Ausstellung „Du bist Du!“ bei Kunst und Gäste

Kleve · Im ehemaligen Café Lust in der Klever Fußgängerzone zeigt die Klever Fotografien Kirsten Becken Bilder von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Ausstellung ist bis 2. Juli zu sehen und geht dann nach Frankfurt.

 Kirsten Becken in ihrer Ausstellung „that‘s me“ in der Klever Fußgängerzone.

Kirsten Becken in ihrer Ausstellung „that‘s me“ in der Klever Fußgängerzone.

Foto: Matthias Grass

Die beiden haben die Arme ineinandergelegt, eng verhakt. Die beiden gehören zusammen. Wie – das sagt das Foto nicht. Aber dass sie zusammen sind, zumindest als Freundinnen verbunden, ist gleich beim ersten Blick klar. Die Schärfe des Bildes liegt auf den verschränkten Armen der beiden jungen Frauen im Mieder, die zusammen des Weges gehen, auch wenn sie in verschiedene Richtungen schauen. Der Rest des Bildes hat eine leichte Unschärfe, die Nieten des Mieders, die Haare, die Haut der beiden Rücken. Auch wenn man sie nur von hinten sieht: sie gehen selbstbewusst nach vorn.

 Die beiden Freundinnen ist eine der Fotografien in der Ausstellung bei „Kunst und Gäste“. Die Ausstellung ist ab Juli in Frankfurt zu sehen.

Die beiden Freundinnen ist eine der Fotografien in der Ausstellung bei „Kunst und Gäste“. Die Ausstellung ist ab Juli in Frankfurt zu sehen.

Foto: Kirsten Becken

„That‘s me“ („Das bin ich“), ist der Titel der kleinen Studioausstellung bei „Kunst und Gäste“ in der Straße An der Münze in Kleve. Dort, im ehemaligen Café Lust mitten in der Fußgängerzone zeigt die Klever Fotografin Kirsten Becken elf Fotos, 60 mal 80 Zentimeter auf Dibond gezogen. Die  elf Bilder von jungen Menschen werden hier in Kleve bis zum 2. Juli zu sehen sein und werden dann in Frankfurt gezeigt. Entstanden sind die Fotografien bei einem Workshop mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen beim Internationalen Bund. Der hatte als Motto ausgegeben: „Er liebt sie, sie liebt ihn“ – nichts für Dich? Bist du lesbisch, gay, bisexuell, transgeschlechtlich oder queer; oder weißt es noch nicht ganz sicher? Egal in welche Richtung es für Dich geht: Du bist Du!“. Das war die Vorgabe, zu der zwölf junge Menschen zusammenkamen, sich begegneten, diskutierten und sich schließlich auch fotografieren ließen. Denn das war das Ziel:  Eine Wanderausstellung mit Fotografien von Kirsten Becken. Eröffnet wurde die Ausstellung in Kleve nach der Kundgebung des ersten „Christopher-Street-Days“ auf dem Land. „Du bist Du!“ - das ist mithin die Grundaussage aller Fotos, die Becken im Laufe des Workshops gemacht hat. Alle Bilder zeigen Menschen, die sich ihrer selbst bewusst sind. Motto: Das bin ich, so will ich sein.

„Ich habe sie fotografiert, wie sie gekommen sind, sie wurden nicht ausstaffiert - das alles sollte authentisch sein“, sagt Becken. Auch haben die jungen Models nicht geübt, zu posen. Die Fotografien entstanden im Atelier Beckens an der Kalkarer Straße, teils auf dem Dach mit nichts als Himmel im Hintergrund. Mit dabei - passend zum gewählten Thema, auch die bunte Regenbogenfahne, die eine junge Frau vor sich hält wie einen Schild. Zur Regenbogenflagge gehört auch der Kuss, den zwei Jungs austauschen. Still und wie selbverständlich. Ein anderes Foto zeigt den festen Auftritt eines Turnschuhs mit dicker Sohle auf einem Drehhocker: Man kann sich auch nach oben stemmen, sagt Becken mit Blick auf dieses Bild, das nur den Schuh und den Drehstuhl zeigt. Es sind die Schuhe der jungen Frau, die die Regenbogenfahne hält. „So kann man auch auf eine Barrikade steigen“, sagt Becken.

Es entstand letztlich das Porträt von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die selbstbewusst nach vorn gucken, zu sich selbst stehen und neugierig in die Welt schauen. Zunächst hier noch als die Person, die sie sind, später, in der Wanderausstellung als Sinnbild für ihre Altersgruppe, als Sinnbild für eine Gruppe die sich selbstverständlich als divers betrachtet. Und diese Gruppe möchte auch politisch sein: Zeigen, dass diese Diversität nicht nur in der Gruppe, sondern auch in der Gesellschaft selbstverständlich sein sollte. „Aus dem privaten Porträt wird ein politisches Bild“, sagt Becken.

Das Selbstbewusstsein vor allem der Frauen werde heute noch in großen Teilen über einen heteronormativen Blick gesteuert, hatte Becken weiland erklärt, als der Band „The Body Issue“ erschien, in dem ihre Fotos neben denen der anderen Fotografinnen des Kollektivs standen, das dieses Buch herausgegeben hatte. Beckens Fotos zeigen Menschen, die zu sich selbst stehen. Die Bilder appellieren, selbstbewusst und mutig zu sein, einen anderen Körper als den, den die Norm als zu dünn, zu dick, zu alt, zu anders abqualifiziert, als selbstverständlich zu betrachten. Der andere Körper und diesen zu akzeptieren – auch das Thema gehört mit einem wunderbaren Bild zu den Fotos der Wanderausstellung.

Die Bilder sind bei Kunst und Gäste bis 2. Juli zusehen, man kann sie rund um die Uhr durch die großen Schaufenster der kleinen Galerie in der Fußgängerzone angucken.

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