2. Handball-Bundesliga Dormagen erwischt einen gebrauchten Tag

Dormagen · Beim TuSEM Essen kamen die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer nie richtig in den Derby-Modus und waren am Ende chancenlos. Ein 5:0-Lauf zum Schluss war nur noch Ergebniskosmetik.

 Joshau Reuland traf gegen Essen fünfmal für den TSV.

Joshau Reuland traf gegen Essen fünfmal für den TSV.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Die Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen konnten den Schwung des Heimsieges am Mittwoch gegen den VfL Lübeck-Schwartau nicht in den Derby-Klassiker beim TuSEM Essen mitnehmen. Am Samstagabend verloren sie bei ohne Zweifel stark aufspielenden Essenern 27:30 (12:16). Doch bei aller Qualität der Gastgeber, die Dormagener ließen nicht erkennen, dass sie unbedingt dagegenhalten wollten, um irgendwie doch etwas Zählbares mitzunehmen.

Bezeichnend war, dass die Gäste ihre beste Phase in den Schlussminuten hatten. Als das Spiel spätestens nach dem im 30:22 (53.) durch den Ex-Dormagener Eloy Morante Maldonado schon verloren war, legten sie einen 5:0-Lauf hin, mit dem sie gegen nicht mehr so konsequente Essener Ergebniskosmetik betrieben. Doch mit Blick auf die gesamten 60 Minuten ist das Endresultat sehr schmeichelhaft, weil es nicht widerspiegelt, wie chancenlos der TSV letztlich war. „Es ist das erste Spiel seit langem, das wir verdient verloren haben. Wir waren in allen Belangen unterlegen“, fand Bayer-Coach Matthias Flohr hinterher deutliche Worte. Und mit Blick auf den Spielverlauf ergänzte er: „Essen hatte einfach mehr Zug zum Tor, wir haben die Kreuzungen nicht gut verteidigt und keiner ging an seine Leistungsgrenze.“ Insbesondere das mit der Leistungsgrenze stimmt in einer Partie wie gegen Essen, wo auch zahlreiche Fans aus Dormagen mitgereist sind, bedenklich – und ruft auch TSV-Handballgeschäftsführer Björn Barthel auf den Plan.

„Wenn man die Emotionen nicht auf die Platte bringt, wird es schwer in einem Derby“, meinte Barthel, der zwar anerkennt, dass die personelle Situation nach wie vor schwer ist und die Mannschaft dadurch insbesondere im rechten Rückraum leichter auszurechen ist, doch als Entschuldigung will er das nicht gelten lassen. „Es zieht sich durch die Hinrunde, dass wir einfach zu viele Schwankungen in unserem Spiel haben. Bei den jungen Spielern geht das ja in Ordnung. Aber von den erfahreneren Spielern bin ich enttäuscht, da darf das nicht passieren.“ Aus seiner Sicht fehlen Fokus und Spannung, was zur Folge hat, dass insbesondere zu Hause der Funke nicht aufs Publikum überspringt. Aber auch in Essen waren immer wieder Anfeuerungsrufe der TSV-Fans zu hören, doch wirklich erreicht haben sie die angedachten Empfänger offenbar nicht.

Bis zum 3:3 durch Sören Steinhaus (5.) und zum 5:6 (10.) durch Aron Seesing sah es so aus, als könnten die Dormagener die Partie offen gestalten, doch dann setzten sich die Essener nach und nach ab. Im eigenen Positionsangriff taten sich die Gäste unheimlich schwer, sich in gute Wurfpositionen zu bringen und wenn es doch mal gelang, wurden wieder beste Chancen vergeben. Auch im Überzahl- und Tempospiel hakte es gewaltig. Dass es in aussichtsreichen Positionen mit dem Torewerfen nicht klappen wollte, lag freilich auch am Essener Keeper Lukas Diedrich, der seinen Kollegen aufseiten des TSV über die gesamte Spielzeit deutlich den Rang ablief. Für Martin Juzbasic kam schon in der 18 Minute Christian Simonsen, doch auch er kam nicht richtig ins Spiel. Sicher auch, weil die Dormagener Abwehr nicht das maximale Niveau erreichte. So lagen die Gäste zur Halbzeitpause schon vier Tore zurück.

Und weil es im Prinzip auch nach dem Seitenwechsel so weiterging und sich dann auch noch die Anzahl der technischen Fehler erhöhte, während die von ihrem Trainer Michael Hegemann gut eingestellten Essener ihre Leistung konstant brachten, erhöhte sich der Vorsprung der Gastgeber kontinuierlich. Weil sich zwischenzeitlich sogar eine richtige Klatsche anbahnte, sah sich Matthias Flohr schon in der 47. Minute beim 18:25 gezwungen, seine letzte Auszeit zu nehmen. Doch egal, was der TSV auch versuchte, es wollte nicht richtig klappen. Die Essener gingen mehrmals auf acht Tore weg, bei 30:22 (54.) hatten sie dann aber offenbar genug. Abgesehen von dem 5:0-Lauf zum Schluss noch positiv zu erwähnen bei den Gästen ist sicher das nächste Zweitliga-Debüt eines Nachwuchsspielers. In der Schlussphase kam Linksaußen Luis Pauli zum Einsatz. Doch dadurch ließ sich Björn Barthel nicht besänftigen. „Ich erwarte schon im nächsten Spiel gegen Nordhorn und in der Rückrunde eine klare Leistungssteigerung.“ Was die Sache nicht einfacher macht: Die Junioren-Nationalspieler Sören Steinhaus, Aron Seesing und Lucas Rehfus sind unter der Woche bei einem Lehrgang. Zudem muss sich Keeper Christian Simonsen am Mittwoch einer länger aufgeschobenen Leisten-OP unterziehen und fällt bis ins neue Jahr aus.

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