Fußball Heinz Sahnen lebt und atmet die SG Erfttal

Erfttal · Für seine Verdienste um den in einem sozialen Brennpunkt gelegenen Sportverein, dessen Vorsitzender er von 1975 bis November 2022 war, zeichnet der Fußballkreis 5 Grevenbroich/Neuss den 76-Jährigen als „Ehrenamtler des Jahres“ aus.

 Eine überraschende Ehrung: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (l.) und Kreisfußballvorsitzender Dirk Gärtner nehmen Heinz Sahnen in die Mitte.

Eine überraschende Ehrung: Landrat Hans-Jürgen Petrauschke (l.) und Kreisfußballvorsitzender Dirk Gärtner nehmen Heinz Sahnen in die Mitte.

Foto: Fußballkreis Grevenbroich/Neuss

Wer sich in Neuss in irgendeiner Form am öffentlichen Leben beteiligt und noch nie von Heinz Sahnen gehört hat, kommt vermutlich gerade vom Mond oder blickte als Marsianer auf den blauen Planeten hinunter. Denn der gar nicht müde 76-Jährige begegnete den Menschen an Rhein und Erft schon in vielen Funktionen: unter anderem als Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes,  als Abgeordneter des NRW-Landtags oder als ordentliches Mitglied im Sportausschuss sowie Sprecher seiner Partei im Ausschuss für Bauen und Verkehr. Die dabei geleistete Arbeit erhielt 2010 mit der Verleihung des Verdienstkreuzes 1. Klasse – zehn Jahre nach dem ihm der Bundespräsident bereits das Bundesverdienstkreuz zuerkannt hatte – ihre verdiente Anerkennung.

Sich unentgeltlich für andere einzusetzen, ist in seiner DNA fest verankert. Und doch: Dass ihn der Fußballkreis 5 Grevenbroich/Neuss im Rahmen der vom DFB 1997 gestarteten Aktion zum „Ehrenamtler des Jahres“ gekürt hat, bewegt ihn. „Zumal  ich davon nix gewusst habe.“ Von seinen Vorstandskollegen Yasar Calik und Heinz Hübinger in Absprache mit seiner ebenso listigen wie verschwiegenen Frau Renate zu einer vermeintlichen Vorstandssitzung ins Klubheim der SG Erfftal gelockt, erwischte ihn die von Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und vom Kreisfußballvorsitzenden Dirk Gärtner vorgenommene Ehrung kalt. „Ich war völlig überrascht.“ Die Auszeichnung ist indes der perfekte Anlass, um auf die entscheidenden Stationen der bewegten und untrennbar mit seinem Namen verbundenen Klubhistorie zurückzublicken. Er gehörte am 7. März 1975 mit Erfttalern wie Theo Hillen zu den Gründervätern des Vereins. Er kämpfte erfolgreich um die eigene Platzanlage an der Parisstraße, taktierte geschickt, als es um die Errichtung des Klubheims ging. Und ohne ihn wäre der Verein wahrscheinlich längst Geschichte. 2013 nämlich sollte die Sportanlage geschlossen werden. Damals kündigte Sahnen im Gespräch mit Bürgermeister Herbert Napp an: „Wenn Du das machst, springe ich Dir auf den Tisch!“ So weit kam es indes nicht. Stattdessen übernahm die mit einem jährlichen Zuschuss von der Stadt bedachte SG Erfttal die Anlage kurzerhand in Eigenverantworung. „Nur deshalb gibt es uns an dieser Stelle noch“, ist Sahnen überzeugt. Unter seiner Regie öffnete sich der Verein auch anderen Sportarten: Die Basketballer der BSG 21 Norf/Erfftal brachten es bis in die 2. Regionalliga, das in Deutschland immer noch exotisch anmutende Rückschlagspiel Indiaca empfindet er als große Bereicherung.

Obwohl er im November nach 47 Jahren an der Spitze des Vereins als stellvetretender Vorsitzender ins zweite Glied zurückgetreten ist, packt er weiter kräftig mit an. Den 1990 errichteten Schlackeplatz durch einen modernen Kunstrasen zu ersetzen, ist eines seiner Hauptziele. Nichts geändert hat sich auch an seinem Bestreben, „dem eklatanten Bewegungsmangel in unserem Stadtteil“ entgegenzuwirken. „Wir sind ein Sportverein in einem sozialen Brennpunkt. Hier ist Sportarbeit eher Sozialarbeit.“

Sein Herz schlägt nach wie vor für die SG Erfttal, auch wenn der gebürtige Emsländer mit seiner Frau mittlerweile an der Mühlenstraße in der Neusser Innenstadt wohnt. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur in unmittelbarer Nähe zum Lukaskrankenhaus gelegenen Mack-Kapelle Marianum. Als Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises setzt er sich „für den Erhalt dieses besonderen Kleinods sakraler Kunst“ ein. Es ist wohl so. Selbst der „Mann im Mond“ kennt Heinz Sahnen längst.

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