Nach dem Corona-Ausbruch im Schlachthof im Kreis Gütersloh Lokale Metzger achten auf Sicherheit und Qualität

Wermelskirchen · Der Corona-Ausbruch im Schlachtbetrieb Tönnies bereitet auch hier manchen Verbrauchern Kopfschmerzen. Doch in Wermelskirchen ist die Welt bei den Metzgern noch in Ordnung: Hygiene in der Produktion ist Pflicht und das Fleisch kommt aus der Region.

 Im kommenden Jahr feiert „Fleischwaren Daum & Eickhorn“ 120-jähriges Bestehen in Wermelskirchen. Mittlerweile leitet die fünfte Generation das Familienunternehmen: Ute Eickhorn, Gerrit Schneider und Rainer Eickhorn (v.l.) – hier noch vor der Corona-Krise ohne Mundschutz. 

Im kommenden Jahr feiert „Fleischwaren Daum & Eickhorn“ 120-jähriges Bestehen in Wermelskirchen. Mittlerweile leitet die fünfte Generation das Familienunternehmen: Ute Eickhorn, Gerrit Schneider und Rainer Eickhorn (v.l.) – hier noch vor der Corona-Krise ohne Mundschutz. 

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die Corona-Skandale in Fleischfabriken hören nicht auf: Im Mai musste die Firma Westfleisch in Coesfeld vorübergehend schließen, jetzt steht der Fleischverarbeiter Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück im Zentrum eines erneuten Corona-Ausbruchs: Bisher sind 1331 Mitarbeiter, viele davon osteuropäische Saisonarbeiter, die auf engem Raum zusammenleben müssen, positiv auf das Corona-Virus getestet worden.

Kein Wunder, dass sich auch hier im Umkreis viele Verbraucher Sorgen machen, ob ihr „Fleisch denn sicher ist“ – und da können lokale Metzger Entwarnung geben: „Wir arbeiten ohnehin mit sehr hohen Hygienestandards, die wir durch die Corona-Maßnahmen noch verschärft haben“, sagt Rainer Eickhorn, Inhaber der Traditionsmetzgerei „Daum & Eickhorn Fleischwaren“ in Wermelskirchen.

„Hygiene wie Händewaschen war schon immer Pflicht bei uns und jetzt tragen in der Produktion alle Mitarbeiter konsequent Schutzkleidung und Mundschutz. Selbst die Pausenzeiten haben wir geändert, damit in Etappen gegessen werden kann und im Pausenraum genug Abstand zwischen den Mitarbeitern eingehalten werden kann.“ Zusätzlich gibt es noch die Abstandsregelungen in den Geschäften: „Da gibt es ganz klare Vorschriften, wie viele Kunden sich gleichzeitig in den Ladengeschäften aufhalten dürfen.“

Auch im Kobeshofener Fleischmarkt in Hückeswagen, wo viele Kunden aus der Umgebung ihr Grillfleisch kaufen, geht alles seinen gewohnten Gang, bestätigt Geschäftsführer Thorsten Quabeck: „Wer Ware bearbeitet, verpackt oder verkauft, trägt spezielles Schuhwerk, Schutzbekleidung, Haube und Mundschutz.“

Lieferengpässe durch die vorübergehende Tönnies-Schließung gibt es übrigens weder beim Kobeshofener Fleischmarkt, der seine Ware von mittelständischen Unternehmen aus Olpe, Düren, Viersen und Speyer bezieht, noch beim Familienunternehmen „Daum & Eickhorn“, das vor 119 Jahren  in der Kölner Straße gegründet wurde, übrigens nicht. Denn von den 25.000 Schweinen, die täglich im Großkonzern Tönnies im Kreis Güterloh geschlachtet und dann zur Weiterverarbeitung an Metzgereien verkauft werden, kommt kein einziges nach Wermelskirchen.

„Unsere Schweine werden von Bauernhöfen aus dem Münsterland und am Niederrhein ausgewählt, damit wir wissen, wo sie herkommen, dass die Tiere  anständig gehalten und gesund gefüttert werden und der höchsten Qualitätsstufe entsprechen“, sagt Reiner Eickhorn, der auch großen Wert auf die Schlachtbedingungen legt: Um den Tieren möglichst wenig Stress zuzumuten, werden diese in einem privaten Schlachthof in Unna geschlachtet. „Es ist schon gut, wenn man weiß, welche Mitarbeiter im Schlachthof sind, weil die Tiere gut behandelt werden müssen.“

Etwa 60 Schweinehälften verarbeiten Eickhorn und seine zehn Mitarbeiter in der Produktion der Fleischerei zu Fleisch- und Wurstwaren. Zusätzlich kauft er noch „Bäuche und Schultern und Speck zum Verarbeiten dazu. Aber immer nur das Beste“, betont Eickdorn. Rinds- und Kalbfleisch werden von der Firma Hess in Köln geliefert. Für den Fleischermeister ist eins ganz klar: „Ich arbeite nicht mit jedem Fleisch“, betont er. „Eine wirklich gute Wurst kann man nur aus wirklich gutem Fleisch herstellen.“ Das sei schließlich das Handwerk. „Außerdem haben wir uns über Jahre das Vertrauen der Kunden erarbeitet, das wir nicht enttäuschen wollen.“

Trotzdem ist ihm die Problematik bewusst, „dass der Markt billiges Fleisch verlangt“, sagt er kopfschüttelnd. „Viele Leute kaufen da, wo es am billigsten ist.“

Für ihn nicht verständlich, weil Einkaufen eine „Gefühlsfrage“ sei.  „Ich kaufe doch da ein, wo ich mich aufgehoben fühle“, gibt Rainer Eickhorn zu.  Oder, wenn die Kunden wissen, woher das Fleisch kommt, das sie am Wochenende auf den Grill legen. „Natürlich gibt es Nachfragen nach der Herkunft des Fleisches. Und wir sind da sehr transparent. Das kann man im Laden erfragen, auf unserer Website nachlesen oder uns auch besuchen kommen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort