Nach Notre-Dame wachsen die Sorgen SPD Wesel fragt: „Ist unser Dom sicher?“

Wesel · Nach dem Notre-Dame-Brand wachsen Sorgen um Kirchen. Wesels Dombaumeister erklärt, wie der Willibrordi-Dom gewappnet ist.

 Der nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Jahrzehnten mühsamer Arbeit wieder aufgebaute Willibrordi-Dom ist Wesels ganz Stolz und wie die rekonstruierte Rathaus-Fassade Sinnbild der hanseatischen Blütezeit.

Der nach dem Zweiten Weltkrieg in vier Jahrzehnten mühsamer Arbeit wieder aufgebaute Willibrordi-Dom ist Wesels ganz Stolz und wie die rekonstruierte Rathaus-Fassade Sinnbild der hanseatischen Blütezeit.

Foto: Jana Bauch (jaba)

Die Brandkatastrophe von Paris zeigt weltweit Wirkung. Neben einer Welle von Hilfsangeboten und Spendenzusagen für den Wiederaufbau der berühmten Kathedrale wachsen Sorgen um die Sicherheit von Kirchen und anderen Kulturgütern. Die SPD Wesel nimmt das Unglück zum Anlass, bei der Stadtverwaltung nachzufragen: „Ist unser Dom sicher?“ Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest erklärte am Mittwoch, man sei überzeugt, dass auch der Brandschutz im Willibrordi-Dom und die Notfallpläne der Feuerwehr immer auf dem neuesten Stand seien. Aber bei solchen tragischen Ereignissen müsse „man innehalten und all das, was bisher für richtig erachtet wurde, überprüfen“. In seinem Schreiben an Bürgermeisterin Ulrike Westkamp bittet er vorbeugend darum, dass die Feuerwehr und die Verantwortlichen eine aktuelle Bestandsaufnahme der Notfallpläne machen.

Auch für Professor Wolfgang Deurer, seit 58 Jahren Wesels Dombaumeister, liegen angesichts der Bilder aus der französischen Hauptstadt solche Fragen jetzt auf der Hand. „Dass alle jetzt aufgeschreckt sind, ist richtig und notwendig. Es schadet nicht, dass alle richtig wach werden“, sagte der 85-Jährige auf Anfrage . Dabei schließt er sich selbst nicht aus. Jedenfalls will er sich vergewissern, dass bei der Weseler Feuerwehr ein Generalschlüssel für den Willibrordi-Dom hinterlegt ist.

Gleichwohl ist Deurer um das prächtige Aushängeschild der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel nicht bange. Im Gegensatz zum uralten Gebälk der Notre-Dame, das verständlicherweise wie Zunder gebrannt habe, stecke in Wesels nach dem Zweiten Weltkrieg mühsam wieder aufgebauter „grooten Kerk“ sehr viel mehr jüngeres Holz. „Das kann man nicht miteinander vergleichen.“ Überdies sei im Turm Eiche verbaut. Bis die brennt, so Deurer, müsse schon ein richtiges Feuer voll in Fahrt sein. Bauliche Vorkehrungen, dies zu verhindern, sind gegeben. Laut Deurer liegen im Turm zwei Trockenlöschleitungen bis zu Höhen von 25 und 45 Meter (Galerieumgang). Mit der Feuerwehr werde deren Nutzung ebenso regelmäßig geprobt, wie es andere Sicherheitsübungen gebe. Am Boden kann Wasser angeschlossen werden. An den Stationen liegen jeweils zehn Meter Schlauch und Spritzen. „Mit einem Schlauch erst die Wendeltreppe zu erklimmen, ist nicht sinnvoll“, sagte Wolfgang Deurer. Die Installation dient nicht nur dem Schutz des Turms. Dieser kann so auch wie eine Drehleiter genutzt werden, wenn die Dächer des Langhauses und der Schiffe bei einem Brand von oben aus gekühlt werden müssten.

Der schlanke Dachreiter des Doms, der das Glockenspiel beherbegt, hat zwar eine hölzerne Schalung für die Schieferplatten, doch seine tragende Konstruktion ist aus Stahl. Ein Bild wie in Paris, wo der Dachreiter jetzt wie eine Fackel brannte, werde es so in Wesel nicht geben, sagte Deurer. „Irre!“ sagte er, noch immer von dieser Episode der Katastrophe tief beeindruckt.

Gespannt ist Wesels Dombaumeister auf Erkenntnisse zur Ursache des Pariser Brandes vom Montagabend. „Wir wissen nicht, was geschehen ist. Aber von alleine brennt eine Kirche nicht“, sagte Deurer und erklärt, was für ihn bei Arbeiten an so einem Bau zum Standard gehört: ein Feuerlöscher bei Fuß. „Bei uns ist es eine Bedingung, dass bei Arbeiten mit Schweißbrennern oder Lötkolben immer ein Sicherheitsmann oder ein Trupp daneben steht und sofort mit Feuerlöschern eingreifen kann“, sagte Deurer. Sollte dies in Paris gefehlt haben, dann verstünde er es einfach nicht.

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