Museum Schloss Moyland Der Beuys-Preis wird international

Bedburg-Hau-Moyland · Der mit 10.000 Euro dotierte Joseph-Beuys-Preis für Forschung wird zu gleichen Teilen an Marta Ryczkowskas (Polen) und Daniel Spaulding (USA) vergeben. Die Verleihung findet im Zwirnersaal von Museum Schloss Moyland statt.

 Stellten Preisträger und den Joseph-Beuys-Preis für Forschung vor: Petra Richter (Vorsitzende der Jury), Barbara Strieder (Schloss Moyland), Marta Ryczkowska, Daniel Spaulding, Frank Ruffing, Antje Britt-Mählmann und Julia Niggemann (v.l.).

Stellten Preisträger und den Joseph-Beuys-Preis für Forschung vor: Petra Richter (Vorsitzende der Jury), Barbara Strieder (Schloss Moyland), Marta Ryczkowska, Daniel Spaulding, Frank Ruffing, Antje Britt-Mählmann und Julia Niggemann (v.l.).

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Beuys fuhr im August 1981 mit seiner Familie von Düsseldorf nach Lodz. Auf dem Dach seines Wohnmobils transportierte er in einer Holztruhe mehr als 700 Zeichnungen, Objekte, Dokumentationen und Archivmaterialien zu seinem bisherigen Schaffen über die Grenze gen Osten. Er verstand das als eine Art der Wiedergutmachung des einstigen Wehrmachtssoldaten und der Überwindung von mentalen und politischen Grenzen in Zeiten des Eisernen Vorhangs. Nach seiner Ankunft kamen noch 13 Arbeiten hinzu, die der Künstler von der Aktion machte. Für das Museum in Lodz ist das nicht nur wichtiger Teil der Sammlung sondern auch Parallele zur Entstehung, die 1931 mit einer Schenkung von Künstlern an das Haus in Lodz begann.

Mit dem „Polentransport 1981“ befasst sich auch ein Teil der Dissertation von Marta Ryczkowskas „Inspiration, Annäherung und Parallelprozesse. Joseph Beuys und die polnische Kunst“. „Marta Ryczkowskas Arbeit stellt einen wichtigen Beitrag für die Rezeptionsgeschichte der Beuys-Forschung dar und trägt entscheidend dazu bei, dass Beuys‘ Werk neu reflektiert werden kann“, sagt Petra Richter. Mit dem Transport reagierte Beuys auf die Umbrüche in Polen durch „Solidarnosc“ und sah sie im Sinn seiner Sozialen Skulptur, dass sich das Land in Richtung einer demokratischen Gesellschaft entwickelt. Ryczkowskas analysiert eben diese Geschichte der beiden Länder nach dem Zweiten Weltkrieg sowie direkte und indirekte künstlerische oder politische Bezugnahmen.

Die Kunsthistorikerin und freie Autorin Petra Richter ist Vorsitzende der Jury zum Joseph Beuys Preis für Forschung, der am Samstag, 14. Mai, 16 Uhr, im Zwirnersaal von Museum Schloss Moyland vergeben wird. In diesem Jahr zu gleichen Teilen an zwei erste Preisträger. Denn neben Marta Ryczkowskas konnte auch Daniel Spaulding mit seiner Dissertation „Beuys, Terror, Value: 1967-1979“ die Jury überzeugen. Der Assistenzprofessor der University of Wisconsin-Madison und Yale-Absolvent untersucht darin Beuys‘ Kunstschaffen im Kontext der politischen, ökonomischen und sozialen Veränderungen in der Bundesrepublik von den späten 1960er bis Ende der 1970er Jahre. Beuys salopp-metaphorische Gleichsetzung „Kunst=Kapital“ vergleicht Spaulding mit Karl Marx‘ Tauschwert. Mit den beiden Preisträgern wird der mit 10.000 Euro hoch dotierte Preis erstmals an Wissenschaftler außerhalb Deutschlands vergeben: Der Preis wird international.

Die Verknüpfung von Wissenschaft und Museum sei ein großer Gewinn für Museum Schloss Moyland, sagte Museumsdirektorin Antje-Britt Mählmann. Zuvor hatte die Geschäftsführerin der Stiftung Museum Schloss Moyland, Julia Niggemann, hervorgehoben, wie wichtig es für die Stiftung sei, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und mit Beuys im gesellschaftlichen Diskurs zu bleiben. Mählmann sieht das Moyländer Museum „als Denk- und Bewegungsraum zwischen Kunst und Wissenschaft“, der mit dem Joseph Beuys Archiv auch die internationale Forschung unterstütze, wie die jetzige Preisvergabe zeige. Man könne mit einem solchen Zusammenspiel innerhalb eines offenen Museums neue Denkräume schaffen und Aspekte zu Beuys einer breiteren Öffentlichkeit noch sichtbarer machen.

Petra Richter freute sich, dass man hier die beiden Pole der Beuys-Rezeption im Osten und im Westen vor sich habe. Vor allem auch in den USA, wo man Beuys, der so ganz anders als gewohnt war, meist kritisch betrachtet habe. Die beiden Preisträger betonten, sich intensiv mit dem Nachkriegskünstler befasst zu haben, der bis heute in die Kunstszene hineinwirke und dessen Denke mit dem Demokratisierungprozess und der so genannten sozialen Plastik stets auch politisch gewesen sei. Der im Jubiläumsjahr in Deutschland von einigen so hitzig diskutierte Hintergrund einer Beziehung des in Kleve aufgewachsenen Künstlers zum Nationalsozialismus spielte in ihren Betrachtungen keine Rolle.

Marta Ryczkowskas aus Lublin ist promovierte Kunsthistorikerin, Kritikerin und Autorin von Texten zu zeitgenössischer Kunst. Sie wurde 2007 und 2014 mit dem Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Hochschulbildung ausgezeichnet. Daniel Spauldings Forschungsschwerpunkt liegt auf der Kunst, die in Westen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg entstand.

Dass es mit dem vom Förderverein der Stiftung Museum Schloss Moyland und der Volksbank Kleverland ins Leben gerufenen Beuys-Preis weitergehen wird, unterstrich Frank Ruffing, der in Personalunion als Vorstand der Volksbank Kleverland und Vorsitzender des Fördervereins Museums Schloss Moyland bei der Vorstellung der Preisträger dabei war. So, wie er dabei war, als der Preis aus der Taufe gehoben wurde.

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