Nach Corona-Zwangspause New York feiert wieder große Thanksgiving-Parade

New York · Zehntausende Menschen in New York haben bei der traditionellen Thanksgiving-Parade riesigen Heliumballons zugejubelt. Amerikanische Ureinwohner erinnern derweil an die Unterdrückung durch europäische Siedler.

So war die Thanksgiving-Parade in New York
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Foto: AP/Eduardo Munoz Avarez

In den USA haben die Menschen zum zweiten Mal im Schatten der Corona-Pandemie das traditionelle Thanksgiving-Fest begangen. Nach einer weitgehenden Zwangspause im vergangenen Jahr jubelten in New York am Donnerstag wieder Zehntausende Menschen bei der traditionellen Thanksgiving-Parade riesigen Heliumballons zu. „Meine Botschaft lautet: Nach zwei Jahren (...) ist Amerika wieder da. Es gibt nichts, was wir nicht überwinden können“, sagte US-Präsident Joe Biden am Telefon im Gespräch mit einem Fernsehmoderator während der Parade.

Biden und seine Ehefrau Jill verschickten auch einen Videogruß an die Menschen im Land. „Nachdem wir im letzten Jahr getrennt waren, wissen wir die kleinen Momente, die wir nicht planen oder wiederholen können, jetzt umso mehr zu schätzen“, sagte Jill Biden. Der Präsident würdigte besonders den Einsatz des Militärs. Er und seine Ehefrau verbrachten das Fest gemeinsam mit der Familie auf der Ferieninsel Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts. Dort besuchte das Paar auch die Küstenwache und wünschte den Einsatzkräften ein frohes Thanksgiving-Fest.

Erst am Mittwochabend war bekannt geworden, dass dem 79 Jahre alten Biden in der vergangenen Woche ein „gutartig erscheinender“ Polyp aus dem Dickdarm entfernt worden war. Das röhrenförmige Adenom sei rund drei Millimeter groß gewesen, schrieb Arzt Kevin O'Connor in einem Brief. Ein Adenom sei eine langsam wachsende Geschwulst, gelte jedoch als mögliche Vorstufe einer Krebserkrankung. Derzeit seien keine weiteren Maßnahmen nötig. Das Gewebe solle nach der Entfernung am vergangenen Freitag nun untersucht werden.

Thanksgiving (Danksagung) ist in den USA einer der bedeutendsten Feiertage. Viele Familien kommen am verlängerten Wochenende zum traditionellen Truthahn-Essen zusammen. Das Reiseaufkommen im Land ist dann besonders hoch. Im vergangenen Jahr waren viele Menschen wegen der Pandemie zu Hause geblieben - dieses Mal war die Situation deutlich normaler. Zwar steigen auch in den USA die Corona-Zahlen wieder an - die Lage ist aktuell aber keineswegs vergleichbar mit Deutschland. Amerika war aber im Sommer von einer heftigen Delta-Welle getroffen worden. „Wir behalten diejenigen im Herzen, die wir verloren haben“, sagte Präsident Biden in seinem Videogruß.

In New York fand die Thanksgiving-Parade wieder auf der gewohnten Route und mit mehr als einem Dutzend Ballons statt. Unter anderem schwebten, Snoopy, Spongebob, ein Schlumpf und Chase von „PawPatrol“ am Central Park entlang und durch die Straßenschluchten Manhattans in Midtown. Im vergangenen Jahr hatte das Spektakel wegen der Pandemie coronakonform stattgefunden - deutlich kleiner, nur an einem Ort und für Zuschauer nur online zu sehen. Die Parade, die von der Kaufhauskette Macy's veranstaltet wird, fand in diesem Jahr zum 95. Mal statt.

Amerikanische Ureinwohner aus ganz Neuengland erinnern derweil in der Hafenstadt Plymouth an die Unterdrückung durch europäische Siedler. Für die Ureinwohner gebe es keinen Grund, die Ankunft der Siedler zu feiern, sagte Kisha James, Mitglied der Stämme der Aquinnah Wampanoag und Oglala Lakota und Enkelin von Wamsutta Frank James, dem Gründer des Nationalen Tags der Trauer. Am Donnerstag wird in den USA und Kanada Thanksgiving gefeiert, das Erntedankfest, bei dem an die Pilgerväter erinnert wird.

„Wir wollen die Menschen aufklären, damit sie verstehen, dass die Geschichten, die wir alle in der Schule über das erste Erntedankfest gelernt haben, nichts als Lügen sind. Die Wampanoag und andere indigene Völker haben seit der Ankunft der Pilgervölker sicherlich nicht glücklich gelebt“, sagte James. Für die Ureinwohner sei Thanksgiving ein Tag der Trauer, denn sie erinnerten sich an die Millionen Vorfahren, die von europäischen Kolonisten ermordet worden seien. „Heute sagen wir und viele indigene Völker im ganzen Land: "No Thanks, No Giving".“

Es war das 52. Jahr, in dem die United American Indians of New England diese Veranstaltung am Thanksgiving Day organisieren. Die Tradition begann im Jahr 1970. Angehörige indigener Völker und ihre Unterstützer wollten sich auf einem Hügel mit Blick auf den Plymouth Rock versammeln, einem Denkmal für die Ankunft der Pilger.

 Die Parade am Central Park West.

Die Parade am Central Park West.

Foto: AP/Seth Wenig

Die Teilnehmer wollten Trommeln schlagen, Gebete sprechen und das anprangern, was die Organisatoren als „das ungerechte System, das auf Rassismus, Siedlerkolonialismus, Sexismus, Homophobie und der profitorientierten Zerstörung der Erde beruht“ beschreiben, bevor sie durch das historische Viertel von Plymouth marschieren.

(lha/dpa)
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