Bauernproteste in Sonsbeck Mahnende Worte am Mahnfeuer

Sonsbeck · Etliche Sonsbecker Bauern fürchten um ihre Zukunft. Daher machten sie an einem Mahnfeuer auf ihre Anliegen aufmerksam. Viele glauben nicht, dass junge Menschen noch Sinn darin sehen, einen Hof zu übernehmen.

 Landwirt Johannes van Betteray war einer der Bauern, die am Sonsbecker Mahnfeuer auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht haben.

Landwirt Johannes van Betteray war einer der Bauern, die am Sonsbecker Mahnfeuer auf ihre Anliegen aufmerksam gemacht haben.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Stell dir vor, du fährst über Land, und es gibt keine Bauernhöfe mehr. Ein düsteres Szenario, das angesichts der immer größer werdenden Auflagen, die die Politik den Landwirten aufs Auge drückt, durchaus realistisch ist. Daher haben sich Landwirte aus ganz Nordrhein-Westfalen in einem losen Netzwerk selbst organisiert. Nach den viel beachteten Protestfahrten entzündeten sie nun am Samstag bundesweit Mahnfeuer, um auf sich aufmerksam zu machen, mit Menschen in den Dialog zu treten.

So auch in Sonsbeck. Mit 20 Traktoren kamen sie zum Rathausplatz und stimmten um Punkt 17 Uhr ein lautstarkes Hupkonzert an. Johannes van Betteray (56) erklärt, worum es ihm und seinen Kollegen geht. „Die Politik muss uns ernst nehmen. Und uns zuhören“.

Die Bauern sind es satt, angeklagt zu werden, sie würden ihre Tiere schlecht behandeln, zu viel Gülle auf die Feldern aufbringen, die Äcker mit schädlichen Pflanzenschutzmitteln zu bearbeiten. Sie sind es leid, immer die Schuldigen am Klimawandel zu sein, zu wenig für den Umweltschutz zu tun. „Wenn gerade wir Landwirte nicht mehr als Umweltschützer gesehen werden, wer dann? Wir sind doch die einzige Sparte, die CO2 binden kann“, sagt Johannes-Dieter Hinßen (45), der in dritter Generation Mais und verschiedene Getreidesorten als Schweinefutter anbaut. Ob einer seiner drei Söhne einmal in seine Fußstapfen tritt, steht in den Sternen. „Bei den politischen Rahmenbedingungen denke ich das nicht.“

Auch van Betteray (56), der einen Mischbetrieb mit 150 Zuchtsauen und 350 Mastschweinen betreibt, sieht schwarz, dass es auf seinem Hof eine siebte Generation geben wird. „Der junge Mensch muss Perspektiven haben. Wenn die Jungbauern konkrete Vorgaben und Planungssicherheit auf politischer Ebene hätten, dann würden mehr den elterlichen Hof übernehmen.“ Zustimmendes Nicken von Frank Terhorst: „Junge Landwirte brauchen eine Planungssicherheit von mindestens 20 Jahren, um auf dem Hof zu investieren.“ Und es könne ja nicht sein, dass zum Beispiel in Brasilien Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die in Deutschland seit 20 Jahren verboten sind.

Jeder neunte Arbeitsplatz hängt mit der Landwirtschaft zusammen, erinnert Terhorst. „In Sonsbeck arbeiten mehr als 300 Menschen für die Landwirtschaft, in Alpen sogar über 2000.“ Landwirt Heinz-Josef Henzen, der für die CDU im Gemeinderat sitzt, bringt es auf den Punkt: „Wir produzieren mit neuester Technik hochwertige Lebensmittel – das vergessen die Menschen leider.“ Johannes van Betteray hofft, dass sich was verändert. „Die Basis hat Druck gemacht, jetzt halten die Landwirte endlich zusammen.“ Sein Appell: „Sprecht mit uns, nicht mehr nur über uns“.

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