Sternenhimmel über Krefeld Was 2020 in den Sternen zu sehen ist

Krefeld · Der Mars ist das Ziel mehrerer Missionen; Halbschatten-Mondfinsternisse und eine Sonnenfinsternis bestimmen das Sternenjahr: Wir baten Wolfgang Verbeek von der Vereinigung Krefelder Sternenfreunde um einen Überblick.

 Rosetten-Nebel, aufgenommen in Willich: Emissionsnebel im  Sternbild Einhorn, dessen Wasserstoff durch die heißen Sterne im Zentrum zum Leuchten angeregt wird.

Rosetten-Nebel, aufgenommen in Willich: Emissionsnebel im  Sternbild Einhorn, dessen Wasserstoff durch die heißen Sterne im Zentrum zum Leuchten angeregt wird.

Foto: Dieter Stache

(RP) Wolfgang Verbeek von der Vereinigung Krefelder Sternenfreunde hat astronomische Highlights über Krefeld im Jahr 2020 zusammengefasst:

Kalenderdaten

Das Jahr 2020 ist nach dem Gregorianischen Kalender ein Schaltjahr mit 366 Tagen. Die Frühlings-Tagundnachtgleiche ist am 20. März um 4.50 Uhr, die Sommer-Sonnenwende am 20. Juni um 22.44 Uhr, die Herbst-Tagundnachtgleiche am 22. September um 14.31 Uhr und die Winter-Sonnenwende am 21. Dezember um 11.02 Uhr. Das jüdische Jahr 5781 beginnt am 18. September mit Sonnenuntergang, folglich ist der jüdische Neujahrstag am 19. September. Das islamische Jahr 1442 beginnt am 19. August mit Sonnenuntergang, der islamische Neujahrstag ist folglich am 20. August. Am 25. Februar beginnt das 37. Jahr im 79. Zyklus des traditionellen chinesischen Kalenders. Es ist das Jahr der Ratte (geng-zi). Am 1. Januar beginnt das japanische Jahr 2680. Das astronomische Jahr (Bessel-Jahr), also die Zeitspanne vom Umlauf der Erde um die Sonne, beginnt bereits am 31. Dezember 2019 um 22.03 Uhr. Von praktischer Bedeutung ist allerdings das tropische Jahr, also die Zeitspanne zwischen zwei aufeinander folgenden Durchgängen der Sonne durch den Frühlingspunkt, also dem Schnittpunkt von Himmelsäquator und Ekliptik. Es beträgt im Mittel 365,2422 Tage.

Sonne

Die Erde befindet sich am 5. Januar mit 147 Mio. km in Sonnennähe und am 4. Juli mit 152 Mio. km in Sonnenferne. Der Sonnenzyklus, also die Zeit zwischen Auftreten und Verschwinden der Sonnenflecken, liegt bei ca.11 Jahren. In dieser Zeit verschiebt sich die Polarität der Sonne von Nord nach Süd bzw. umgekehrt. Es ist erstaunlich, dass bei der Untersuchung von Baumringen an ca. 300 Millionen Jahre alten fossilen Baumstämmen aus dem Perm ebenfalls Sonnenzyklen mit einer Dauer von ca. 11 Jahren gefunden wurden. Der derzeit beendete 24. Sonnenzyklus war der Schwächste seit 1823. Im Jahr 2019 gab es bereits 276 Tage ohne jegliche Sonnenflecken, damit lag auch die Strahlungsleistung der Sonne auf die Erde niedriger. Dieser sog. TSI-Wert (total solar irradiance) liegt derzeit bei 1360,6 W/m2 und lag zur Mitte vom 24. Zyklus bei 1362,3 W/m2. Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Klimaerwärmung nicht, wie so häufig behauptet, durch die Sonne verursacht wird. Offenbar auch nicht durch die kosmische Strahlung, die am Anfang und Ende von einem Sonnenzyklus stärker ausgeprägt ist.

Planeten

Merkur zeigt sich Anfang Februar bis Ende Mai am Abendhimmel und bietet von Ende Juli bis Ende November Morgensichtbarkeit. Die Venus ist von Januar bis Ende Mai am Abendhimmel vertreten und spielt von Ende Juni bis Januar 2021 ihre Rolle als Morgenstern. Am 14. Oktober steht Mars im Sternbild Fische in Opposition zur Sonne und ist bis Jahresende am Abendhimmel sichtbar. Der Riesenplanet Jupiter kommt am 14. Juli im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne und kann bis Ende Dezember am Abendhimmel beobachtet werden. Saturn erreicht am 20. Juli im Sternbild Schütze seine Opposition und ist bis Ende Dezember am Abendhimmel vertreten. Uranus kommt am 31. Oktober im Sternbild Widder und Neptun am 11. September im Sternbild Wassermann in Opposition zur Sonne.

Finsternisse

2020 ist arm an spektakulären Finsternis-Ereignissen. In den Abendstunden vom 10. Januar gegen 20.10 Uhr taucht der Mond zu 90% seines scheinbaren Durchmessers in den Halbschatten der Erde ein, wobei der Grauschleier im unteren Bereich kaum wahrnehmbar ist. Auch die Halbschatten-Finsternis am 5. Juni gegen 20.25 Uhr, bei der der Mond nur zu 59% seines Durchmessers in den Halbschatten eintaucht, ist unauffällig. Die ringförmige Sonnenfinsternis am 21. Juni kann in Mitteleuropa nicht beobachtet werden. Dazu müsste man in Äthiopien, Nordindien oder Südasien sein. Zwei Halbschatten-Mondfinsternisse am 5. Juli und 30. November sind von Mitteleuropa nicht zu beobachten, und zur Beobachtung einer Totalen Sonnenfinsternis am 14. Dezember müsste man im Südpazifik oder Südatlantik sein.

Weltraumforschung

Seit dem Ende der Shuttle-Flüge der NASA zur Internationalen Raumstation ISS muss der Hin-und Rücktransport von Astronauten mit russischen Raketen und Raumkapseln erfolgen. Dies soll sich 2020 endlich ändern. Nach dem etwas missglücktem Erstflug der Raumkapsel CST-100 Starliner von Boeing soll diese gegen Ende 2020 erstmals mit drei Astronauten mit Hilfe der Delta V zur ISS fliegen. Möglicherweise schon Mitte 2020 soll die Raumkapsel Crew Dragon von SpaceX mit einer Falcon 9 und zwei Astronauten zur ISS abheben.

Die chinesische Sonde Change 5 soll Ende 2020 zum Mond fliegen und Gestein zur Erde zurückbringen. In einer weiteren chinesischen Mission soll im August die Sonde Yinghuo-2 zum Mars fliegen und einen Rover auf der Oberfläche absetzen. Die ESA-Mission Exo-Mars soll Ende Juli mit Hilfe einer russischen Proton-Rakete starten und auf dem Mars einen Rover zur Untersuchung auf mögliche biologische Aktivitäten landen. Ebenfalls der Mars ist das Ziel einer NASA-Mission im zweiten Halbjahr 2020 mit der Landung eines Rovers. Auch dieser soll eine mögliche frühere Bewohnbarkeit des Mars, als dort noch flüssiges Wasser vorhanden war, zu klären helfen.

Omega Centauri, aufgenommen in Namibia: Hellster und massereichster Kugelsternhaufen  im Sternbild Zentaur, enthält ca. 10 Millionen Sterne

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Foto: Dietmar Stache

Die 2018 gestartete NASA-Sonde TESS hat bislang mit Hilfe der Transit-Methode über 1000 Kandidaten von Exoplaneten entdeckt, von denen schon über 30 mit alternativen Methoden bestätigt wurden. Sie wird auch 2020 den Sternenhimmel nach weiteren, auch erdgroßen Objekten abscannen. Die Ende 2019 erfolgreich gestartete ESA-Mission CHEOPS soll mit Hilfe ihres 32cm-Teleskops und besonders empfindlicher CCD-Technik ca. 500 bereits entdeckte sonnennahe Exoplaneten hinsichtlich Masse, Größe, Dichte und mögliche Atmosphäre untersuchen.

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