1:3-Niederlage in Dortmund Bayers Ikone Lars Bender trifft zum Abschied

Dortmund · In einem Spiel der großen Abschiede erzielen Erling Haaland und Marco Reus die Tore für den BVB, der Platz drei behauptet. Lars Bender erlebt seine letzten Bundesligaminuten auf dem Rasen – und erzielt den 3:1-Endstand per Elfmeter.

 Dortmunds Julian Brandt (l) im Kopfballduell mit Leverkusens Sven Bender.

Dortmunds Julian Brandt (l) im Kopfballduell mit Leverkusens Sven Bender.

Foto: AP/Martin Meissner

Der aus Leverkusener Sicht schönste Moment im Auswärtsspiel in Dortmund ereignete sich in der 89. Minute. Bayers scheidender Interimstrainer Hannes Wolf wechselte Lars Bender für Sven Bender ein. Es waren die letzten Bundesligaminuten für den langjährigen Kapitän und inzwischen auch Ehrenspielführer der Werkself, der nach rund zwölf Jahren bei den Rheinländern die Fußballschuhe an den Nagel hängt. So konnte der 32-Jährige, der nach seiner Operation am Meniskus seit Monaten nicht mehr zum Einsatz kam, seine Karriere doch noch auf dem Rasen beenden – und das auch noch mit einem Elfmetertor. Weniger erfreulich war das Ergebnis aus Sicht der Gäste: Am Ende flimmerte eine 1:3 (0:1)-Niederlage über die Videowand im leeren Stadion.

Schon vor dem Anpfiff war klar, dass es an diesem Nachmittag vor allem um Abschiede gehen würde. Sven Bender führte die Werkself in seinem letzten Bundesligaspiel als Kapitän auf den ihm wohlbekannten Rasen, auf der Gegenseite trug Lukasz Piszczek die Binde. Der Pole verabschiedet sich nach elf Jahren in Schwarz-Gelb vom BVB. Gepfiffen wurde die Partie zudem von Manuel Gräfe, der mit 47 Jahren das festgelegte Alterslimit für Schiedsrichter erreicht hat und gezwungenermaßen in Ruhestand geht – eine Regelung, die in den vergangenen Wochen häufig kritisiert wurde. Gräfe gilt als einer der beliebtesten Unparteiischen in Deutschland. Seine Ausbootung wegen des Alters kann niemand so recht verstehen.

Doch damit nicht genug: Auch für die beiden eng befreundeten Interimstrainer Hannes Wolf und Edin Terzic war es das letzte Spiel im jeweiligen Amt. Marcel Schmelzer wurde indes noch nicht offiziell verabschiedet. Er setzt seine Reha nach schwerer Knieverletzung in Dortmund auch über seinen auslaufenden Vertrag hinaus fort und soll danach eine noch nicht näher definierte Aufgabe im Verein übernehmen.

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Foto: dpa/Friso Gentsch

Es hing also Wehmut in der Luft, von der sich Erling Haaland aber nicht abhalten ließ. Nach fünf Minuten erzielte der Norweger das 1:0, nachdem Kerem Demirbay vor dem eigenen Strafraum den Ball an den ehemaligen Leverkusener Julian Brandt verloren hatte. Über den brasilianischen Startelfdebütanten Reinier landete die Kugel am im Abseits stehenden und unbeteiligt die Hände hebenden Marco Reus vorbei bei Haaland, der mit einem Flachschuss ins lange Eck sein 26. Saisontor erzielte.

Danach passierte zunächst nicht viel, Dortmund wurde aber zunehmend passiver und Leverkusen kam besser ins Spiel. Ein Beleg dafür ist der letztlich missratene Distanzschuss von Demarai Gray (29.), ein noch besserer die Großchance von Paulinho, der eine schön herausgespielte Vorarbeit von Karim Bellarabi aus kurzer Distanz auf den Kasten von Roman Bürki brachte. Doch der Schweizer reagierte mit einem starken Reflex und verhinderte den Ausgleich (35.). So ging es mit der knappen Führung des BVB in die Kabinen.

Die zweiten 45 Minuten begannen ebenfalls mit einem frühen Treffer der Gastgeber. Marco Reus trat vom linken Strafraumeck einen Freistoß, der Ball setzte einmal tückisch auf und sprang am verdutzten Lukas Hradecky vorbei ins Tor der Werkself. Das Tor hielt auch der recht langen Überprüfung durch den Videobeweis stand, Thomas Delaney und Reinier waren aus abseitsverdächtiger Position vorab nicht mehr am Ball (51.).

Dortmund bot nun ein anderes Bild als vor dem Seitenwechsel, agierte etwas aggressiver und zielstrebiger als die Gäste. Bayer hatte Probleme, zu einer klaren Linie zu finden und tat sich mit den gut organisierten Borussen schwer. Demarai Gray hatte zwar ein paar gute Abschlüsse, doch entweder waren Bürki oder die eigene Unpräzision im Weg. Auch Sven Bender hatte noch eine gute Kopfballchance nach einer Ecke von Gray, doch der Schweizer Schlussmann hatte erneut das letzte Wort und verhinderte ein wenig fußballunromantisch das Abschiedstor des 32-Jährigen (66.).

So plätscherte die Partie im Dortmunder Dauerregen zunehmend dahin – mit Gelegenheiten auf beiden Seiten, die aber nicht wirklich zwingend waren. Wendell leistete sich kurz vor dem Abpfiff indes noch einen kuriosen Aussetzer. Der Brasilianer spielte Haaland unbedrängt den Ball vor dem eigenen Strafraum in die Füße. Der Norweger ließ sich freilich nicht lange bitten, umkurvte Hradecky und erzielte das 3:0 (83.). Dann schlug die Stunde von Lars Bender. Frisch eingewechselt trat er zum Elfmeter an, nachdem Patrik Schick im Strafraum gefoult wurde. Bürki verzichtete auf eine ernsthafte Parade – eine nette Geste zum Abschied der Bayer-Ikone (90.).

Dass Leverkusen die Saison auf Platz sechs beenden würde, stand schon vor der Partie fest. Und Dortmund behauptet mit dem ungefährdeten Heimsieg den dritten Tabellenplatz vor dem VfL Wolfsburg.

Statistik

Dortmund: Bürki - Piszczek (75. Passlack), Akanji (63. Hummels), Can, Schulz - Dahoud (46. Bellingham), Delaney - Brandt, Reus (63. Sancho), Reinier (79. Reyna) - Haaland. - Trainer: Terzic

Leverkusen: Hradecky - Tah, Dragovic, Sven Bender (89. Lars Bender), Wendell - Aranguiz (89. Baumgartlinger), Demirbay - Bellarabi (73. Diaby), Wirtz (66. Schick), Gray - Paulinho (66. Gedikli). - Trainer: Wolf

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)

Tore: 1:0 Haaland (5.), 2:0 Reus (51.), 3:0 Haaland (84.), 3:1 Lars Bender (89., Foulelfmeter)

Zuschauer: keine

Beste Spieler: Bürki, Haaland - Demirbay, Bellarabi

Gelbe Karten: keine

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