„Da heißt es, mit offenen Karten zu spielen“ Lainer denkt an Abschied aus Gladbach

Mönchengladbach · Stefan Lainer war in den vergangenen beiden Wochen nicht auf Länderspielreise, obwohl er fit ist. Dass der Österreicher nicht für die Nationalmannschaft nominiert wurde, liegt an seiner Situation in Gladbach. Die will er gemeinsam mit dem Klub offen und ehrlich bewerten.

 Stefan Lainer stand für Borussia Mönchengladbach in dieser Saison erst viermal in der Startelf.

Stefan Lainer stand für Borussia Mönchengladbach in dieser Saison erst viermal in der Startelf.

Foto: Dirk Päffgen/Dirk Päffgen (dirk)

Zuletzt hat Stefan Lainer Ende Februar beim 0:4 gegen Mainz das Vertrauen von Gladbachs Trainer Daniel Farke erhalten, es war sein letztes von bislang erst vier Bundesliga-Spielen von Beginn an in dieser Saison. Sonst war Lainer es gewohnt, in der Nationalmannschaft Spielpraxis zu sammeln. Doch in der jüngsten Nominierungsrunde von Österreichs Coach Ralf Rangnick blieb er außen vor. „Wir hatten einen guten Austausch, er hat aber auch klar gesagt, dass ich ein Spieler bin, der den Rhythmus braucht und Woche für Woche spielen muss“, erklärt Lainer im Interview mit der „Kronen Zeitung“. „Da das nicht der Fall war, kann ich verstehen, dass er mich nicht einberufen hat. Ich will aber unbedingt zurückkommen!“

Ob er das als Borussia-Profi schaffen kann und wird, daran bestehen erhebliche Zweifel gegen Ende des vierten Lainer-Jahres am Niederrhein. Wann immer er den Vorzug vor Joe Scally erhielt, erledigte der 30-Jährige seinen Job hinten rechts solide, leistete sich aber immer wieder schwere Aussetzer, die oft mit Gegentoren bestraft wurden. Beim 3:2 gegen den FC Bayern verursachte er in der Nachspielzeit den Anschlusstreffer, indem er einen Querschläger zum Gegner brachte, anstatt den Ball einfach ins Toraus gehen zu lassen.

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„Für den Kopf ist es eine große Belastung. Ich mache mir viele Gedanken – über jede Situation. Jeder Fehler kann dazu führen, dass du aus der Mannschaft fliegst“, beschreibt Lainer seine missliche Lage. „Was positiv ist: Ich bin wieder im Kopf des Trainers und eine Option, weil ich einige Spiele machen konnte. Ganz befreit kann ich aber nicht sein, weil es jederzeit sein kann, dass ich wieder raus bin aus dem Team.“

So würde es doch verwundern, wenn Farke am Sonntag beim 1. FC Köln plötzlich wieder auf Lainer setzen würde, nachdem Scally zuletzt stabile Leistungen zeigte. 2024 läuft Lainers Vertrag aus, mit einer Sockelablöse von 12,5 Millionen Euro ist er immer noch der viertteuerste Einkauf der Borussia-Geschichte, seit seinem Wechsel von RB Salzburg 2019 war keiner teurer. Nicht nur wegen der geringen Restlaufzeit könnte Gladbach bei einem Verkauf im Sommer lediglich einen Bruchteil fordern. Die KI-basierte Marktwert-Plattform „Gool“ weist für Lainer noch 2,92 Millionen Euro aus, Tendenz sinkend, weil er mit bald 31 auch über dem Zenit ist. Vor seinem Knöchelbruch im August 2021 wurde Lainer noch auf 10,31 Millionen taxiert.

Klar ist, dass er die Beantwortung der Zukunftsfrage spätestens nach der Saison forcieren wird. „Ich habe meine Vorstellungen dem Klub gegenüber klar kommuniziert. Während der Meisterschaft macht es aber Sinn, sich nicht permanent damit auseinanderzusetzen, sondern sich aufs Tagesgeschäft zu konzentrieren“, sagt er. Die Situation sei natürlich nicht zufriedenstellend. „Das weiß der Verein. Sollte sich das nicht ändern, müssen wir gemeinsam eine Lösung finden, weil ich keiner bin, der sich mit der Ersatzrolle begnügt. Da heißt es, mit offenen Karten zu spielen und ein ehrliches Gespräch zu führen. Ich habe einen gültigen Vertrag, Gladbach hat daher die Zügel in der Hand.“

Lainer kam als Vorarbeiter des RB-Fußballs aus Salzburg. Was in der Marco-Rose-Zeit für ihn sprach, ist kaum noch gültig, wenngleich der Rechtsverteidiger Fortschritte für sich reklamiert. „Ich fühle mich echt gut und finde eigentlich, dass ich jetzt noch viel besser spielen könnte als mit 26. Ich bin topfit und habe einige Rückschläge überwunden. Dazu habe ich fußballerisch noch Erfahrungen gesammelt, bin noch ruhiger am Ball geworden“, so Lainer. Tatsächlich ist seine Passquote mit Abstand die beste seiner Gladbach-Zeit, aber sein Gehalt dürfte zu hoch sein für einen soliden Scally-Back-up, der von seiner Einstellung, aber nicht fußballerisch zu den Anforderungen an Borussias Kader der Zukunft passt.

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Foto: dpa/Marius Becker

Und so riecht es nach einem Abschied im Sommer, unabhängig von der Situation bei Scally, dessen „Gool“-Marktwert schon bei 11,59 Millionen liegt und der Interesse englischer Klubs geweckt haben soll. Dass Lainer zum Stinkstiefel wird, ist nicht zu erwarten und würde auch nicht passen zu dem Voll- und Vorbildsprofi, den er in seinen knapp vier Jahren bei Borussia abgegeben hat. „Ich bin gut beraten, weiter Vollgas zu geben, und genau das mache ich. Jetzt bin ich wieder topfit, körperlich auf einem anderen Level und möchte wieder angreifen“, sagt Lainer.

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