Hilfsaktion auf der Insel Chios Hilfe vom Niederrhein für Flüchtlinge in Griechenland

Mönchengladbach/Chios, Griechenland · In den griechischen Flüchtlingslagern herrschen elende Bedingungen. Aus Rheydt und Tönisvorst kommt Unterstützung für die 7000 Geflüchteten auf Chios.

 Unter den Flüchtlingen sind viele Kinder, oftmals ohne ihre Eltern.

Unter den Flüchtlingen sind viele Kinder, oftmals ohne ihre Eltern.

Foto: Ev. Kirchenkreis Gladbach-Neuss

Im Lager auf der griechischen Insel Chios, eigentlich für 1000 Menschen ausgelegt, leben momentan 7000 Flüchtlinge. Darunter sind viele Familien, aber auch etwa 200 unbegleitete Kinder und Jugendliche. Die Begegnung mit den Kindern erschüttert. „Ein Dreijähriger hatte nur eine einzige Glasmurmel als Spielzeug und die wollte er mir verkaufen“, sagt Martina Wasserloos-Strunk, Presbyterin der evangelischen Kirchengemeinde Rheydt, die gerade aus Chios zurückgekehrt ist. „Dass wir nicht in der Lage sind, die Kinder aus dieser Situation herauszuholen, ist skandalös.“

Auf Chios begleitete sie die Übergabe der Spenden, die von der Rheydter Kirchengemeinde und der Action medeor aus Tönisvorst zur Verfügung gestellt worden waren. Die Kirchengemeinde Rheydt sammelt bei jeder Beerdigung Spenden für ihren Weltnothilfefonds. „Ein Zeichen für das Leben“ nennt das Pfarrer Olaf Nöller. Aus diesem Nothilfefonds wurde jetzt die Flüchtlingsarbeit auf Chios unterstützt. Gemeinsam mit der Action medeor und dem Medikamentenhilfswerk aus Tönisvorst wurden notwendige Hilfsgüter zusammengestellt und auf die Reise geschickt. „Wir brauchen immer lokale Partner“, erklärt Bernd Pastors, Vorstandssprecher der Action medeor. „Die haben wir auf Chios nun gefunden.“

Martina Wasserloos-Strunk, eigentlich im Auftrag der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen in Griechenland unterwegs, besuchte das Flüchtlingslager und war besonders von der Arbeit der Freiwilligen, die aus der ganzen Welt kommen, beeindruckt. „Ich habe einen Lufthansa-Kapitän getroffen, der in seinem Urlaub den Flüchtlingen half, oder eine junge deutsche Lehrerin, die vor dem Start in ihren Beruf im Flüchtlingslager arbeitete“, erzählt sie. Die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer, die von der Organisation Open Arms organisiert wird, ist umso notwendiger, weil die griechischen Behörden überfordert sind. „Es ist ein Skandal, dass Griechenland derart allein gelassen wird“, sagt auch Action-medeor-Vorstand Bernd Pastors.

 Freiwillige Helfer sammeln Müll.

Freiwillige Helfer sammeln Müll.

Foto: Ev. Kirchenkreis Gladbach-Neuss

Die Freiwilligen räumen beispielsweise gemeinsam mit den Flüchtlingen den sich überall stapelnden Müll weg. „Die Behörden stellen keine Mülltüten und Container bereit“, berichtet Wasserloos-Strunk. „Die Flüchtlinge können auch nicht selbst für Ordnung sorgen, sie bekommen keine Müllsäcke.“ Bald wird es heiß werden auf den griechischen Inseln. Dann werden sich die Ratten noch stärker vermehren. Im „wilden Teil“ des Lagers, das um den ursprünglichen Kern herum entstanden ist, gibt es keine Wasserversorgung, keine Toiletten und keine Duschen. Hautkrankheiten wie Krätze werden zum Problem und können unter den herrschenden hygienischen Verhältnissen kaum behandelt werden. Es gibt ein medizinisches Team, das die Flüchtlinge versorgt, aber die zur Verfügung stehenden Hilfsmittel sind knapp. Die Action medeor packt Pakete mit Verbandsmaterial, Hygieneartikeln und Wasseraufbereitungsanlagen.

Der Kontakt nach Chios soll aufrechterhalten und weitere Spenden auf den Weg gebracht werden. „Ich will auch Kontakt zu Entsorgern in der Region aufnehmen. Es muss doch möglich sein, wenigstens genug Müllsäcke zur Verfügung zu stellen“, sagt Wasserloos-Strunk. RP

(RP)
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