Zwei Tore, eine Vorlage Bühne frei für Paulinho

Leverkusen · Der 19-jährige Brasilianer spielt sich mit einer Galavorstellung gegen Eintracht Frankfurt ins Rampenlicht. Die Offensive der Werkself ist um eine interessante Variante reicher.

 Paulinho verbeugt sich vor den Fans.

Paulinho verbeugt sich vor den Fans.

Foto: dpa/Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Nach 90 ereignisreichen Minuten in der BayArena war Paulinho ein gefragter Mann. Mit zwei Toren sowie einer Vorlage hatte er Bayer Leverkusen zum 4:0 (2:0)-Sieg gegen Eintracht Frankfurt geführt. Es war eines der bemerkenswertesten Startelf-Debüts der jüngeren Bundesligageschichte – auch, weil Trainer Peter Bosz ein Wagnis einging.

Auf gleich sechs Positionen veränderte der Niederländer seine Startelf im Vergleich zum 3:1-Pokalsieg gegen Union Berlin unter der Woche. Dabei ließ er Kai Havertz erstmals als Mittelstürmer beginnen – und Paulinho nahm die Position des zentralen, offensiven Mittelfeldspielers ein. Das klappte hervorragend: Havertz erzielte das 1:0 (4.), Karim Bellarabi nach Vorlage von Paulinho das 2:0 (14.) und in der zweiten Halbzeit traf Paulinho doppelt (49./55.), wofür Bellarabi und Havertz die Vorarbeit leisteten. Streckenweise zerlegten die variabel spielenden Gastgeber Frankfurts Abwehr. Das 4:0 war noch ein schmeichelhaftes Ergebnis für die Hessen.

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Der Umbau der Anfangsformation ist zum einen dem dicht getakteten Spielplan geschuldet, in dem derzeit eine Englische Woche der nächsten folgt, und der Verletzung von Kevin Volland (Syndesmoseriss). So bleibt in Lucas Alario nur ein gelernter Mittelstürmer übrig, der allerdings zuletzt nicht überzeugte. Also baute Bosz seine Offensive um. „Wenn wir nur Lucas Alario haben, ist das zu wenig“, erklärte der Trainer nach der Gala seiner Mannschaft. „Ich glaube, wir haben gezeigt, dass wir das als Team lösen können.“ Dass Havertz auch in Zukunft häufiger als vorderste Spitze auflaufen könnte, ist durchaus denkbar: „Für mich ist Kai ohnehin eher ein offensiver Spieler“, sagte Bosz, der nun um eine interessante Option reicher ist.

Für den Mann des Spiels hatte der 56-Jährige viele lobende Worte übrig. „Paulinho ist als linker Außenstürmer zu uns gekommen, aber ich habe schon damals gesagt, dass ich ihn mehr als offensiven Mittelfeldspieler sehe“, sagte der Niederländer. Mit seinem Debüt könne der Brasilianer freilich „sehr zufrieden“ sein.

Das war er. Die Interviews im Anschluss eines Spiels, das Bayers Ambitionen auf einen Champions-League-Platz eindrucksvoll untermauert, brachte er vergleichsweise routiniert hinter sich. „Das war heute sehr erleichternd“, sagte der Doppeltorschütze. „Ich habe lange warten müssen, aber ich wusste, dass ich meine Leistung bringen muss, wenn ich meine Chance bekomme. Das ist mir zum Glück gelungen.“

Im Sommer 2018 war er für 18,5 Millionen Euro von Vasco da Gama nach Leverkusen gewechselt – mit dem Image, eines der größten brasilianischen Offensivtalente zu sein. Seitdem kam er nur sporadisch zum Einsatz und war in in fast jedem Transferfenster ein Kandidat für eine Leihe zwecks Spielpraxis. Nun hat er sich ins Rampenlicht gespielt. Dass er bislang so selten zum Einsatz gekommen ist, versteht der 19-Jährige. „Das ist natürlich nicht einfach, aber wir wollen alle spielen“. Wie die Partie gegen die schwache Eintracht verlaufen sei, und dass er seiner Mannschaft habe helfen können, mache ihn jedenfalls „sehr glücklich“.

Ansprüche auf mehr Einsatzzeit leitet der Brasilianer, der Anfang des Jahres mit Brasiliens Olympia-Auswahl die Qualifikation für die Sommerspiele in Tokio erreichte, daraus aber nicht ab. Die Zeit mit der U23-Auswahl Brasiliens, die in Kolumbien um die Olympia-Teilnahme spielte, habe ihm sehr geholfen, in Form zu kommen und besser zu werden. In sieben Partien erzielte er drei Tore, bereitete vier vor und führte die Mannschaft zur Qualifikation. „Das war sehr gut für mich. Ich brauchte den Rhythmus, über mehrere Spiele zum Einsatz zu kommen. Diese Chance hatte ich – und ich bin sehr stolz, dass ich sie genutzt habe. Jetzt habe ich auch in Leverkusen gezeigt, dass ich da bin, aber es ist immer der Trainer, der entscheidet, wann ich spiele.“

Gegen Frankfurt hat sich Bosz für Paulinho entschieden – und es ist wahrscheinlich, dass es nicht das letzte Mal war.

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