Saisonfazit von Simon Rolfes „Wir sind zweckmäßig ins Ziel gekommen“

Leverkusen · Bayer Leverkusens Spielzeit lässt sich grob in drei sehr unterschiedliche Kapitel unterteilen. Sportdirektor Simon Rolfes zieht entsprechend eine gemischte Bilanz – und ist gedanklich schon auf dem Weg in die kommende Saison.

 Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes ist insgesamt eher enttäuscht von der abgelaufenen Saison.

Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes ist insgesamt eher enttäuscht von der abgelaufenen Saison.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Saison ist vorbei und die Punkte sind verteilt – trotzdem hat Bayers Sportdirektor Simon Rolfes viel zu tun. Gerardo Seoane ist seit Montagabend für ein paar Tage in Leverkusen. Der neue Trainer der Werkelf ist für erste Abstimmungen angereist. „Wir machen Vorbesprechungen, planen den Sommer, vereinbaren Termine“, erklärt Rolfes. So ist zum Beispiel wieder ein Trainingslager in Österreich geplant, voraussichtlich ab Mitte Juli für eine Woche – „wenn die äußeren Umstände es erlauben“, schränkt der 39-Jährige mit Blick auf die Pandemie ein. Sein Fokus richtet sich auf die Zukunft. Die Rückschau auf eine Saison mit drei sehr unterschiedlichen Kapiteln fällt gemischt aus.

Kapitel 1: Der Höhenflug

Der Start verlief relativ verhalten, doch dann drehte die Werkself unter Trainer Peter Bosz auf, blieb bis zum 12. Spieltag ungeschlagen und eroberte gar die Tabellenführung. In der Europa League schloss die Mannschaft die Gruppenphase als Erster ab – mit fünf Siegen, einer Niederlage und 21:8 Toren. „Punktetechnisch war das gut, aber wir haben viele Spiele auch durch Standardsituationen für uns entschieden und es ist insgesamt viel für uns gelaufen.“ Das Momentum sei auf Bayers Seite gewesen. „Wir waren effizient, hatten einen Lauf und viele für uns sehr günstige Spielverläufe.“ So hatte die Werkself Ende 2020 vielleicht auch ein paar durch Glück generierte Punkte auf dem Konto.

Kapitel 2: Der Zusammenbruch

Der Abwärtstrend setzte mit der 1:2-Heimniederlage gegen Bayern München ein. In letzter Sekunde erzielte Robert Lewandowski den Siegtreffer. Für Rolfes war das aber nicht unbedingt der Auslöser für alles, was danach kam. „Ich glaube nicht, dass das der Knacks war, sondern eher die Winterpause, aus der wir nicht gut gekommen sind. Wir hatten nicht mehr diese Griffigkeit und haben uns häufig schwer getan, Tore zu erzielen.“ Die Ergebnisse blieben aus und das Momentum war weg. So entwickelte sich nach und nach ein Negativlauf, der nicht aufzuhalten war. Als Tiefpunkte ragen das 1:2 nach Verlängerung im DFB-Pokal beim Viertligisten Rot-Weiß Essen und das Aus in der Europa League gegen die von Seoane trainierten Young Boys Bern (3:4/0:2) heraus. Nach dem desolaten 0:3 in der Liga bei Hertha BSC am 26. Spieltag musste Bosz gehen. „Wir standen immer wieder vor den gleichen Problemen und die Gegner hatten sich auf unsere Art zu spielen, eingestellt.“ Niederlagen seien stets auf ähnliche Weise zustande gekommen. Die Pleite in Berlin sei „der Zusammenbruch des ganzen Systems“ gewesen. „Da war klar, dass wir handeln müssen, um noch das Ziel Europa League zu sichern.“

Kapitel 3: Das Plateau

Hannes Wolf übernahm die verunsicherte Mannschaft und verpasste ihr defensive Stabilität. Doch die offensive Dynamik litt bisweilen unter dem Ansatz des Interimscoaches. So spielte Bayer die Achterbahn-Saison vergleichsweise bieder zuende. Die Ergebnisse des 40-Jährigen waren ordentlich. Er übernahm die Werkself auf Platz sechs und hielt sie auf Platz sechs. Durch Dortmunds Pokalsieg reichte das, um sich für die Europa League zu qualifizieren. „Wir sind zweckmäßig ins Ziel gekommen“, beschreibt Rolfes das letzte Drittel. „Am Ende sind wir natürlich nicht zufrieden mit der Saison.“ In allen drei Wettbewerben sei mehr drin gewesen, ist der Sportdirektor überzeugt. „Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir extrem viele Langzeitverletzte hatten.“ In der kommenden Saison wolle Bayer mit vollen Akkus wieder „richtig angreifen und die Maßstäbe hoch ansetzen“, betont Rolfes – dann mit Seoane an der Seitenline.

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