Ostermarsch in Wermelskirchen Ein starkes Zeichen für den Frieden

Wermelskirchen · Mehr als 400 Menschen demonstrieren beim Ostermarsch in Wermelskirchen und zeigen Zusammenhalt. Mit dabei sind auch Frauen und Kinder, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflüchtet sind. Ihr gemeinsamer Appell: Schafft endlich Frieden!

 Ostermarsch in Wermelskirchen: Auf dem Weg zum Rathaus stimmten die ukrainischen Teilnehmer Friedenslieder an.

Ostermarsch in Wermelskirchen: Auf dem Weg zum Rathaus stimmten die ukrainischen Teilnehmer Friedenslieder an.

Foto: Jürgen Moll

Marina und Anna haben sich Blumenkränze in den Farben ihres Heimatlandes in die Haare gesteckt. Sie halten sich an den Händen und singen. Viele der Frauen um sie herum stimmen in die alte ukrainische Melodie mit ein. „Mein Herz ist voller Schmerz“, sagt Marina später, „Zuhause herrscht Krieg. Wir brauchen endlich Frieden.“ Und weil ihr und den Kindern gerade die Hände gebunden sind und sie hilflos die Bilder aus ihrer Heimat Kiew im Internet verfolgt, hat sie mit vielen anderen Frauen aus der Ukraine einen Platz ganz vorne im Demonstrationszug gefunden, der sich am Montag einen Weg durch die Stadt sucht. „Dieser Tag ist wichtig für uns“, sagt Anna, „diese Unterstützung ist wichtig für uns. Sie zeigt uns, dass wir nicht alleine sind in unserem Ruf nach Frieden.“

Tatsächlich sind es mehr als 400 Menschen, die sich zum Ostermarsch am Montag diesem Ruf anschließen. Armin Himmelrath und Thomas Wintgen haben die Wermelskirchener aufgerufen, an die alte Tradition der Ostermärsche anzuknüpfen. Und viele Gemeinden, Vereine, Gewerkschaften und die Stadt haben sich angeschlossen. Entsprechend bunt ist der Zug, der sich am Nachmittag vom Schwanen Richtung Rathaus und weiter ins Eifgen bewegt. „Es ist ein gemeinsames Zeichen der Zivilgesellschaft, das wir hier heute setzen“, ruft Armin Himmelrath auf dem Schwanenplatz, „wir lassen uns in Wermelskirchen nicht auseinanderdividieren, wir stehen gemeinsam ein für Frieden und Menschlichkeit.“ Dann distanziert er sich deutlich von jener Diskussion um das Thema Ostermärsche, das in den vergangenen Tagen bundesweit aufgekommen war. „Wir sind nicht die fünfte Kolonne Moskaus, wir fallen der Ukraine nicht in den Rücken“, ruft er empört. Die Menge klatscht und lauscht den Klängen des Posaunenchores: „We Shall Overcome“.

 „Gemeinsam für den Frieden“ lautete das Motto der Veranstaltung, an der mehr als 400 Menschen teilnahmen.

„Gemeinsam für den Frieden“ lautete das Motto der Veranstaltung, an der mehr als 400 Menschen teilnahmen.

Foto: Jürgen Moll

Und während die Sonne vom Himmel scheint, in den Cafés und auf den Straßen Stadt Hochbetrieb herrscht, schwenken die Teilnehmer ihre Fahnen, die schon in den 1980er-Jahren bei Ostermärschen dabei waren. Sie tragen neue Transparente, mit denen sie Putin zum Frieden aufrufen. Mittendrin trägt auch Greta mit ihrer Oma ein Plakat. „Das habe ich selber gebastelt und auch selber beschriftet“, erzählt die Achtjährige. „Kein Krieg!“ hat Greta in blau-gelben Buchstaben geschrieben. „Ich wollte da einfach mitmachen“, sagt sie, „ich will keinen Krieg. Putin soll endlich damit aufhören.“ Und dann reckt die Achtjährige entschlossen ihren Kopf und geht weiter. Ein paar Meter vor ihr hält Ingeborg Theiß eine kleine Friedensfahne mit der weißen Taube. „Ich bin schon immer bei den Ostermärschen dabei gewesen“, sagt sie, „schon in den 80ern gehörte ich hier zur Friedensbewegung.“ Sie sehe das neue Aufrüsten mit großer Sorge, habe Angst vor einer Gewaltspirale. „Ich bin Pazifistin“, sagt sie, „wie sollte ich mit dieser Situation nicht hadern.“

 Armin Himmelrath, der zusammen mit Thomas Wintgen den Ostermarsch veranstaltete, rief dazu auf, für Frieden und Mitmenschlichkeit aufzustehen.

Armin Himmelrath, der zusammen mit Thomas Wintgen den Ostermarsch veranstaltete, rief dazu auf, für Frieden und Mitmenschlichkeit aufzustehen.

Foto: Jürgen Moll

An die Tradition der Ostermärsche in Wermelskirchen erinnert auch Norbert Galonska als Vertreter der Bürgermeisterin am Rathaus. „Eigentlich müssten wir jedes Jahr hier stehen“, sagt er und erinnert an die Kriege in der Welt. Und Putin ruft er zu: „Sie müssen doch wissen, dass Sie zwar ein Land zerstören, aber ein geeintes Volk nicht für immer unterdrücken und beherrschen können.“ Und dann hält er ein eindrucksvolles Plädoyer für die Demokratie: „Wir halten Andersdenkende aus. Wir ertragen andere Meinungen. Wir tolerieren alle Menschen, die sich in der geltenden Rechtsordnung bewegen.“ Das unterscheide uns letztlich auch von Putins Diktatur. Die Menschen jubeln.

Einige machen sich danach auf den Heimweg, andere spazieren mit Fahnen und Plakaten weiter ins Eifgen. Dort steht ein Konzert mit Musikern aus der Ukraine und aus Russland auf dem Programm. Es wird Borschtsch serviert. Und Pfarrer Manfred Jetter spricht im Biergarten: „Es scheint mir heute unmöglich, den freiheitskämpfenden Ukrainern einen radikalen Verzicht auf Gewalt zu predigen“, sagt er. Friede und Freiheit gebe es nicht mehr gratis. „Es geht darum, mit möglichst wenig Gewaltanwendung den Krieg so schnell wie möglich zu beenden und wieder ein Fenster zu öffnen für die Sprache des Friedens“, sagt der Pfarrer. Und dann ruft er zum Energiesparen auf und zum Einsatz für die Geflüchteten. Der Applaus klingt nach – bevor die Melodien des ukrainisch-russischen „Trios für den Frieden“ das Reden übernehmen.

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