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Am Mittwoch beginnt die Fastenzeit Asche aufs Haupt

Düsseldorf · Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit. Doch selbst die christlichen Kirchen predigen nicht mehr nur den Verzicht. Ein Ritual wandelt sich.

Ein Aschekreuz auf der Stirn der Gläubigen als ein Zeichen der eigenen Vergänglichkeit.

Ein Aschekreuz auf der Stirn der Gläubigen als ein Zeichen der eigenen Vergänglichkeit.

Foto: dpa

So, ab Mittwoch ist erst einmal Schluss mit lustig. Es geht sogar richtig finster zu, wenn der Priester die Gläubigen daran erinnert, dass wir Menschen nichts anderes als Staub sind und zu Staub zurückkehren werden. Zur Erinnerung an dieses Menetekel wird den Kirchgängern an diesem Tag mit Asche ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet.

Und dann beginnt die Zeit des Fastens, 46 Tage bis Karsamstag sind es; da aber die Sonntage ausgenommen sind, bleiben 40 Tage des Verzichts. Das ist nicht nur eine scheinbar runde, sondern auch biblisch bedeutsame Zahl. Am naheliegendsten ist die 40-tägige Fastenzeit Jesu in der Wüste. 40 Tage dauerte aber auch die Sintflut, 40 Jahre die Wanderung des Volkes Israel nach seinem Auszug aus Ägypten, auch soll Moses auf dem Berg Sinai 40 Tage Gott nahe gewesen sein.

Aber muss man das wissen? Wüste, Sintflut, Auszug? Sämtliche Ereignisse, die mit der Zahl 40 verknüpft sind, zeigen Veränderungen und Kehrtwenden an, Ereignisse, nach denen nichts mehr so ist, wie es einmal war: der Untergang unserer gewohnten Welt und die Bewahrung der Schöpfung; die Flucht eines Volkes vor Unterdrückern und die Rettung in einem neuen Land. Da muss man nicht allzu lange grübeln, um die biblischen Hinweise auf unsere Gegenwart und die Aktualität dieses Aschermittwochs vor Augen zu haben.

Vielleicht ist die unerhörte Gegenwart dieses Bußtages in diesem Jahr besonders greifbar. Vielleicht aber sind die Hinweise des Aschermittwochs immer schon lebensnah gewesen. Und wir haben nur Ohren und Augen davor verschlossen.

Zum Aschermittwoch gehört natürlich die Fastenzeit, die in ihrer strengen Form konkret ans Fasten Jesu erinnert. Doch auch im kirchlichen Umfeld beschränkt sich dies heute nur auf Formen und Gesten des Verzichts – etwa auf Alkohol, Süßigkeiten, Nikotin, Fleisch vor allem, aber auch die Benutzung von Auto und Handy. Die Fastenaktionen der beiden christlichen Kirchen in diesem Jahr zeigen, wie diese 40 Tage auch genutzt werden können. Bei der katholischen Kirche scheint es diesmal sogar fast ums Gegenteil vom Speiseverzicht zu gehen: „7 Wochen gut gewürzt“ heißt ihr Motto. Aufgerufen sind in erster Linie Paare und Familien mit Kindern. Sie sollen die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern bewusster erleben. Miteinander sprechen. Aufeinander zugehen. Klingt alles einfach. Scheint es aber doch nicht zu sein. Weitere Anregungen für eine lebendige Partnerschaft sollen wöchentliche Fastenbriefe beisteuern.

Den sogenannten Nerv unserer Zeit aber scheint die evangelische Kirche diesmal noch genauer zu treffen, wenn sie zu „Sieben Wochen ohne Verzagtheit“ aufruft. Es geht um Zuversicht, um den Mut, sich den Aufgaben zu stellen und trotz so vieler Ängste nach vorne zu schauen. Auch dazu wird es jede Woche eine passende Fastenmail geben.

Spannend ist das: Denn beide Aktionen haben inzwischen nur noch wenig mit dem klassischen Verzicht am Hut, mit dem christlichen Dreiklang also von Einkehr, Buße und Umkehr. Die Kirchen haben offenbar anderes im Blick mit der dezenten Aufforderung, aufs eigene Leben zu schauen: Ist da wirklich alles wunderbar? Wann gab es zuletzt ruhige, vielleicht auch schwierige Gespräche mit der Partnerin, dem Partner? Fühle ich mich meinen Aufgaben einfach nicht mehr gewachsen? Und wem habe ich davon überhaupt erzählt? Es sind ja immer so große Worte, die wir im Munde führen: bewusster leben, Zeit füreinander haben, stets achtsam sein. Nichts daran ist falsch, nur vieles davon bleibt im Alltagstrubel zu oft auf der Strecke. Die Fastenzeit ist heute vor allem eine Zeit des Innehaltens und ist vielleicht mit einer „nachhaltigen“ Einsicht verbunden, die über Ostern hinausreicht.

Das Kreuz aus Asche auf die Stirn der Gläubigen scheint eine fast schauerliche Markierung zu sein, tragen wir damit doch das Zeichen öffentlich zur Schau, wie fehlbar und vergänglich wir sind. Asche auf mein Haupt, im wahrsten Sinne des Wortes. Und doch ist es eine besondere Asche, die aus verbrannten Palmzweigen vom Palmsonntag aus dem vergangenen Jahr stammt. Und dieser Palmsonntag hat es in sich: Denn mit ihm beginnt ja nicht nur die düstere Karwoche mit der Verurteilung und Hinrichtung Jesu. Am Palmsonntag hält Jesus auch seinen triumphalen Einzug in Jerusalem.

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