Korschenbroicher Abgeordneter Heveling ist beim Gestalten angekommen

Korschenbroich · Der Korschenbroicher ist 2019 seit zehn Jahren Bundestagsabgeordneter. Er gehört inzwischen dem Vorstand seiner Fraktion an.

 Ansgar Heveling in seinem Büro als Justitiar der Bundestagsfraktion von CDU und CSU.

Ansgar Heveling in seinem Büro als Justitiar der Bundestagsfraktion von CDU und CSU.

Foto: Friedhelm Ruf

Wer das Büro von Ansgar Heveling im Jakob-Kaiser-Haus betritt, dem liegt Berlin zu Füßen. Rechts auf der anderen Seite der Wilhelmstraße hat die ARD ihr Hauptstadtstudio, etwas weiter die Spree hinunter die Weidendammer Brücke mit dem von Wolf Biermann besungenen Preußischen Ikarus. Wer nach vorne schaut, kann das imposante weiße Gebäude der Charité nicht übersehen. Und wer den Kopf dann nach links wendet, erblickt die Gebäude der Macht. Später wird Ansgar Heveling zeigen, wie die Abgeordneten aus dem Jakob-Kaiser-Haus in den Reichstag kommen, ohne den Fuß nach draußen ins lärmende Berlin zu setzen.

Ja, es waren aufregende Wochen für den Abgeordneten aus Korschenbroich. Nicht nur ein neuer Fraktionsvorsitzender wurde gewählt, sondern auch eine neue Parteivorsitzende. Heveling wird nun dabei sein, wenn es darum geht, die CDU zu erneuern. Er hat eine besondere Stellung in der Bundestagsfraktion, deren Justitiar er ist. Im Fraktionssaal hat er seinen festen Platz am Vorstandstisch. In seinem eigenen Büro im Jakob-Kaiser-Haus blickt er vom Schreibtisch aus auf ein Porträt von Heinrich von Gagern, den Präsidenten des Pauskirchen-Parlaments und auf ein kleines Landschaftsbild eines niederländischen Malers. Die Bilder hat er aus dem Depot, die im Kunstraum des Bundestages an der Schadowstraße gelagert sind. Dort dürfen sich die Abgeordneten Kunstwerke für ihre Büros aussuchen. Ergänzt wird die Kunst durch Bilder, die Hobbyfotograf Heveling selbst gemacht hat.

In Deutschland als Bundestagsabgeordneter zu arbeiten, bedeutet, viel unterwegs zu sein. „Grob kann man sagen, dass wir die Hälfte des Jahres in Berlin sind und die andere Hälfte im Wahlkreis.“ In Berlin sitzt Heveling in den Ausschüssen für Recht und Verbraucherschutz, für Kultur und Medien sowie für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung. Außerdem im Wahlprüfungsausschuss sowie im Innenausschuss, dessen Vorsitzender er nach dem Abgang von Wolfgang Bosbach zwei Jahre lang war. Als Justitiar ist Heveling für alle Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht zuständig, wenn es darum geht, dass der Bundestag beteiligt ist. Wenn Verfassungsbeschwerden behandelt werden, muss Heveling darauf achten, ob davon der Bundestag betroffen sein könnte. Hinzu kommen viele Themen und konkrete Anliegen, die Bürger aus dem Wahlkreis direkt an ihren Abgeordneten stellen.

Und warum findet die Politik derzeit kaum Antworten bei schwierigen Themen, wie etwa dem Dieselfahrverbot? Heveling sieht da ein ganz spezielles Problem nicht nur beim Thema Diesel, sondern auch bei Fragen von Asyl und Migration. „Wir sind mittlerweile so ausdifferenziert geworden und haben eine Komplexität erreicht, die es uns in der Politik schwer macht, Entscheidungen zu treffen und sie dann zu kommunizieren.“ Das führe natürlich auch dazu, dass es für die Bevölkerung schwerer werde, die politischen Diskussionen und Entscheidungen zu verstehen. „Wir müssen versuchen, diese Überkomplexität wieder aufzulösen. Wir sollten nicht einfache Antworten geben, aber klare Linien aufzeigen.“ Die Fülle an Thesen nur eines Themas sei überbordend. „Dann verlieren wir uns selbst in diesem Gestrüpp der Überkomplexität. Und das führt dazu, dass man nicht mehr verstanden wird.“

Heveling will daran mitarbeiten, damit Politik wieder verständlicher wird. „Ich mache meine Arbeit gerne. Ich sehe jetzt aber auch, dass man Zeit braucht. In meiner ersten Wahlperiode war ich ein Neuling. Ich musste mich in die Strukturen erst einarbeiten. So ab Mitte der zweiten Wahlperiode, wo ich Ausschuss-Vorsitzender wurde, war ich im Geschehen wirklich drin. Und jetzt mit der Aufgabe als Justitiar, wo ich zum geschäftsführenden Fraktionsvorstand gehöre, bin ich wirklich im Bereich des Gestaltens angekommen.“

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