Borussia Mönchengladbach Vier Jahre Favre — Gladbachs Erfolgsstory

Mönchengladbach · Am Jahrestag seines Amtsantritts trifft der Trainer mit Borussia Mönchengladbach morgen auf den 1. FC Köln. Von den aktuellen Trainern der Fußball-Bundesliga ist nur der Dortmunder Jürgen Klopp länger beim selben Klub.

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Foto: dpa/Jürgen Kessler

Dass ihm die Spielplanmacher an diesem Tag das rheinische Derby kredenzt haben, lässt Lucien Favre kalt. "Köln ist speziell", weiß er, doch letztlich ist es ihm egal, wer da in den Borussia-Park kommt. Und auch, dass es ein Karnevalsderby ist. Der 57-Jährige ist ein Meister der Entemotionalisierung. "Zu Hause wollen wir alle Spiele gewinnen", sagt er. Basta.

Immerhin lässt er sich noch entlocken, dass die Zeit, die er bislang in Gladbach hatte, "sehr spannend" war und dass "es eine sehr, sehr gute Zusammenarbeit ist" bei Borussia. "Jede Saison war anders. Abstiegskampf. Champions-League-Quali. Ein Neuaufbau. Jetzt wieder Europapokal", fasst er zusammen, was geschehen ist, seit er Nachfolger von Michael Frontzeck wurde.

Damals war Borussia "tot", wie Favre zu sagen pflegt. Nun, sie war eher ein Zombie, der dem Abstieg entgegentaumelte - so schien es. Doch Favre reaminierte Gladbach und rettete es in der Relegation. Schon im Abstiegskampf entwarf er ein Team, das seiner Idee vom Fußball entsprach, und machte es binnen eines Jahres vom Fastabsteiger zum Meister-Liga-Qualifikanten. Zum ersten Mal seit 1996 war Borussia 2012 international unterwegs. Seither ist Gladbach im oberen Tabellendrittel dabei.

Morgen geht Favre in sein fünftes Jahr und überholt damit in der ewigen Trainerliste des Klubs den verstorbenen Udo Lattek. Nur Bernd Krauss (1504 Tage), Hans Meyer (1526), Jupp Heynckes (3137) und Hennes Weisweiler (4016) sind noch vor ihm. Seine Bilanz in Gladbach ist sauber. 134 Bundesligaspiele unter seiner Regie brachten 60 Siege, 35 Unentschieden und 39 Niederlagen. Sein Punkteschnitt ist 1,6. Nur die Meistertrainer der 70er Jahre, Hennes Weisweiler (1,74) und Lattek (1,72), stehen besser da. Man darf durchaus von einer Ära Favre in Gladbach sprechen. Sein Vertrag läuft bis 2017.

Als Sportdirektor Max Eberl Favre 2011 holte, war dieser außer Dienst, nachdem er Ende September 2009 bei Hertha BSC entlassen worden war. "Es war eine Verpflichtung mit Plan. Unser Wunsch war, einen Trainer zu holen, der das Team im Abstiegskampf stabilisiert und dann eine Strategie hat, das Team zu entwickeln. Der Plan ist aufgegangen", sagt Eberl. Er hatte zuvor eine Spielidee für Borussia entworfen, die dem Klub nach vielen Jahren Schlingerkurs eine Identität gab.

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Der Kunstgriff der Gladbacher: Sie erneuerten sich aus sich selbst heraus, indem sie die eigene Geschichte als Matrize nutzten und die Werte der Vergangenheit - attraktiver Fußball mit jungen, entwicklungsfähigen Spielern - in die Moderne übersetzten. Weisweiler hatte einst die Fohlenelf entworfen und geformt. Er hatte, im Vergleich zu den Bayern, dem großen Rivalen jener Jahre, wenig Geld, aber immer wieder innovative Ideen. Auch heute kann Borussia keine gigantischen Einkäufe tätigen wie die Konkurrenz, Wolfsburg beispielsweise, sondern muss den Weg nach oben mit "intelligenten Transfers (Eberl) und vielen Eigengewächsen angehen. Favre ist ein Trainer, der Spieler besser machen kann und es nachweislich tut. Nun sind die Jetztzeit-Borussen von den großartigen Erfolgen der Fohlenelf weit entfernt, doch sie haben ein Team, das mithalten kann mit den finanziell potenteren Klubs.

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Foto: dpa/Tim Rehbein

Zu denen gehört Köln nicht. Der Aufsteiger will in der Liga bleiben und versucht das mit Konterfußball. Gerade auswärts klappt das, Köln ist das zweitbeste Team in der Fremde. Nur zu gern würden die Kölner dem Gladbach-Trainer sein Jubiläum vermiesen. So wie es in der vergangenen Saison Leverkusen tat, das in Favres 100. Spiel als Trainer 1:0 in Gladbach gewann. Doch Favre kann Köln. Vier Derbys gab es in seiner Amtszeit, dreimal siegte Gladbach, verlor nie und kam auf 11:1 Tore.

(RP)
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