Projektraum Kranenburg Vom Zauber des Wesentlichen

Kranenburg · Ausstellung „Ulrich Meister. A-4-Papiere“ im neuen Projektraum des Museums Katharinenhofs in Kranenburg ist bis 12. Juni zu sehen.

 Michael Baumann-Matthäus und Peter Schünemann vor den Bildern von Ulrich Meister im Projektraum Kranenburg.

Michael Baumann-Matthäus und Peter Schünemann vor den Bildern von Ulrich Meister im Projektraum Kranenburg.

Foto: Matthias Grass

Ulrich Meisters Blätter sind plastisch: Was auf dem Ausstellungsplakat eher aussieht wie ein flächiges Bild von einem Käse ist hinterm Glas des Rahmens tatsächlich ein aus dem Papier herausgeschnittener Käse in diversen Schichten. Ulrich Meister hat dazu vier DIN-A-4-Blätter untereinander gelegt: Ein Blatt weißes Papier als Träger, auf dem der Käse abgebildet ist, ein Blatt dunkleres Gelb für die Käserinde und schließlich eines aus hellerem Gelb für den Käse selbst. Doch das weiße Blatt ist nicht der Träger - es liegt zu oberst. Tatsächlich ist der Käse nicht flach auf dem Blatt, sondern plastisch im Blatt: Durch die Schnitt-Technik des Künstlers bekommen dessen Arbeiten etwas ungemein Plastisches, gehen in die Tiefe. Und selbst ein  einfacher Strich mit einem Edding, der eine Tüte aufs Blatt setzt, wirkt, als schwebe der schwarze Umriss übers Papier.

„Ulrich Meister. A-4-Papiere“ heißt die Ausstellung des Museums Katharinenhof in Kranenburg in dessen neuem „Projektraum Kranenburg“ im ehemaligen Haus der Familie van der Grinten an der Nimwegerstraße 3. Sie versammelt über 40 Arbeiten des ehemaligen Beuys-Schülers, der auf der documenta in Kassel 1992 begeisterte. Peter Schünemann und Michael Baumann-Matthäus vom Katharinenhof haben die Bilder in zwei eng übereinander hängenden Reihen in zwei Gruppen geordnet. Die Reihen hängen in dem frisch sanierten Ausstellungsraum unmittelbar an der stark befahrenen Nimweger Straße. Ein kleines Gemälde von einer geöffneten Mango-Frucht  ist im Trafoturm am  Kranenburger Wallgraben und ein kleines von einem Fliegenpilz in der Blickachse gegenüber der Eingangstür des Projektraums zu sehen. Meister gilt als Künstler der „Dinge“, die er ernsthaft auf ihr Wesentliches reduziere – und den Zauber wirken lasse, der sich in der totalen Reduktion auf das Wesentliche, aber mit größtmöglichem Realismus gezeichnet offenbare, hieß es passend zu einer Ausstellung Meisters in Potsdam. Das sind auf der einen Seite die mit dickem Stift einfach und doch realistisch aufs Blatt gesetzten Strichzeichnungen, die raffiniert gefügten Collagen. Hinzu kommen Schriftarbeiten, die man auch von großen Formaten kennt: mit handgezogenen Druckbuchstaben entwirft Meister Satzfrequenzen, Kurztexte oder Gedichte, streicht einzelne Worte durch, setzt in kleiner Schrift andere Vorschläge darüber. Die Zeilen übermalt er dann mit Zeichnungen. Das wirkt – wie man in Kranenburg sehen kann. Man sehe die Dinge des Alltags, die mit Bedacht ins Bildfeld gesetzt seien, wie zum ersten Mal, schreibt der Kunsthistoriker Thomas Hirsch in seinem Text zum Katalog. Meister thematisiere damit einen zentralen Aspekt der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts: die Ästhetik des Trivialen und Banalen und das Verhältnis von Sprache und Bild, so wiederum die Potsdamer Ausstellungsmacher.

Die Ausstellung in Kranenburg wird am Sonntag, 1. Mai, um 11 Uhr eröffnet. Es spricht Magdalena Krüner, Düsseldorf. Zu sehen bis 12. Juni jeweils freitags bis sonntags 14 bis 17 Uhr. Eintritt zwei Euro.

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