Havertz, Volland, Alario Bayers Torfabrik droht der Zerfall

Leverkusen · Kai Havertz zieht es zu Chelsea, Kevin Vollands Vertragsverlängerung stockt und Lucas Alarios Berater kokettiert mit einem Wechsel seines Schützlings. Das Trio war in der vergangenen Saison für mehr als die Hälfte aller Tore von Bayer Leverkusen verantwortlich.

 Kai Havertz und Kevin Volland (r.) bejubeln ein Tor von Lucas Alario (l.).

Kai Havertz und Kevin Volland (r.) bejubeln ein Tor von Lucas Alario (l.).

Foto: imago images/O. Behrendt

Jüngsten Berichten zufolge haben sich Bayer Leverkusen und der FC Chelsea im Poker um Kai Havertz deutlich angenähert. Englische Medien ordnen die Verhandlungen beider Klubs als produktiv ein, sowohl die Verantwortlichen der Werkself als auch die der „Blues“ sind an einer schnellen Lösung interessiert. Das gilt auch für Havertz selbst, der sich dem Vernehmen nach längst mit den Londonern einig ist. Er soll einen Vertrag bis 2025 unterschreiben und insgesamt rund 100 Millionen Euro Gehalt kassieren. Jetzt geht es nur noch um die Ablösesumme. Es läuft übereinstimmenden Berichten auf einen Sockelbetrag um die 80 Millionen Euro hinaus, der durch etwaige Boni auf die von Bayer eisern geforderten 100 Millionen kommt.

Sportlich wäre der Abgang des Leistungsträgers und Torjägers freilich ein herber Verlust. Der 21-jährige Nationalspieler ist im zweiten Jahr in Folge Topscorer der Werkself, erzielte 2019/2020 wettbewerbsübergreifend 18 Tore und bereitete neun Treffer vor. Aber auch über die blanken Zahlen hinaus ist er eigentlich unersetzbar – vor allem wegen seiner Qualitäten als Spielmacher, aber auch als Identifikationsfigur nach über zehn Jahren bei Bayer 04.

Doch der Transfer spült freilich viel Geld in Bayers Kasse. „Wenn er nicht geht, werden wir in diesem Sommer nicht viel auf der Zugangsseite machen. Wenn er gehen sollte, gibt es etwas mehr Spielraum und neue Möglichkeiten“, sagte Sportdirektor Simon Rolfes unter der Woche auf Nachfrage unserer Redaktion. Es ist wohl keine gewagte These, dass im Hintergrund bereits Überlegungen laufen, wie die enorme Lücke geschlossen werden könnte, die Havertz hinterließe.

Doch es ist möglich, dass Rolfes noch zwei weitere Baustellen im Angriff beheben muss. Seit Monaten ziehen sich die Vertragsverhandlungen mit Kevin Volland hin, der mit zwölf Toren sowie zehn Vorlagen in der abgelaufenen Saison zweitbester Scorer im Team von Trainer Peter Bosz war.

„Ich kann nichts Neues zu dem Thema sagen. Wir sind weiterhin in Gesprächen, aber es gibt noch unterschiedliche Vorstellungen. Die grundsätzliche Bereitschaft, ihn zu halten, haben wir“, betonte Rolfes. Knackpunkt dürften die Gehaltsvorstellungen des Angreifers sein, der noch bis 2021 Vertrag in Leverkusen hat. Angeblich haben Klubs aus England und Frankreich Interesse an dem 28-Jährigen. Sollte es zu keiner Einigung über eine Vertragsverlängerung kommen, ist ein Wechsel in dieser Transferperiode realistisch.

Und dann ist da noch Lucas Alario. Der Argentinier hat mit zwölf Toren und drei Vorlagen in vergleichsweise wenig Spielminuten (1911) eigentlich viele Argumente für mehr Einsatzzeit geliefert, doch Trainer Peter Bosz gab im Fall der Fälle meist Volland oder Havertz den Vorzug im Sturmzentrum. Alarios Berater Pedro Aldave hat sich nun in einer argentinischen Radiosendung kritisch darüber geäußert. „Es ist nicht gut, einen Ferrari im Lager zu haben“, sagte er mit Blick auf den Status seines Schützlings. Weil sich Bayer nicht dauerhaft von dem Nationalspieler trennen wolle, schwebe Aldave eine Leihe vor: „Wir haben es bereits mit den Verantwortlichen besprochen. Wir werden versuchen, ihn rauszuholen, damit er spielen kann.“

An möglichen Abnehmern mangelt es Rolfes zufolge nicht. „Bei Lucas gibt es im Grunde in jeder Transferphase Interessenten. Er hat eine sehr, sehr gute Quote und wenn er spielt, macht er auch seine Tore“, sagt der 38-Jährige. „Das sehen natürlich auch andere Vereine.“ Er könne verstehen, dass Alario gerne mehr spielen würde und mit seiner Situation unzufrieden sei. „Wir wissen aber auch, was wir an ihm haben. Er ist ein sehr guter, sehr professioneller Spieler, der immer alles gibt – ein Top-Profi.“

Doch mit lobenden Worten alleine wird sich die Situation wohl nicht besänftigen lassen. Dafür braucht es eine klare sportliche Perspektive für Alario. Ansonsten dürfte auch der Argentinier einen Wechsel forcieren.

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