Gesundheit in Kamp-Lintfort SPD in Sorge um medizinische Versorgung

Kamp-Lintfort · Die SPD Kamp-Lintfort kritisiert die Empfehlung der Kassenärztlichen Vereinigung, den ärztlichen Notdienst am Standort Moers zu bündeln. Sie startet eine Informationskampagne und will Unterschriften gegen die Pläne sammeln.

 Bislang wird der Notdienst von den Kamp-Lintforter Praxen vor Ort sichergestellt.

Bislang wird der Notdienst von den Kamp-Lintforter Praxen vor Ort sichergestellt.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Jürgen Preuß sieht eine massive Verschlechterung der ärztlichen Versorgung auf die Kamp-Lintforter und die Nachbarn in den umliegenden Gemeinden zukommen. Anlass zur Sorge gibt dem SPD-Fraktionsvorsitzenden die Empfehlung der Kassenärztlichen Vereinigung zur zukünftigen Gestaltung des ärztlichen Notdienstes im linksniederrheinischen Teil des Kreises Wesel. Das Konzept sieht aktuell vor, den Dienst in der Notfallpraxis am Bethanien-Krankenhaus in Moers zu bündeln.

Preuß: „Das hätte zur Folge, dass es keinen ärztlichen Notdienst mehr in Kamp-Lintfort gibt. Der Standort würde wegfallen. Die Praxis am Bethanien wäre dann nicht mehr nur für Patienten aus Moers und Neukirchen-Vluyn zuständig, sondern auch aus Kamp-Lintfort, Rheinberg, Alpen, Sonsbeck und Rheurdt.“ Die Folge: Kranke Menschen müssten deutlich mehr Wartezeit in der Notfallpraxis in Kauf nehmen, so Preuß. Diese Entwicklung ist aus Sicht der SPD in Kamp-Lintfort nicht hinnehmbar. Die Fraktion fordert nicht nur die Einrichtung einer zweiten regionalen Notdienstpraxis in Kamp-Lintfort, sondern darauf aufbauend auch die Realisierung eines Integrierten Notfallzentrums in der Hochschulstadt. Außerdem erwarten die SPD-Politiker, dass die kassenärztliche Vereinigung Gespräche mit dem St.-Bernhard-Hospital über die Nutzung ihrer Räumlichkeiten für eine Praxis aufnimmt.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, wollen Jürgen Preuß und seine Parteikollegen eine Informationskampagne starten und Unterschriften sammeln, die dann der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein in Düsseldorf übergeben werden. „Die Planungen sind in der Öffentlichkeit noch gar nicht bekannt. Viele Betroffene wissen nicht, was auf sie zukommen wird“, begründeten seine Fraktionskollegen Norbert Thiele und Birgit Ullrich die SPD-Kampagne.

Man könne zwar die Gründe (Kosteneinsparung, Entlastung der Ärzte außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten) nachvollziehen, so Preuß, die Folgen für die Patienten wiegen aus Sicht der SPD aber schwerer. Das Konzept sehe schließlich vor, die Standorte des ärztlichen Notdienstes von vier auf einen zurückzufahren. „Die Notfallpraxis in Moers wäre dann für 220.000 Menschen Anlaufstelle anstatt wie bisher für gut 110.000. Eine personelle Unterfütterung wird es aber nicht geben. Es sind nur zwei Ärzte vorgesehen: Ein Arzt vor Ort, ein zweiter unterwegs zu den Patienten“, hat Preuß erfahren. „Das Bethanien hat bereits reagiert und will den Wartebereich ausbauen“, sagt der SPD-Fraktionschef. Aus Sicht von Norbert Thiele wird der demografische Wandel die Problematik weiter verschärfen.

Die SPD in Kamp-Lintfort will so auch das in der Stadt angesiedelte St.-Bernhard-Hospital stärken. „Es ist der größter Arbeitgeber in unserer Stadt. Das hat auch wirtschaftliche Aspekte“, sagte Preuß. Er zeigte sich davon überzeugt, dass es durch die Umsetzung der Forderungen seiner Fraktion nur Gewinner geben würde: die Patienten, das Krankenhaus und die Ärzte, die letztendlich auch entlastet würden, wenn es in der Region zwei ärztliche Notdienste gäbe. „Wir haben mit Ärzten gesprochen, die unseren Vorschlag für vernünftig halten“, betonte Thiele. Schon in der nächsten Woche will die SPD mit Aktionen aktiv werden und das Gespräch mit den Nachbarkommunen aufnehmen.

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