„Haben Moral bewiesen“ Leverkusen holt Schwung für das Derby in Köln

Sevilla · Robert Andrich und Jonathan Tah werten das 1:1 bei Betis Sevilla als richtige Reaktion auf die Schmach gegen den FC Bayern. Das nächste intensive Duell wartet auf die Werkself am Sonntag in Köln.

 Bayer Leverkusens Robert Andrich (r.) freut sich über das Tor zum 1:1 in Sevilla.

Bayer Leverkusens Robert Andrich (r.) freut sich über das Tor zum 1:1 in Sevilla.

Foto: dpa/Jose Luis Contreras

Robert Andrich war nach dem 1:1 bei Betis Sevilla zwar nicht euphorisch, aber doch guter Laune. Der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen sprach von einem verdienten Punkt gegen die Spanier, schwärmte von der enthusiastischen Stimmung im Estadio Benito Villamarín und hob die starke Moral der Werkself hervor. Sein Treffer zum Endstand war keiner für die Galerie, sondern eher einer Mischung aus Wucht und Zufall geschuldet. Sevillas William Carvalho fälschte den gewagten Distanzschuss von Andrich in der 82. Minute unhaltbar für Torwart Claudio Bravo ab, nachdem er bereits den Ball fahrlässig vor die Füße des Leverkuseners „geklärt“ hatte.

„Ich freue mich über das sehr glückliche Tor, aber es ist eben auch ein Tor. Es ist wichtig, dass wir den Punkt mitgenommen haben“, kommentierte Andrich seinen ersten Treffer im Europapokal. Es war allerdings etwas bizarr, dass die Partie bis zur Schlussviertelstunde torlos blieb. Bayer und Betis lieferten sich einen intensiven Schlagabtausch. Die Gäste hätten früh führen können. Lucas Alario und Moussa Diaby vergaben gute Gelegenheiten, auch Amine Adli hatte in Bayers starker Anfangsphase das 1:0 auf dem Fuß.

Doch mit zunehmender Spieldauer kamen die Gastgeber besser ins Spiel. Es ging bisweilen hitzig zu auf den Rängen, die Dezibelzahl stieg mit jeder gelungenen Aktion des Teams von Trainer Manuel Pellegrini. Sevilla wurde griffiger, kombinierte bisweilen ansehnlich und kam zu mehreren gefährlichen Abschlüssen, verpasste die Führung aber ebenfalls.

Das erledigte Borja Iglesias dann aber doch noch in der 75. Minute per videobeweisgeprüften Handelfmeter. Jeremie Frimpong sprang bei einem Klärungsversuch im Strafraum der Ball an den linken Arm – und plötzlich lief Bayer einem Rückstand hinterher. Allerdings nur für etwa sieben Minuten, ehe Andrich mit seinem Glückstreffer zur Stelle war.

„In der ersten Halbzeit hätten wir ein Tor machen müssen. Wir sind gut reingekommen, haben aber unsere Chancen nicht genutzt. Und dann hat Betis die Qualität, gut Fußball zu spielen“, resümierte der Sommerzugang und fasste die wichtigste Erkenntnis des Abends zusammen: „Wir haben gut dagegengehalten. Ich glaube, dass es wichtig war, dass wir nach dem 0:1 Moral bewiesen haben. Das nehmen wir aus dem Spiel mit und das ist wichtig für uns.“

Ein Grund für die Freude über ein Remis beim aktuell achten der Primera División ist am vergangenen Sonntag zu finden, an dem sich Bayer vom FC Bayern vorführen ließ und mit 1:5 unterging. Darauf die richtige Reaktion zu zeigen, war neben der Verteidigung der Tabellenführung in Gruppe G der Europa League die eigentliche Mission in Sevilla. Beides ist geglückt.

Betis Sevilla - Leverkusen: die Werkself in der Einzelkritik
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Foto: dpa/Jose Luis Contreras

Bayer und Betis bleiben ungeschlagen und mit jeweils sieben Zählern punktgleich. Dank der besseren Tordifferenz hat die Werkself im Kampf um den direkten Einzug ins Achtelfinale nach drei von sechs Spielen zumindest einen kleinen Vorteil. „Der Ausgleich war sehr wichtig“, betonte auch Jonathan Tah. „Es war zwar kein schönes Tor, aber wir haben es uns erarbeitet. Wir sind nicht zufrieden, dass wir nicht gewonnen haben, aber es war trotzdem ein gutes Spiel von uns.“

Am Sonntag steht das nächste überaus intensive Duell für die Mannschaft von Trainer Gerardo Seoane an (15.30 Uhr). Leverkusen ist beim Erzrivalen in Köln zu Gast und wird in der benachbarten Domstadt auf ein ähnlich frenetisches Publikum wie in Sevilla treffen. „Das Wichtige ist, dass wir wieder ein anderes Gesicht gezeigt und unsere Qualitäten auf den Platz gebracht haben“, sagte Tah. Das gebe der Mannschaft sehr viel Selbstvertrauen – und das 1:5 gegen München sei abgehakt. Bayer habe den Charaktertest in Sevilla „auf jeden Fall“ bestanden, betonte der Innenverteidiger.

Ein weiterer wartet bereits am Sonntag in Köln.

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