Neuzugang des TSV Bayer Dormagen Der Mann mit dem großen Herz

Dormagen · Der Pole Patryk Biernacki ist bislang die einzige externe Neuverpflichtung der Dormagener Zweitliga-Handballer. Der 25-Jährige hat sich schon gut eingelebt, die Erwartungen sind groß.

 Der Pole Patryk Biernacki ist neu beim TSV Bayer Dormagen. Hier wirft er im Testspiel gegen Kras Voelendam aufs Tor.

Der Pole Patryk Biernacki ist neu beim TSV Bayer Dormagen. Hier wirft er im Testspiel gegen Kras Voelendam aufs Tor.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Patryck Biernacki ist ein Bär von einem Mann. Fast zwei Meter groß, über 100 Kilogramm schwer, Vollbart. Den 25-jährigen Polen dürfte so schnell nichts aus der Bahn werfen. Auch als sich der TSV Bayer Dormagen am Mittwoch mit Blick auf die neue Saison in der 2. Handball-Bundesliga der Öffentlichkeit präsentierte, war bei dem Hünen nicht ein Hauch von Nervosität zu spüren. Im Gegenteil: Als der bislang einzige externe Zugang der Dormagener im Wiesel-Treff am Höhenberg in aller Ruhe auf seine Vorstellung wartete, verzog er keine Miene. Und als er dann an der Reihe war, überraschte er, indem er sich auch den per Live-Stream anwesenden TSV-Anhängern ohne jede Scheu in ziemlich passablem Deutsch vorstellte.

„Ich begrüße alle Fans. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen, Spieler und Trainer haben mir sehr geholfen“, meinte er mit Blick auf seine ersten Tage in der neuen sportlichen Heimat, um dann auch noch eine sportliche Einschätzung der Lage vorzunehmen: „Wir haben eine gute Mannschaft. Zuerst müssen wir gucken, dass wir im Training die Grundlagen schaffen, denn die Gesundheit ist das Wichtigste. Aber danach werden wir Vollgas geben. Eine bessere Platzierung als vorige Saison ist möglich.“ Klar, dass er das auch gesagt hat, weil das Fans im Allgemeinen gerne hören. Zumal es nach so kurzer Zeit auch schwer sein dürfte, die 2. Liga einzuschätzen. Dennoch zeugt die Aussage davon, dass Patryk Biernacki mit großen Ambitionen nach Dormagen gekommen ist.

Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV, ist nach den ersten Tagen jedenfalls in jeder Hinsicht sehr angetan von dem 25-Jährigen. Die guten Deutschkenntnisse hat der Pole nicht allein von seiner ersten Station in Deutschland, 2016 spielte er kurz beim HSV Insel Usedom, sondern mit Vertragsabschluss in Dormagen war klar, dass er die Schulbank drücken muss. Ab März nahm Biernacki Online-Unterricht, jetzt besucht er eine Sprachschule in Köln. „Wie Patryck sich da engagiert, zeigt, welcher Charakter dahintersteckt. Er will sich integrieren“, sagte Björn Barthel.

Auch sportlich hält der Handball-Geschäftsführer große Stücke auf den 25-Jährigen. Er soll Spielmacher Ian Hüter entlasten und damit die Rolle von Benjamin Richter übernehmen, der zum Longericher SC zurückgekehrt ist. Wobei Biernacki einen entscheidenden Vorteil gegenüber Richter hat: Er kann auch in der Abwehr eingesetzt werden. „Patryck geht gut in die Tiefe, kann viele Abschlüsse vorbereiten und erzielt auch selbst Tore“, meinte Barthel zu den Qualitäten des Polen im Angriff.

Qualitäten, die die Dormagener freilich nicht erst in den ersten Trainingseinheiten und bei den beiden bisherigen Testspielen gegen Kras Volendam aus den Niederlanden und beim Erstliga-Absteiger HSG Nordhorn-Lingen entdeckt haben. Nach der Empfehlung einer Berateragentur beschäftige sich zunächst das Kompetenzteam der Dormagener ausführlich mit dem Polen, ehe die Entscheidung fiel, ihn zu einem Probetraining einzuladen. Dabei entwickelte sich die Überzeugung, dass Biernackis Verpflichtung genau ins Konzept passt.

Natürlich hatte auch Trainer Dusko Bilanovic bei der Entscheidung ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Klar, dass auch er überzeugt ist von seinem neuen Schützling, seine Erwartungen sind groß. „Er hat ein großes Herz in der Brust, und er geht dahin, wo es wehtut“, sagte Bilanovic. Doch bei aller Begeisterung musste er gleich im ersten Training ein „Problem“ im Zusammenhang mit dem Polen aus der Welt schaffen. Weil der zumindest von der Aussprache her den gleichen Vornamen hat wie Kapitän Patrick Hüter, galt es, eine Alternative zu finden, um Missverständnissen vorzubeugen. „Er ist jetzt der Bracek“, erklärte Bilanovic. Der Pole quittierte das am Mittwoch mit einem entspannten Lächeln. Ihn wirft eben nichts so schnell aus der Bahn.

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