Museum Kurhaus Kleve Klever Engel spendet seinen Arm

Kleve · Die im Sturm beschädigte Mataré-Skulptur des goldenen Engels auf dem Bischofshaus in Essen kann mit Hilfe des Museums Kurhaus Kleve restauriert werden. In Düssseldorf wurde ein Abguss der Bronzeskulptur gemacht.

 Valentina Vlasic mit Mataré-Engel, der jetzt wieder an seinem Platz hängt und ab morgen auch wieder besichtigt werden kann – ganz aus der Nähe und nicht haushoch über den Köpfen wie in Essen.

Valentina Vlasic mit Mataré-Engel, der jetzt wieder an seinem Platz hängt und ab morgen auch wieder besichtigt werden kann – ganz aus der Nähe und nicht haushoch über den Köpfen wie in Essen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Der schlanke Engel aus dem Klever Kurhaus hebt wieder am ausgestreckten Arm den schmalen Finger in die Höhe. Er ist von seinem Kurztrip in die Landeshauptstadt zurück: Mit der Kurhaus-Hilfe wird bald auch sein Zwillings-Engel in Essen wieder den Arm austrecken können, den er im Sturm verloren hatte. Denn seit einem Jahr steht die goldene Skulptur des Düsseldorfer Bildhauers und Akademie-Professors Ewald Mataré in Essen, die identisch mit dem Bronzeengel in Kleve ist, nur noch mit einem Armstumpf auf dem Giebel des Bischofshauses.

Ewald Mataré hatte den knapp 1,30 Meter großen Engel 1956 für den Sitz des Bischofs in Essen geschaffen, damit er goldglänzend auf dem First des Giebels weit sichtbar vom Bischofshaus künde. Bis vor einem Jahr zierte die vergoldete Skulptur das Portal des Bischofshauses des 1958 gegründeten Bistums Essen. „Eigentlich war das heutige Bischofshaus nach dem Krieg als gemeinsames Pfarrhaus und Haus für die Schatzkammer geplant worden“, so Andrea Wegener von der Essener Domschatzkammer in einem Bericht des Bistums. Mit seinem erhobenen Zeigefinger verweise der goldene Engel daher „auf das Kostbare, das im Haus verwahrt wird, und ermahnt uns, gut darauf aufzupassen“, so Wegener. Kurz nach der Fertigstellung des Hauses seien dann jedoch die Pläne für das Ruhrbistum konkret geworden – damit wurde aus dem Pfarrhaus ein Bischofshaus, die Schatzkammer zog in das Gebäude um die Ecke und der Engel wachte nun über die Ruhrbischöfe. Das ist natürlich eine besonders ehrenvolle Aufgabe für den Engel, die er pflichtgemäß Tag für Tag erfüllte.

Bis der Wind seinen Arm abriss. Zwar ließ das Bistum sofort nach dem vermutlich heruntergestürzten vergoldeten Bronzeteil suchen – allein, es blieb unauffindbar. Also muss der Arm rekonstruiert, neu gegossen und an die Skulptur angeschweißt werden. Um den richtigen Arm zu rekonstruieren, müsste man im Nachlass des Bildhauers die ursprünglichen Gipse für den Guss der Figur finden. Oder eben von der Zwillingsfigur in Kleve einen Abguss machen. Jetzt entschied sich Essen, in Kleve nachzufragen – den Kontakt hatte das Bistum schon unmittelbar nach dem Schaden aufgenommen.

„Von dem Entwurf für den Giebel des Bischofshauses wurde zunächst unser Probeguss aus Bronze angefertigt, dann der gleiche Engel für Essen, der mit Blattgold belegt ist, so dass das perfekt funkionieren sollte“, sagt Valentina Vlasic, Kuratorin des Museum Kurhaus Kleve.  Deshalb war für den goldenen Engel in Essen der Probeguss, der mit der Mataré-Sammlung nach Kleve kam und hier zu den Vorzeigewerken des Museums Kurhaus gehört, jetzt ein Segen.

Zuächst  wurde von der Provinzial-Versicherung ein Sachverständigenbüro beauftragt. Man entschied sich, den Engel in der Klever Sammlung abzubauen und mit einem Spezialtransport zur Kunstgießerei von Rolf Kaysers im Düsseldorfer Hafen zu bringen. Kleve willigte ein. „Natürlich unter der Voraussetzung, dass Miriam Hennessy, die als freie Restauratorin für uns arbeitet, die Angelegenheit begleitet“, sagt Vlasic. Was die übliche Vorgehensweise für ein Museum ist.

Also wurde die Figur in Kleve abgebaut und sorgfältig verpackt auf einer Palette liegend nach Düsseldorf gebracht. Rolf König begutachtete dann in seiner Gießerei das gute Stück und konnte den Gips sogar so abnehmen, dass die wertvolle Skulptur auf der Palette blieb, erklärt Vlasic. „Es wurde ein Gips von dem Arm unserer Skulptur abgenommen werden, damit die Figur in Essen wieder instand gesetzt werden kann“, sagt Vlasic. Dann wurde die Klever Bronzefigur gesäubert und kam wieder zurück nach Kleve. Jetzt steht sie in ihrer eigens für die Skulptur geschaffenen  Nische in der Mataré-Sammlung.

Als nächstes soll in Essen der rund 300 Kilogramm schwere Goldengel per Kran vom Giebel abgenommen werden. „Voraussetzung für die Arbeiten sind konstante, wärmere Temperaturen“, erklärt Wegner in der Bild-Zeitung. Zudem soll der Engel ein komplett neues Goldkleid bekommen. Denn: „Der Engel ist krönender Teil des Mataré-Ensembles, zusammen mit Portal und Balkon des früheren Schatzhauses. Seinen luftigen Platz hat er seit seiner Aufstellung 1956 nicht verlassen“, sagt sie.

Läuft alles nach Plan, wird die Mataré-Skulptur zum ersten Advent wieder zweiarmig die Essener und ihre Gäste zu seinen Füßen grüßend mahnen. Ohne den Zwilling in Kleve wäre es schwierig geworden, die Figur des Bildhauers original wiederherzustellen.

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