Fahrrad-Demo in Krefeld Ostermarsch mit Rekordbeteiligung
Krefeld · Die österliche Friedensdemo per Fahrrad hat in Krefeld Tradition. Am Ostermontag kamen so viele Teilnehmer wie nie zuvor. Die Stimmung und die Bedingungen waren gut, aber es gab viele ernste und kritische Töne an verschiedenen Stationen in der Krefelder Innenstadt.
Gut 70 Teilnehmer haben am Ostermontag beim wie gewöhnlich als Fahrradtour angesetzten Krefelder Ostermarsch teilgenommen. Es war nach Aussage von Veranstalterin Ingrid Vogel die beste Beteiligung bei dieser Veranstaltung überhaupt. Dazu beigetragen haben dürfte neben dem Krieg in der Ukraine, der das Thema Frieden wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt hat, auch das für eine Demonstration annähernd perfekte Wetter mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um 20 Grad.
Zum Auftakt redete Vogel und rief mit Verweis auf die deutschlandweit stattfindenden Friedensdemonstrationen: „Krieg darf um Gottes Willen nicht sein!“. Dann setzte sie gleichsam Untertitel zum Brecht-Gedicht „Bitten der Kinder“, indem sie zu jeder Zeile einen Bezug zur Realität herstellte, den Blick aber weit über die Ukraine hinaus lenkte. Das tat auch Martina Reese, die vor dem Bahnhof für die Seebrücke sprach. Sie warf den Verantwortlichen in Politik und Medien offenen Rassismus in der Flüchtlingspolitik vor. „Jetzt wird auch medial teilweise von ‚echten Flüchtlingen‘ aus der Ukraine gesprochen. Ganz so, als wären die Menschen, die aus Syrien, dem Irak, Afghanistan oder Eritrea ebenfalls vor Bomben und Granaten fliehen, keine echten Flüchtlinge“, erklärte sie. Linken-Kreisvorstand Stephan Hagemes mahnte an, dass der aktuell stattfindende Einmarsch der Türkei im Nordirak und die Bombardierung von Kurden-Stellungen politisch wie medial wenig Beachtung fänden: „Da darf ein Nato-Partner ziemlich ungehindert vorgehen“, monierte er.
Dass zur Verhinderung von Kriegen nicht Waffen, sondern vor allem Aufklärung notwendig sei, stellte Stefan Sweekhorst von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International fest. Auf der Königstraße, wo die Rheinischen Post ihre Lokalredaktion hat, verwies er vor allem auf den Fall Julian Assange. „Würde er in den USA verurteilt, so wäre das ein Schlag gegen das journalistische Arbeiten weltweit und gegen alle Journalisten. Sie müssten sich überlegen, ob sie wirklich Fakten veröffentlichen wollen, oder – aus Angst vor Verfolgung – schweigen“, mahnte er. Assange habe nur journalistisch sauber gearbeitet und werde dafür von den USA wegen Geheimnisverrats mit 175 Jahren Gefängnis bedroht. Amnesty fordere daher die sofortige Freilassung. Zumal die Haft unter folterähnlichen Bedingungen als Einzel- oder Isolationshaft stattfinde, betonte Sweekhorst.
Den Blick auf die Finanzierung der Rüstung warf dann Wolfgang Bluhm in einer Rede vor dem Gebäude der Deutschen Bank. Diese sei der zweitgrößte europäische Finanzierer von Rüstungsdeals bis hin zu Atomwaffen. Nicht nur an Krediten würden die Banken verdienen. „Rüstungsindizes haben andere Börsenindizes in den vergangenen 15 Jahren um das Achtfache in ihrer Performance übertroffen“, sagt er. Beteiligt seien so fast alle Banken bis hin zu Landesbanken, der KfW oder Sparkassen. „Die olivgrüne Außenministerin Annalena Baerbock“, sagte er, würde den Krieg mit den nun zugesagten Waffenlieferungen höchstens verlängern.
Den Abschluss machte im Stadtgarten Achim Schmitz für das Friedensbündnis und die Organisation „Deutsche Friedensgesellschaft vereinigter Kriegsdienstgegnerinnen“. Er kritisierte vor allem, dass Männer in der Ukraine nicht ausreisen dürfen. „Kriegsdienst zu verweigern ist ein Menschenrecht“, rief er.
Die Alternative zum Waffengang sei soziale Verteidigung. Wie sie die unbewaffneten Menschen, die in der Ukraine Panzer aufhielten, praktizierten. Das sei die effektivste Landesverteidigung, betonte Achim Schmitz.
Die Stimmung unter den Teilnehmern war trotz des ernsten Themas und der weltpolitischen Lage gut, und bei aller Kritik schwang auch immer Optimismus mit. Am besten fasst dies ein Einstein-Zitat zusammen, das Bluhm rezitierte: „Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten?“. Damit traf er die Einstellung der Teilnehmer dieser Kundgebung, die sich auch gegen Rüstung und Waffenexporte richtete.