Kreidesprüche in der Leverkusener City Aktionstag gegen verbale Gewalt an Frauen

Leverkusen-Wiesdorf · Mit Kreide-Sprüchen macht der „Runde Tisch gegen Gewalt an Frauen“ derzeit in der City auf „Catcalling“ aufmerksam, also auf eine Form von verbaler sexualisierter Gewalt, die sich in anzüglichen Sätzen zeigt wie: „Kann man Dich buchen?“

 „Nein heißt nein“ ist einer der Kreide-Sprüche, die derzeit in der City auf verbale Gewalt an Frauen aufmerksam machen wollen.

„Nein heißt nein“ ist einer der Kreide-Sprüche, die derzeit in der City auf verbale Gewalt an Frauen aufmerksam machen wollen.

Foto: Uwe Miserius

Anzügliche Kommentare, Rufe oder Hinterherpfeifen werden als „Catcalling“ bezeichnet  – viele Mädchen und Frauen  erleben diese Form verbaler sexualisierter Gewalt im Alltag, sagt Cornelia Richrath, Gleichstellungsbeauftragte im Frauenbüro. Das sogenannte „Catcalling“ hat die Gleichstellungsbeauftragte am Donnerstag mit dem „Runden Tisch gegen Gewalt an Frauen“ am Wiesdorfer Rialto Boulevard und vor der Rathausgalerie angekreidet. Wortwörtlich.

Sie schrieben Sprüche und Erinnerungen auf die Steine, die ihnen im Leben begegnet sind, oft ohne, dass es jemand bemerke, sagt Richrath. Lesen konnten Passanten zum Beispiel: „Nein heißt nein“, „Kann man dich buchen?“ und „Soll ich dich nach Hause begleiten, schöne Frau?“

Auch Passantinnen und Passanten beteiligten sich an der Aktion und tauschten sich untereinander aus, berichtet Andrea Frewer, die Leiterin der Frauennotruf-Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt in Leverkusen. Dabei hinterließen auch zwei junge Leverkusenerinnen, die elf und zwölf Jahre alt sind, einen Kreidespruch: #stopfollowing. Eine der beiden berichtet: „In der Schule hatten wir Nachhilfe, und danach gab es zwei Jungs, die mich verfolgt haben. Ich musste mit dem Bus fahren und habe mich dann hinten versteckt. Das war echt gruselig.“ Sie habe ihre Mutter danach direkt angerufen, sagt sie. Gefunden worden sei sie von den größeren Jungs „zum Glück“ nicht.

Dass auch Mädchen „Catcalling“ erfahren, sei nicht ungewöhnlich, betont Cornelia Richrath: „Sobald man sich als weibliche Person im öffentlichen Leben zeigt, passiert das immer wieder.“ Auch mit elf oder zwölf, „bis ins hohe Alter“.

Andrea Frewer kritisiert: „Das Problem an ,Catcalling’ ist, dass es in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht wirklich als sexuelle Belästigung wahrgenommen wird.“ Dabei sei „Catcalling“ nicht normal, in anderen Ländern werde es bestraft. Sie unterhielt sich am Donnerstag auch mit Männern: Manche lachten, andere zeigten Verständnis und betonten, sie wollten nicht, dass Kumpels sich so verhielten. Ein paar Tage können die Kreidesprüche in Wiesdorf noch gelesen werden.

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