Literaturnobelpreis Wie Peter Handke international wird

Straelen · Im Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen gastieren gerade zwei Männer und eine Frau, die Werke des neuen Literatur-Nobelpreisträgers in andere Sprachen übertragen haben. Sie berichten über ihre Erfahrungen.

 Professor Han Ruixiang aus China, Elzbieta Ptaszynska-Sadowska aus Polen und Michail Rudnitzky aus Russland mit Werken von Peter Handke.

Professor Han Ruixiang aus China, Elzbieta Ptaszynska-Sadowska aus Polen und Michail Rudnitzky aus Russland mit Werken von Peter Handke.

Foto: Laumann

Die Verleihung des Literatur-Nobelpreises 2019 an Peter Handke ist natürlich auch im Europäischen Übersetzer-Kollegium (EÜK) in Straelen ein großes Thema. Die Nachricht, dass der österreichische Autor diese hohe Auszeichnung in diesem Jahr erhält, wird auch in dem Haus an der Kuhstraße, der weltweit größten Einrichtung für literarische Übersetzer, leidenschaftlich besprochen. Nicht zuletzt, weil zurzeit drei Personen in der Blumenstadt zu Gast sind, die sich mit Übersetzungen von Handkes Werken beschäftigt haben.

Da wäre Elżbieta Ptaszyńska-Sadowska, die Handkes Buch „In einer dunklen Nacht ging ich aus meinem stillen Haus“, die Geschichte des Apothekers von Taxham, ins Polnische übersetzte, wo es 1999 erschien. In Polen sei Handke vor allem für seine Avantgarde-Theaterstücke bekannt, die auf besten Bühnen aufgeführt werden, berichtet die Übersetzerin.

Professor Han Ruixiang aus China, der gemeinsam mit 15 Germanisten und Übersetzern insgesamt 27 Werke Handkes übersetzte und zu neun Sammelbänden zusammenfasste, änderte den Titel des Werkes „Die Wiederholung“ aus stilistischen Gründen zu „Der Weg nach dem 9. Reich“ – natürlich in Rücksprache mit Peter Handke. Han Ruixiang fungierte dabei nicht nur als Übersetzer, sondern auch als Herausgeber und Lektor. Nach der fast acht Jahre andauernden Arbeit wurde Peter Handke nach China eingeladen, um dort mit Han Ruixiang auf verschiedenen Veranstaltungen in Peking, Shanghai und anderen Städten die Bücher zu präsentieren. Erst Freitag, einen Tag nach der Bekanntgabe der Verleihung des Nobelpreises, erhielt Han Ruixiang den Anruf, dass der zuständige Verlag in China aufgrund hoher Nachfrage eine Neuauflage drucken wird.

Zuletzt berichtet Michail Rudnitzky aus Russland, der Handke nach einer Lesung 1978 in der Bibliothek für ausländische Literatur in Moskau kurzerhand zu sich nach Hause einlud, wo der österreichische Autor sehr großes Interesse an den damaligen Lebensumständen in Moskau zeigte und viele Fragen stellte. Rudnitzky war eigentlich als Gutachter eines Verlags angestellt, als er probeweise anderthalb Seiten von Handke übersetzen sollte. Daraus entwickelte sich die Übersetzer-Laufbahn Rudnitzkys, in der er unter anderem mehrere Werke Peter Handkes übersetzen sollte.

In einem sind sich alle drei Übersetzer einig: Handkes Geschichten kommen beim Publikum an – sowohl durch seinen besonderen Schreibstil, als auch durch seine provokante Art.

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