierung, die nun mit leeren Händen zur Klimakonferenz fährt“, sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser. Seit Samstagvormittag hatten Tausende Menschen Transparente mit Aufschriften wie „Die grauen Herren verheizen unsere Zukunft“, „Hambacher Forst retten“ und „Braunkohle stoppen - Klimaschutz jetzt“ geschwenkt.

Ein Sprecher der Kölner Polizei erklärte am Mittag, es seien 5000 bis 10.000 Teilnehmer angemeldet, am Ende wurden die Erwartungen übertroffen: Mehr als 10.000 Menschen kamen, wie ein Polizeisprecher bilanzierte. Die Organisatoren sprachen in einer Mitteilung sogar von 20.000 Demo-Teilnehmern. „Hier herrscht eine grandiose Stimmung unter blauem Himmel“, sagte Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Auch die Polizei sprach von einer „völlig störungsfreien und friedlichen“ Veranstaltung. „Die Stimmung war so entspannt wie bei einem Familienfest“, sagte ein Polizeisprecher.

Die Stadt Köln empfahl allen Anreisenden, ihr Auto in den Randbezirken stehen zu lassen und mit Bus und Bahn in die Innenstadt zu fahren. In Verbindung mit dem Einkaufsrummel am ersten Adventswochenende, den Weihnachtsmärkten und einem Heimspiel des 1. FC Köln sei die Stadt verkehrsmäßig völlig überlastet. „Die Innenstadt war am Nachmittag komplett dicht“, sagte ein Polizeisprecher.

Zeitgleich zur Kölner Demonstration gingen auch in Berlin Menschen auf die Straße. In Köln wendete sich die Demonstration vor allem gegen den Tagebau im Hambacher Forst, in Berlin sollte der Druck auf die Bundesregierung für mehr Klimaschutz erhöht werden. Mit der Doppel-Demonstration sollte ein „starkes Signal der Zivilgesellschaft“ für einen raschen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung gesetzt werden, hieß es von den Veranstaltern.

Zu den Protesten rief ein Bündnis auf, dem unter anderem Greenpeace, BUND, der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), WWF sowie Campact angehören. Eine zentrale Forderung der Kundgebungen ist die Abschaltung der Hälfte der Kohlekraftwerkskapazitäten in Deutschland bis 2020, um das Ziel einer Minderung des Treibhausgasausstoßes um 40 Prozent bis dahin doch noch zu erreichen.

Das Bündnis kritisiert zudem, dass die Kohlekommission der Bundesregierung ihren Abschlussbericht nicht mehr in diesem Jahr, sondern erst im Februar 2019 vorlegen will. Die erst am Montag verkündete Terminverschiebung sei ein „Kniefall vor der Kohlelobby“, kritisierte der Geschäftsführer von Campact, Christoph Bautz. Dadurch werde Deutschland „mit leeren Händen“ zum Weltklimagipfel nach Katowice reisen. Die 24. UN-Klimakonferenz findet vom 3. bis 14. Dezember statt.

(mba/dpa/AFP/epd)
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