Harfenkonzert in Myhl Weihnachtliche Europareise mit der „Königin“

Myhl · Die Harfe als Saiteninstrument mit den wohl breitesten Möglichkeiten der Klangfülle ließen sich rund 100 Zuhörer in der Myhler Kirche nicht entgehen. Zu Gast war Giedré Siaulyté.

Giedré Siaulyté an der Harfe beim Weihnachtskonzert in der Myhler Johannes-Kirche.

Giedré Siaulyté an der Harfe beim Weihnachtskonzert in der Myhler Johannes-Kirche.

Foto: Willi Spichartz

Die junge Litauerin hatte ein Weihnachtsprogramm zusammengestellt, das ansprechende Stücke bereithielt, und das mit einer Qualität vorgetragen wurde, die die grundlegende Ausbildung am Mozarteum in Salzburg und der Pariser Musik-Hochschule erkennen ließen.

Propst Thomas Wieners hieß die Musikbegeisterten willkommen und erläuterte, dass kein Eintrittsgeld erhoben werde, eine Kollekte jedoch der Wassenberger Tafel zugutekommen werde.

Zugute kam den Musikfreunden ein Programm, das über fast ganz Europa reichte, das im Norden in Schweden und Schottland begann, bis ins südliche Baskenland, Italien und Griechenland reichte, Musik- und Weihnachtsbrauchtum klangvoll nahebrachte. Eindringlicher kann wohl kaum ein Musikinstrument Themen sicht- und hörbar machen als die Harfe. Und die junge Musikerin, ausgebildet und spielend auf der klassischen Konzert-, der Josef-Häussler- und der keltischen Harfe, wählte letztere für ihr Myhler Konzert, gut ausgerichtet an der internationalen Weihnachtskultur, beginnend mit dem ukrainischen „Carol of the Bells“ – ein zartes Stück und tonaler Friedenswunsch.

Die in Brüggen lebende und gut Deutsch sprechende Harfenistin stellte die internationalen Stücke vor, dabei auch die Besonderheiten des Weihnachtsbrauchtums. So erfuhren die Hörer vor dem griechischen „St. Basil‘s Hymn“, dass die Kinder in diesem Mittelmeer-Land Geschenke nicht zu Weihnachten, sondern in der Neujahrsnacht bekommen, und zwar auch nicht von Nikolaus, Christkind oder Weihnachtsmann, sondern vom heiligen Basilius, dessen Todestag der 1. Januar (379) ist. Dementsprechend ziehen die Kinder an Heiligabend lärmend durch Städte und Dörfer, keine Stille Nacht also.

„Polish Lullaby“, das „polnische Wiegenlied“, eine auch in Deutschland bekannte Melodie, wird dort an Heiligabend gespielt und gesungen, nachdem den ganzen Tag gefastet wurde, um am Tagesende ein Menü mit zwölf Gängen, alle vegetarisch, zu genießen. Die Zahl erinnert an die Jüngerschar in der Geschichte Jesu.

Schöne Höhenwechsel gab es auch im baskischen „Alkmeres/ Gabriel‘s Message“, wo es zu Weihnachten keinen Baum, sondern eine Krippe gibt. In Italien erhalten die Kinder ihre Geschenke auch nicht von den oben genannten Figuren, sondern von der „Guten Hexe“, italienische Fröhlichkeit, Leichtigkeit der Freude kam mit „Saltarello“ von der Harfe ins Kirchenschiff – das sich wiederum abgedunkelt und mit zahlreichen Kerzen geschmückt zeigte, die neugotische Bogendecke über dem Chor leuchtete in Blau, fast so schön wie der Chor-Himmel in der evangelischen Kirche in Hückelhoven, der, nicht nur zur Weihnachtszeit, zusätzlich mit Sternen in Sachen Stimmung punkten kann.

Immer wieder zollte kräftiger Beifall der Künstlerin Respekt für ihre Musik mit zehn Fingern auf der Harfe, die zumindest für die Saiten-Instrumente bei richtigen Anhängern den Ruf einer „Königin“ hat, wie sie ansonsten nur für die Orgel mit ihren breiten Ausdrucksmöglichkeiten gilt.

Die zeigten sich dann beim Schluss, der nur „Stille Nacht“ heißen konnte, bei dem die Musikerin noch einmal die Möglichkeiten der keltischen Harfe erklingen ließ. Stehender Ovation folgte eine Zugabe auf den Saiten, dem sich wiederum ein herzliches Dankeschön von Propst Thomas Wieners anschloss.

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