Covestro auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft „Kunststoff ist nichts zum Wegwerfen“

Leverkusen · Kreislaufwirtschaft heißt das Ziel, dem sich Covestro verschreibt. Schrittweise soll der Konzern in den nächsten Jahren darauf umgestellt werden – von der Produktion bis zur Produktpalette.

 Kohlendioxid als neuer Rohstoff:  Die Produktionsanlage, um aus dem Klimakiller einen Rohstoff zu machen, hat eine Jahreskapazität von 5000 Tonnen.

Kohlendioxid als neuer Rohstoff:  Die Produktionsanlage, um aus dem Klimakiller einen Rohstoff zu machen, hat eine Jahreskapazität von 5000 Tonnen.

Foto: Covestro

Matratzen und Socken aus CO2 sind nur der Anfang. In der Vision, die Manager Markus Steilemann nun in die Realität umsetzen will, geht noch vieles mehr. Fast alles. Das beschreibende Wort dazu: Kreislaufwirtschaft. Covestro will sie zum „Modell für eine wirklich nachhaltige Welt zu machen“, heißt es aus dem Chempark. Den Worten sollen Taten folgen: Um das Ziel zu erreichen, will der Leverkusener Kunststoffhersteller seine gesamte Produktion und Produktpalette und alle Bereiche langfristig komplett auf den Kreislaufgedanken ausrichten. Schrittweise.

Dass der Konzern in diese Richtung denkt, war Ende 2019 bundesweit im Fernsehen zu sehen  bei der Übertragung des Deutschen Zukunftspreises, den Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vergibt. Der Preis ging an einen anderen, die lilafarbenen CO2-Socken, die Moderator Dirk Steffens trug, blieben im Gedächtnis.

Covestro-Chef Steilemann erklärte den Begriff Kreislaufwirtschaft einmal so: „Wir wollen die Natur besser nachahmen. Wenn derzeit die Blätter fallen, dann werden sie von der Natur zerlegt und im Grunde wird daraus wieder etwas Neues aufgebaut. Diese Kreislaufwirtschaft  lässt sich auch auf unsere Industrie anwenden, eben auf CO2, das zerlegt wieder zu etwas Neuem wird.“

Ziel bei dem Vorhaben ist es, zu  einer treibhausgasneutralen Wirtschaft beizutragen. Im Einzelnen hat die ehemalige Kunststoffsparte von Bayer – mittlerweile ein eigener börsennotierter Konzern vor, ihre Produktionsanlagen auf die Nutzung von alternativen Rohstoffen und erneuerbarer Energie umzustellen. In mehr als 20 Projekten werde an neuen Wegen für mehr und besseres Recycling geforscht, heißt es aus dem Chempark. „Am Ende könnte Covestro nicht nur Produzent und Lösungsanbieter, sondern zusätzlich auch innovativer Recycler sein. Die Produkte sollen zunehmend auf späteres Recycling zugeschnitten und noch stärker auf die UN-Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet werden“, nennt das Unternehmen Beispiele. Oder auch die Formel: „Produkte lange und mehrfach verwenden. Abfall vermeiden. Ausgediente Produkte stattdessen als Ressource begreifen und nutzen – entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Und daneben weitere nachhaltige Rohstoffquellen wie Biomasse und neuerdings sogar CO erschließen.“  Markus Steilemann ist überzeugt: „Die Kreislaufwirtschaft wird die Welt insgesamt in eine nachhaltige Zukunft führen. Sie muss zum globalen Leitprinzip werden, um Klimaneutralität zu erreichen und die schwindenden Ressourcen unseres Planeten zu schützen.“ Gerade die Kunststoffindustrie müsse dies Transformation mittragen, denn „Kunststoffe sind praktisch überall im Einsatz“.

Auf vier Themen will sich der Konzern, der sein Standortbekenntnis in Beton und Glas als neue Zentrale an der B 8 gebaut hat, fokussieren:

• Alternative Rohstoffe: Biomasse, CO2,Altmaterialien und Abfall ersetzen fossile Rohstoffe wie Erdöl. Kohlenstoff wird im Kreis geführt.

• Innovatives Recycling: Energieeffiziente Technologien sollen dabei für effektives Recycling von Altmaterialien und Abfall sorgen.

• Gemeinsame Lösungen: Um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben, will der Konzern branchenübergreifend mit Partnern zusammenarbeiten.

 Markus Steilemann strebt für Covestro das schrittweise umzusetzende Ziel Kreislaufwirtschaft an.

Markus Steilemann strebt für Covestro das schrittweise umzusetzende Ziel Kreislaufwirtschaft an.

Foto: Covestro

• Erneuerbare Energien: „Die Kreislaufwirtschaft ist nur dann wirklich nachhaltig, wenn auch Strom aus alternativen Quellen genutzt wird“, sagt Steilemann. Ab 2025 wolle Covestro „einen erheblichen Teil seines Stroms für die Werke in Deutschland aus einem Windpark in der Nordsee beziehen, den der dänische Energieversorger Ørsted errichtet.“ Einen griffigen Satz hat Steilemann noch: „Kunststoffe sind viel zu wertvoll zum Wegwerfen.“

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