Emmerich Strecke im Mai komplett dicht

Emmerich · Alte Technik raus, Hightech rein: Die Bahn nimmt ihr elektronisches Stellwerk in Betrieb. Deshalb wird die Strecke von Emmerich über Wesel bis Dinslaken vom 4. bis 8. Mai gesperrt. Für 10 000 Fahrgäste täglich fahren Ersatzbusse.

Die Deutsche Bahn investiert im großen Stil in Gleise und Stellwerktechnik auf der Hollandstrecke. Das führt zu einer bisher nie dagewesenen Komplett-Sperrung der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Dinslaken. Grund ist, dass die Bahn vom 4. bis 8. Mai den ersten Abschnitt des neuen elektronischen Stellwerks Emmerich in Betrieb nimmt. Dies Projekt erfordert die befristete Streckenstilllegung. Vier regionale Bahnlinien sind betroffen: RE 5 Rhein-Express, RB 35 Der Weseler und RB 32 Der Bocholter, für die ein Ersatzverkehr mit Bussen organisiert wird. Angefahren werden die bekannten Haltestellen der Bahn. Allerdings müssen die Bahnkunden zwischen 20 und 40 Minuten mehr Fahrzeit einkalkulieren, um etwa von Emmerich nach Dinslaken zu kommen. Außerdem: Die Regionalbahn RB 33 Rhein-Niers-Bahn fällt zwischen Duisburg und Wesel aus. Ersatzverkehr mit RE 5 und RB 35 fährt bis Dinslaken, von dort geht es bis Wesel mit dem Bus. Betroffen sind täglich 10 000 Bahnkunden, vornehmlich Pendler. 45 bis 50 Ersatzbusse pro Tag werden eingesetzt.

Das Stellwerk schaffe die Voraussetzung für den dreigleisigen Ausbau

Die ICE-Verbindung Frankfurt/Main-Amsterdam und die Nachtzüge werden über Mönchengladbach und Venlo umgeleitet. Stopps in Düsseldorf, Duisburg und Oberhausen entfallen. Die Bahn hat jetzt eine Informationsoffensive gestartet, um die Bahnkunden auf die besondere Situation vorzubereiten. Das Unternehmen investiert in Nordrhein-Westfalen bis 2016 534 Millionen Euro in neue Stellwerkstechnik. Damit ersetzt sie auch an der Strecke mittlerweile störungsanfällige Leittechnik aus den 60er Jahren. Dazu gehört auch die Umrüstung von 53 Bahnübergängen. Das neue Emmericher Stellwerk, das den gesamten Zugverkehr zwischen der Landesgrenze über Emmerich bis Oberhausen steuert, ersetzt sechs Altstellwerke aus den Jahren 1966 bis 1989.

Davon verspreche sich die Bahn wirtschaftliche Vorteile durch höhere Zuverlässigkeit, so Sprecherin Andrea Brandt am Freitag. Das Stellwerk schaffe die Voraussetzung für den dreigleisigen Ausbau der Betuwelinie und ermögliche erstmals, von der EU geforderte Zugsicherungstechnik anzuwenden. Das 80-Millionen-Investment auf der Hollandstrecke lenkt auch den Blick auf die Blockverdichtung (engere Zugfolge). Die neue Technik bedeute aber nicht sofort mehr Zugverkehr, so Bahn-Spezialist Michael Teitzel. Denn es gebe sieben Planfeststellungsverfahren in sieben Teilabschnitten zwischen Oberhausen und Emmerich — erstmals überhaupt in ganz Deutschland für eine Blockverdichtung. Teitzel: "So lange das Verfahren läuft und wir kein Baurecht haben, gibt es auch keine Blockverdichtung."

(RP/jco)
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