Abitur in Kaarst Gymnasien fordern genauen Zeitplan

Kaarst · Unter dem Coronavirus müssen auch die Abiturienten leiden. Eine Verschiebung des Abiturs in den Mai würde auch die beiden Gymnasien in Bedrängnis bringen – sofern am Schuljahresende im Juni festgehalten wird.

 Bruno von Berg arbeitet auch während der Corona-Krise in seinem Büro. Er kann erledigen, was alles liegengeblieben ist.

Bruno von Berg arbeitet auch während der Corona-Krise in seinem Büro. Er kann erledigen, was alles liegengeblieben ist.

Foto: Georg Salzburg(salz)/Georg Salzburg (salz)

Für Abiturienten ist es die schönste Woche ihres Schullebens: Die Mottowoche, die mit dem letzten Schultag zu Ende geht. Die kommenden Schulabgänger verkleiden sich jeden Tag zu einem anderen Motto und sind tiefenentspannt. Doch diese Woche fällt für die Abiturienten des Schuljahres 2019/2020 jetzt weg. Wegen der Corona-Krise sind alle Schulen bis zum 19. April geschlossen. „In den letzten Schultagen breitet sich eine entspannte Stimmung über die Oberstufe aus, sie genießen die Zeit. Es ist eine besondere Art, in die Schule zu gehen. Das fällt jetzt alles weg“, sagt Bruno von Berg, Schulleiter am Albert-Einstein-Gymnasium. Man merkt ihm an, dass er mit den Abiturienten leidet. Von Berg ist seit knapp 30 Jahren Lehrer, doch eine solche Situation hat er noch nie erlebt. „Das ist extrem“, sagt von Berg.

Die Vorbereitungen für die Abiturklausuren laufen derzeit über das Schulnetz, eine digitale Plattform, wo Lehrer den Schülern Aufgaben übermitteln können und die Schüler Fragen stellen können. Digitaler Unterricht quasi. „Das ist im Moment ein Segen“, sagt von Berg. Auch die Abiturienten am Georg-Büchner-Gymnasium in Vorst werden über das Schulnetz versorgt. Doch der digitale Unterricht stößt auch an seine Grenzen. „Digitaler Unterricht ist weniger effektiv als Unterricht mit einem Lehrer“, sagt Berhold Kummer, stellvertretender Schulleiter am GBG. Bruno von Berg sieht das genau so: „Es fehlt die persönliche Zuwendung. Kein Youtube-Video kann Schüler ermuntern oder bestätigen, wenn sie etwas falsch oder richtig gemacht haben“, sagt er.

Die Abiturprüfungen in Bayern wurden auf den 20. Mai verschoben. Dann wird die erste Abiturklausur geschrieben. Von Berg war klar, dass nach der Entscheidung in Bayern auch andere Bundesländer eine Verschiebung in Erwägung ziehen. Auch NRW überlegt derzeit, das Abitur zu verschieben. Nur: Die Gymnasien brauchen einen genauen Zeitplan. „In Bayern sind die Sommerferien später als hier. Unser Zeitfenster nach den Osterferien ist relativ knapp“, sagt Berthold Kummer. Von Berg ist der Meinung, dass eine Verschiebung in NRW auf den 20. Mai keine Lösung sein kann, wenn die Landesregierung an dem Ende des Schuljahres zum 26. Juni festhält. „Das ist nicht durchführbar“, sagt von Berg: „In einem Monat werden wir kein Abitur umsetzen können, selbst wenn der Regelbetrieb nicht oder nur eingeschränkt läuft, zumal durch Feiertage zusätzliche Arbeitstage entfallen.“ Auch für die Schüler wäre eine Verschiebung eine zusätzliche Belastung, weil der Zeitraum zwischen Unterricht und Prüfung immer größer werden würde – trotz digitalem Lernen. Sicher ist sich von Berg, dass die Abiturprüfungen stattfinden werden – auch wenn kein Regelbetrieb stattfinden sollte. „Es wäre möglich, durch eine erhöhte Anzahl an Aufsichten die Teilnehmer pro Raum zu verringern“, sagt er. Möglich sei auch, die Nachschreibetermine als ersten Prüftermin zu nehmen und einen neuen Nachschreibetermin zu finden.

Was weder von Berg noch Kummer wollen, ist, dass die Schüler ihre Zulassungen oder Abiturzeugnisse per Post erhalten. „Das fände ich sehr schade“, sagt von Berg.

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