Tibet-Proteste bei Zeremonie Olympische Flamme für Peking-Spiele entzündet

Athen · Die Olympischen Winterspiele in Peking rücken immer näher: Am Montag wurde das Olympische Feuer entzündet. Nun wird es nach China gebracht. Aber es gab auch Protest von Tibet-Unterstützern.

So wurde die Flamme für die Olympischen Spiele 2022 entzündet
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So wurde die Flamme für die Olympischen Spiele 2022 entzündet

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Foto: AP/Thanassis Stavrakis

Thomas Bach genoss die scheinbar perfekte Show im antiken Olympia und verbreitete unverdrossen seine Botschaft von Solidarität und Gleichheit. Selbst die Unwägbarkeiten des Wetters waren bei der Entzündung der Olympischen Flamme am Montag kein Faktor: Bei blauem Himmel und 20 Grad dauerte es nur Sekunden, bis das Feuer mithilfe eines Parabolspiegels loderte und die Fackel auf ihre 109-tägige Reise nach Peking geschickt wurde. So weit die schönen, vom IOC produzierten Bilder aus der Wiege der Spiele.

Wolkenlos ist der Himmel über dem Internationalen Olympischen Komitee und dem hochgradig umstrittenen Gastgeber China nämlich keineswegs. Ein Fotograf der französischen Nachrichtenagentur AFP hielt fest, wie Protestierende am Rande der Inszenierung unter anderem eine tibetische Flagge sowie ein Banner mit der Aufschrift "No Genocide Games" ("keine Völkermord-Spiele") zeigten. Ordnungskräfte unterbanden den Protest hastig.

Bereits am Sonntag hatten Aktivisten auf der Akropolis für die tibetische Fahne und Hongkongs Revolutionsflagge gehisst, es kam zu Festnahmen. Zwei Episoden, die nur ein Vorgeschmack sein dürften.

China steht wegen offenkundiger Verfehlungen in Menschenrechtsfragen schon lange in der Kritik. Die Rolle Tibets war bereits ein Aufreger, als Peking 2008 erstmals Gastgeber von Sommerspielen war. Hinzugekommen sind der Konflikt mit Hongkong und nicht zuletzt die Unterdrückung und Inhaftierung meist muslimischer Minderheiten in der nordwestlichen Region Xinjiang.

Und das IOC? Beruft sich wie stets auf seine Neutralität. "Die Olympischen Spiele können nicht alle Herausforderungen angehen", sagte Bach am Montag bei seiner Rede. Allein die Neutralität des Ringeordens garantiere, "dass die Olympischen Spiele über den politischen Differenzen stehen können.". Deswegen seien die Olympischen Spiele "das einzige Ereignis, das die ganze Welt im friedlichen Wettbewerb zusammenbringt."

Schon Bachs Stellvertreter und enger Vertrauter John Coates hatte in der Vorwoche jegliche politische Einflussnahme auf China ausgeschlossen, als er sagte, das IOC sei "nicht in der Lage, in ein Land zu gehen und ihm zu sagen, was es zu tun hat. Das ist nicht unsere Aufgabe".

Stattdessen baut Bach Brücken nach China. Rund dreieinhalb Monate vor der Eröffnung dankte er den Organisatoren bereits überschwänglich für die "exzellente Vorbereitung". Man könne "sicher sein, dass unsere Partner und Freunde herausragende Winterspiele bieten werden".

Bei den Aktiven und Verantwortlichen muss Bach wohl noch Überzeugungsarbeit leisten. "Bei mir gibt es diesen Winter ein anderes Highlight", sagte etwa Severin Freund kürzlich und meinte die Skiflug-WM in Vikersund: "Ganz ehrlich: Skifliegen in Norwegen macht etwas anderes mit mir als Olympia in China."

Andere, darunter die deutschen Bobfahrer, waren immerhin schon zu Testwettkämpfen im Reich der Mitte. Während die Stätten wohl wie erwartet kaum Wünsche offen lassen, gibt es beim Ablauf noch zig Fragezeichen. Die Handlungsrichtlinien für Sportler, Funktionäre oder Medienvertreter, die sogenannten Playbooks, etwa sollen in erster Fassung erst im weiteren Verlauf des Oktober erscheinen. Zwar basieren sie auf den Erfahrungswerten der ersten Corona-Spiele in Tokio im vergangenen Sommer, doch selbst Bach räumte ein, dass Peking "anders" sein werde.

Ein weiteres Thema ist die Organisation. Der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier berichtete von bereits gebuchten und angezahlten Quartieren, die dem Team wieder gestrichen wurden. "Wir wurden zwangsausquartiert, weil die Außenquartiere jetzt staatlich angeordnet zurückgenommen wurden", sagte Maier. Sein Urteil: "Ich bin jetzt seit 1992 dabei, aber so etwas habe ich noch nie erlebt."

 Die Flamme für die Olympischen Winterspiele in Peking wurde entzündet.

Die Flamme für die Olympischen Winterspiele in Peking wurde entzündet.

Foto: AP/Thanassis Stavrakis

Zumindest bei der Fackel dürfte es keine Komplikationen geben. Am Dienstag wird sie an das Organisationskomitee von Peking übergeben, am Mittwoch landet sie in China und wird wohl erstmal kein großes Thema mehr sein - im Gegensatz zur Menschenrechtslage im Land.

(dör/SID)
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