Sportpolitik Kreis will in künftige Medaillen investieren

Rhein-Kreis · Den Säbelfechtern droht der Verlust des Bundesstützpunktes, die Slalom-Kanuten haben keine anspruchsvolle Trainingsstrecke mehr. Dem möchte der Rhein-Kreis mit zwei ambitionierten Projekten entgegenwirken, sagt Kreisdirektor Dirk Brügge.

 Der bisher größte Erfolg der Dormagener Säbelfechter war der Titelgewinn mit der Mannschaft bei der WM 2014, den hier Nicolas Limbach, Benedikt Wagner, Matyas Szabo und Max Hartung (v.l.) ausgelassen feiern.

Der bisher größte Erfolg der Dormagener Säbelfechter war der Titelgewinn mit der Mannschaft bei der WM 2014, den hier Nicolas Limbach, Benedikt Wagner, Matyas Szabo und Max Hartung (v.l.) ausgelassen feiern.

Foto: dpa/Sergei Ilnitsky

Wenn Max Hartung am 19. Juni in der Messehalle 8b in Düsseldorf auf die Planche tritt, lastet eine besondere Verantwortung auf den Schultern des 29-Jährigen. Und das nicht nur, weil der Säbelfechter des TSV Bayer Dormagen den Hattrick schaffen und zum dritten Mal in Folge Europameister in der Einzelkonkurrenz werden kann.

Nein, Hartung kann seiner Sportart einen entscheidenden Schub geben, von dem wohl nicht mehr er selbst, dafür aber nachfolgende Generationen von Säbelfechtern profitieren werden. „Bis 2024 müssen wir konkrete Planungen für eine Fechthalle in Dormagen auf den Weg gebracht haben, sonst droht der Status eines Bundesstützpunktes verloren zu gehen,“ sagt Dirk Brügge. Für den Kreisdirektor, gleichzeitig Sportdezernent des Rhein-Kreises Neuss, wäre das ein Horrorszenario, „schließlich sind die Säbelfechter unser absolutes spitzensportliches Aushängeschild.“

Da käme ein Dormagener Erfolg bei der Heim-EM – drei Tage nach der Einzelkonkurrenz der Herren steht der Teamwettbewerb auf dem Programm – sicher nicht ungelegen. Denn in der Liste der „Partner und Förderer“ dieser Europameisterschaft steht die Staatskanzlei des Landes NRW an prominenter Stelle verzeichnet. Und ohne deren (finanzielle) Unterstützung ist ein solches Projekt nicht zu finanzieren. „Wir sind in guten Gesprächen,“ sagt Brügge.

Eine durch die „Initiative Rhein Ruhr City 2032“ ins Spiel gebrachte Olympiabewerbung würde dem Vorhaben in die Karten spielen. Allerdings, stellt Brügge klar, „reden wir nur über eine Trainings-, nicht eine Wettkampfhalle.“ Die ist bitter nötig, denn die Trainingskapazitäten des TSV Bayer am Höhenberg sind in Sachen Fechten längst erschöpft. Ob sich dort eine solche Trainingshalle realisieren lässt, erscheint wegen der Seveso-Problematik allerdings fraglich. „Von daher wird man auch über andere Standorte nachdenken müssen. Und da können wir gut über die beiden Standorte unserer NRW-Sportschule diskutieren, also die Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Nievenheim und das Norbert-Gymnasium in Knechtsteden,“ sagt der Kreisdirektor.

Der Standort des anderen sportlichen Großprojektes, dessen Pläne auf Brügges Schreibtisch liegen, ist dagegen klar. Es geht um den Kanu-Wildwasserpark am Straberg-Nievenheimer See. Am Montag wird das Projekt dem Sportausschuss des Rhein-Kreises vorgestellt. Stimmt der zu, die Planungen weiter voran zu treiben, „haben wir die erste wichtige Hürde genommen,“ sagt der Kreisdirektor. Der sich freut, „dass die Initiative dazu nicht aus der Politik oder der Verwaltung, sondern von den Kanu-Vereinen selbst ausgegangen“ ist. Die werden es auch dem Sportausschuss im Detail präsentieren.

Wirtschaftlich sei das Projekt unter bestimmten Rahmenbedingungen umsetzbar, sagt Brügge. Welche Auswirkungen es auf den Wasserhaushalt des im Besitz der Kreiswerke befindlichen Sees hätte, muss genauso noch geprüft werden wie die Konsequenzen für die Bereiche Boden, Verkehr, Lärm und Umwelt. „Ein solcher Wildwasserpark wäre ein Tourismusmagnet von überregionaler Bedeutung“, ist der Kreisdirektor überzeugt, „auch darüber muss man sich vor einer Genehmigung im Klaren sein.“ Denn Tourismus bedeutet mehr Besucher, und die benötigen eine vernünftige Verkehrsanbindung und ausreichend Parkplätze. „Dies haben wir im Blick. Aber auch unabhängig davon arbeiten wir an einer  Verbesserung der derzeitigen Situation am See,“ sagt Brügge.

Trotzdem soll ein solcher Park vor allem dem Leistungs- und Spitzensport zur Verfügung stehen. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) hat sich vorbehaltlos für das Projekt ausgesprochen, möchte in Dormagen einen Bundesstützpunkt installieren, auch, weil die Verträge für den Nachwuchs-Bundesstützpunkt auf der Ruhr bei Hohenlimburg in einigen Jahren auslaufen. 60 Prozent der Öffnungszeiten sollen dem Leistungssport zur Verfügung stehen, was natürlich Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit hätte. Eine „schwarze Null“, was die Betriebskosten angeht, sei „trotzdem machbar und Voraussetzung für die Realisierung,“ sagt der Kreisdirektor, verhehlt aber nicht, „dass es unter diesen Voraussetzungen schwierig wird, einen kommerziellen Betreiber für die Anlage zu finden.“

Auch hier könnte eine nordrhein-westfälische Olympiabewerbung Schwung in die Sache bringen. Walter Schneeloch, der Präsident des Landessportbundes (LSB) NRW, hat kürzlich im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt: „In Sachen Olympische Spiele sehe ich große Chancen, die angedachte Kanu-Wildwasserstrecke in Dormagen zu realisieren, die inzwischen ja auch vom Deutschen Kanu-Verband angestrebt wird.“ Für Dirk Brügge steht ohnehin fest: „Wenn es tatsächlich eine nordrhein-westfälische Olympiabewerbung geben sollte, wäre es wünschenswert, wenn ein so sportfreudiger Kreis wie der Rhein-Kreis darin kein weißer Fleck wäre.“

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