Bachs Coup verliert an Glanz Auch Olympia-Gastgeber Japan kein Kandidat für China-Impfstoff

Berlin · Der Trubel um den China-Impfstoff übertönt die Debatte um die Agenda 2020+5 von IOC-Präsident Thomas Bach. Der Impfcoup verliert an Glanz, sowohl Deutschland als auch Olympia-Gastgeber Japan haben bereits abgewunken.

 Thomas Bach.

Thomas Bach.

Foto: dpa/Greg Martin

Kaum hatte IOC-Präsident Thomas Bach auf der 137. Session die Präsentation seines Reformwerkes Agenda 2020+5 gestartet, da sorgte der China-Impfstoff schon wieder für Wirbel. Olympia-Gastgeber Japan teilte mit, dass seine Athleten vor den Tokio-Spielen im Sommer nicht mit den Vakzinen aus dem Land des großen Nachbarn und Erzrivalen geimpft werden.

"Ich denke, das kommt nur für Länder infrage, in denen chinesische Impfstoffe zugelassen wurden", erklärte Japans Olympiaministerin Tamayo Marukawa laut des nationalen Fernsehsenders NHK. Dies sei in Japan nicht der Fall. "Ich kenne keine chinesischen Unternehmen, die in Japan eine Zulassung beantragt haben", fügte Marukawa hinzu.

Ähnlich hatte sich angesichts der fehlenden EU-Zulassung schon der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) geäußert. Das Impfangebot aus China richtet sich eher an Schwellenländer und Staaten der Dritten Welt, in denen der chinesische Impfstoff eine Genehmigung hat.

Das IOC sah sich am Freitag dann auch genötigt, die überraschende Offerte vom Vortag zu präzisieren. "Das Angebot richtet sich nur an die Nationalen Olympischen Komitees aus Ländern, in denen der Impfstoff aus China zugelassen ist", erklärte IOC-Direktor James Macleod.

Damit verliert der von Bach verkündete Impfcoup an Glanz, als ein durchschlagender Erfolg im Kampf um die Tokio-Spiele kann der "China-Kracher" nicht gesehen werden. Der IOC-Chef hatte angekündigt, dass mit dem Impfstoff aus dem Reich der Mitte die Athleten vor den Olympischen Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August 2021) und in Peking 2022 geimpft werden sollen, um die Spiele deutlich sicherer zu machen.

In Japan hat das Angebot wenig Begeisterung ausgelöst. Von Olympia-Euphorie ist im Land des Olympia-Gastgebers eh wenig zu spüren, über 80 Prozent der Bevölkerung sind aus Angst vor der Verbreitung von Corona nach wie vor gegen die Spiele im Sommer.

Derweil versprühte das IOC zum Abschluss seiner virtuellen Vollversammlung weiter Optimismus. Der Olympia-Veranstalter will allein wegen der drohenden Milliarden-Verluste keinen Gedanken an eine Absage der Spiele verschwenden. Bach, der am Mittwoch für weitere vier Jahre in seinem Abend bestätigt worden war, schwor die IOC-Familie auf harte, aber erfolgreiche Zeiten ein.

Im Mittelpunkt dabei soll die Agenda 2020+5 stehen, die Bachs bisheriges Reformwerk Agenda 2020 fortsetzt und die olympische Bewegung auch für die Zeit nach Corona fit machen soll. "Das ist heute unser Friday for Future", sagte Bach mit einem Schmunzeln.

Er betonte, wie sehr Corona die Welt verändert habe. Deshalb müsse auch das IOC handeln. "Als Leader der olympischen Bewegung müssen wir gewappnet sein, und wir brauchen eine Vision für die neue Welt", sagte Bach.

Fünf Punkte bilden die Grundlage die Agenda 2020+5, dabei handelt es sich um die Begriffe Solidarität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Glaubwürdigkeit sowie wirtschaftliche und finanzielle Stärke. Insgesamt enthält die neue Agenda 15 Empfehlungen, die von den Mitgliedern durchaus lebhaft diskutiert wurden. Die Reaktionen fielen weitgehend positiv aus.

"Ich bin stolz auf die Agenda 2020+5. Es ist wichtig, dass wir unsere olympische Welt der echten Welt anpassen", sagte Neven Ilic, IOC-Mitglied aus Chile. "Die Agenda 2020+5 gibt uns eine Vision für die Zukunft, zeigt uns, wo wir hinmüssen", sagte David Haggerty (USA), Präsident des Tennisweltverbands ITF.

SID ni cp ma

(stja/sid)
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