Borussia Mönchengladbach Rheinisches Derby am Karnevalssamstag sorgt für Kopfschütteln

Mönchengladbach · Das rheinische Derby zwischen Mönchengladbach und Köln ist an jedem Austragungstermin ein Risikospiel. Die Ansetzung am Karnevalssamstag bietet aber zusätzliche Probleme.

Borussia Mönchengladbach gegen 1. FC Köln: Fan schlägt mit Eisenstange auf am Boden liegenden Fan
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Chaot schlägt mit Poller auf am Boden liegenden Fan ein

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Die Ansetzung des ohnehin als Risikospiel eingestuften rheinischen Derbys zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln auf Karnevalssamstag sorgt vielerorts für Kopfschütteln. "Wenn man alle Konstellationen bei der Spielplan-Gestaltung berücksichtigen will, wird man fast verrückt. Aber das ist eine unglückliche Ansetzung, die so eigentlich nicht passieren dürfte", sagt Deutschlands renommiertester Fanforscher Gunter A. Pilz dem SID.

"Es hätte sicher günstigere Termine gegeben, aber wir müssen damit leben", meint auch Mönchengladbachs Polizeisprecher Willy Thevesen. Die Polizei ist dennoch auf alle Eventualitäten vorbereitet, versichert er. Mit zahlreichen Maßnahmen - rund zehnmal so viele Polizisten wie bei normalen Spielen (bis zu 1400), Hubschrauber, Wasserwerfer, ein Glas- und Dosenverbot schon am Bahnhof sowie eine rigorose Trennung der Fangruppen - versucht die Polizei, Ausschreitungen vorzubeugen. Doch auf eine sehr wichtige muss sie diesmal verzichten. "Ein Maskierungsverbot an Karneval ist schlecht umsetzbar", betont der Polizeisprecher im SID-Gespräch.

Dies könnte es schwieriger machen, die Einhaltung der 130 Bereichs-Betretungsverbote zu überwachen. Möglicherweise wird die Polizei deshalb anordnen, dass sich diese szenebekannten Hooligans am Samstagmittag bei ihrer zuständigen Polizeiwache melden. Doch auch wenn sie dies nicht tun und den - mit einer Geldbuße zu ahnenden - Weg ins Stadionumfeld suchen, beschert ihnen eine Karnevalsmaske keineswegs freie Bahn. "Die szenekundigen Beamten kennen ihre Pappenheimer", versichert Thevesen: "Und wenn wir Anlass dazu sehen, können wir den Personalausweis anfordern oder auch mal unter die Maske schauen."

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Pilz fordert wegen der besonderen Umstände einfach "eine konsequente Umsetzung der klaren Stadionordnung, nach der Vermummung im Stadion verboten ist". Dies sei vor allem in Blöcken erforderlich, in denen der Einsatz von Pyrotechnik zu erwarten sei, da die Übeltäter in diesen Fällen üblicherweise durch Videoaufnahmen überführt werden.

Doch in der Arena passiert erfahrungsgemäß am wenigsten. "Wenn wir die Fans einmal im Stadion haben, ist meistens alles gut", sagt Thevesen. "Ich bezweifele, dass eine Karnevalsmaske bei einer Schlägerei hilfreich wäre", äußert derweil Pilz und befürchtet zumindest in dieser Hinsicht keine erschwerenden Umstände: "Diejenigen, die auf Randale aus sind, machen das unabhängig vom Karneval."

Doch auch die Ausschreitungen beim Hinspiel, als Kölns Präsident Werner Spinner nach der Bilanz mit 93 Ingewahrsamnahmen, sechs leicht verletzten Personen und 22 Strafanzeigen von "bekloppten Heinis" sprach, führte die Polizei auf "Gewalttäter statt Fußball-Fans" zurück. Sprich: Personen ohne Interesse am Sport, die den Massen-Auflauf als Bühne suchen, "um in der Anonymität der Masse unterzutauchen und ihre Gewaltbereitschaft auszuleben", wie Pilz es ausdrückt.

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Deshalb ist auch die Tatsache, dass beide Teams sportlich absolut im Soll sind, nicht beruhigend. "Von der reinen Tabellen-Konstellation her wäre es diesmal problemlos", betont Thevesen: "Aber das spielt beim Derby leider keine Rolle."

Dennoch. Nachdem die Ansetzung auf das Karnevals-Wochenende in beiden Städten zunächst für Verwunderung sorgte, sei der Samstagmittag zumindest günstiger als ein Abendspiel.

Pilz vertraut der Polizei grundsätzlich. "Ich denke, sie wird es so im Griff haben, dass Szenarien wie in den 80er-Jahren vermieden werden", sagt er: "Ein Restrisiko bleibt trotz aller Vorkehrungen immer." Vor allem am Karnevalssamstag im Rheinland.

(sid)
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