Kommentar zur Woche Meine Wahl: Europa

Die Plakat-Parallele ist natürlich Zufall: Die Ausstellungsankündigung zu „Von Wilhelm statt Weimar“ im Niederrheinmuseum stand schon vor der Zitadelle, als die Wahlplakate noch nicht einmal im Druck waren.

 „Von Wilhelm nach Weimar“, daneben die Wahlplakate. So werden Besucher in Wesel derzeit empfangen.

„Von Wilhelm nach Weimar“, daneben die Wahlplakate. So werden Besucher in Wesel derzeit empfangen.

Foto: WES/RP

Jetzt aber gibt es dort eine Konstellation, die unfreiwillig warnend wirkt: Die Weimarer Republik litt ja am Ende an Zerrüttung. Die antidemokratischen Parteien suchten die Schuld an fast allen Missständen bei den Demokraten. So ging diese Weimarer Republik unter. Wohin es führte, ist bekannt.

Was bedeutet dieses Szenario für Europa? Auch dort gibt es neuerdings viele kritische Stimmen, die dieses großartige Friedensprojekt bekämpfen wollen. Es sind die Akteure der AfD, es sind die britischen Brexit-Befürworter, es ist mancher nicht ganz so lupenreine Demokrat im Osten des Kontinents. Und selbst bei einer Parteiveranstaltung wie der der Weseler CDU in dieser Woche hörte man vom Niederrhein-Kandidaten Stefan Berger überraschend viel EU-Kritisches. Es fehlte die Begeisterung.

Es lässt sich nicht leugnen, dass dieser Wahlkampf ein schwieriger wird. Tatsächlich läuft ja auch in der EU nicht alles in die richtige Richtung. Europa krankt eben auch daran, dass die Nationalstaaten an den ihnen wichtigen Punkten ihre Souveränität doch nicht abgeben wollen. Die Finanzhoheit etwa will sich kein Parlament nehmen lassen. Man versteht die Parlamentarier an diesem Punkt. Europa darf aber nicht nur eine symbolische Showveranstaltung werden. In diesem Punkt hatte der CDU-Kandidat Stefan Berger recht. Europa ist in den kleinen Dingen groß und in den großen Dingen klein. An genau diesem Punkt muss man ansetzen.

Es braucht eine neue europäische Aufbruchstimmung. Es braucht die Willensbekundung, dieses Europa neu zu gestalten. Deutschland wird mehr zahlen müssen durch den Brexit. Man sollte sich vergegenwärtigen, was es hieße, das Rad der Europa-Geschichte wieder zurückzudrehen. In Holland wieder am Schlagbaum stehen und mit Gulden zurückreisen? Will das noch jemand? Ich nicht! Meine Wahl ist deshalb: Europa! sep

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