Wie in den USA oder Großbritannien Krankenhausgesellschaft will Notfallzulassung für Corona-Impfstoff

Frankfurt/Main · Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert eine Notfallzulassung für den Impfstoff gegen das Coronavirus, um noch vor Weihnachten mit dem Impfen beginnen zu können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn spricht sich weiter dagegen aus.

 Eine Spritze auf mit dem neuen Corona-Impfstoff des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer.

Eine Spritze auf mit dem neuen Corona-Impfstoff des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer.

Foto: dpa/Elise Amendola

„Ich frage mich, ob wir wirklich bis zum 29. Dezember brauchen, um in Europa eine Zulassung des Impfstoffs zu erreichen. Europa sollte auch versuchen, schon vorher eine Notfallzulassung zu schaffen“, sagte der Präsident der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag). „Dann könnten wir noch vor Weihnachten mit mobilen Teams in die Pflegeheime gehen und die Bewohner dort impfen“, fügte er hinzu.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich gegen eine Notfallzulassung aus. Bei dieser würde sicher darüber diskutiert, ob genug geprüft worden sei, sagte er am Montagabend im „Polittalk aus der Hauptstadt“ von rbb Inforadio, „Süddeutscher Zeitung“ und Bertelsmann Stiftung. Es werde eine bedingte europäische Zulassung geben, sagte er: „Damit sind wir mit allen 27 Mitgliedstaaten angetreten, nicht zuletzt um Vertrauen zu erhalten.“

„Wir tun alles dafür, dass noch im Dezember losgehen kann mit dem Impfen“, sagte Spahn. Ein konkretes Datum nannte er aber nicht.

FDP-Chef Christian Lindner sagte dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“, die Bundesregierung solle auf die europäische Impfstoffzulassungsbehörde EMA einwirken, dass es baldmöglichst zu einer Zulassung des Impfstoffs komme. „Das kann noch in dieser Woche möglich sein“, sagte er.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die EMA für die Dauer des Verfahrens. Eine Notfallzulassung sei auch in Deutschland rechtlich möglich, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag) mit Blick auf Großbritannien. Sie sei aber nicht vorbereitet worden, weil man mit der Verzögerung der Zulassung auf europäischer Ebene nicht habe rechnen können. „Einer Zulassung steht nämlich meiner Ansicht nach nichts mehr im Wege, sie wäre jetzt möglich. Daher überrascht es mich, dass sie noch nicht da ist“, sagte Lauterbach

Für eine Notfallzulassung in Deutschland sei es inzwischen zu spät, fügte der SPD-Bundestagsabgeordnete hinzu. Sie würde jetzt längere Zeit in Anspruch nehmen, als den Abschluss der Zulassung auf EU-Ebene abzuwarten.

„Ich nehme an, dass wir erst im Januar impfen können. Jetzt kommt es darauf an, die Impfungen vorzubereiten und bis dahin vor allem Menschen in den Pflegeheimen besonders zu schützen“, sagte Lauterbach. Ohnehin könne man mit den Impfstoffen von Biontech und Moderna „die Bevölkerung nicht breit impfen, zumindest nicht in 2021. Die Impfdosen würden dafür nicht ausreichen“. Nötig sei dafür die Zulassung des Impfstoffs Astra Oxford, sie solle im Januar in den USA geschehen.

(ahar/epd)
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