Demos in Spanien und der Türkei Tausende gehen gegen Gewalt an Frauen auf die Straße

Madrid · „Gewalt gegen Frauen ist eine globale Krise“: Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen machen Hilfsorganisationen auf die weltweite Situation von Betroffenen aufmerksam. In zahlreichen Städten gab es Demonstrationen.

Eine Gruppe von Frauen nimmt an einer Kundgebung am Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen teil.

Eine Gruppe von Frauen nimmt an einer Kundgebung am Internationalen Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen teil.

Foto: dpa/Jorge Gil

In Spanien und der Türkei sind am Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen. In Madrid und Barcelona beteiligten sich am Donnerstag tausende Menschen an Demonstrationen und forderten auf Transparenten "Genug der männlichen Gewalt gegen Frauen. Lösungen jetzt!". In der türkischen Metropole Istanbul setzte die Polizei Tränengas gegen die Demonstranten ein.

Auch in Valencia, Sevilla und weiteren spanischen Städten demonstrierten zahlreiche Menschen für die Rechte von Frauen. In Spanien hat der Kampf gegen häusliche Gewalt einen hohen Stellenwert. 2004 verabschiedete das spanische Parlament mit überwältigender Mehrheit das erste europäische Gesetz zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt.

"Wir werden nur dann eine gerechte Gesellschaft sein, wenn wir mit jeder Art von Gewalt gegen Frauen Schluss machen", erklärte der sozialistische Regierungschef Pedro Sánchez am Donnerstag auf Twitter.

In Istanbul nahmen mehrere hundert Menschen an einer Kundgebung gegen Gewalt an Frauen teil. Sie trugen Banner mit der Aufschrift "Schweigt nicht zu männlicher Gewalt" und forderten die Regierung auf, zur Istanbul-Konvention zurückzukehren. Als die Protestierenden versuchten, eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen, setzte die Polizei Tränengas ein.

Die Istanbul-Konvention des Europarats ist ein internationales verbindliches Abkommen zum Schutz von Frauen vor Gewalt. Im Juli war die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan aus dem Übereinkommen ausgetreten. Erdogan war damit konservativen und islamistischen Kreisen entgegengekommen. Diese hatten den Schritt mit der Begründung gefordert, die Konvention schade der Einheit der Familie und fördere Scheidungen sowie Homosexualität.

In der Türkei wurden nach Angaben der Organisation We Will Stop Femicide seit Anfang des Jahres insgesamt 345 Frauen getötet. In Spanien wurden in diesem Jahr bislang 37 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet.

Nach Angaben von UN Women, der Organisation der Vereinten Nationen für die Gleichstellung der Geschlechter, hat fast jede dritte Frau weltweit bereits körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. "Gewalt gegen Frauen ist eine globale Krise", sagte Sima Bahous, Leiterin von UN Women, in einer Videobotschaft.

Papst Franziskus rief dazu auf, bei Gewalt gegen Frauen nicht wegzusehen. "Die verschiedenen Formen der Misshandlung, die viele Frauen erleiden, sind feige und stellen eine Erniedrigung für Männer und für die gesamte Menschheit dar."

(lha/afp)
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