Ausstellung Surreale Traumlandschaften im Klever Projektraum

Kleve · Der Klever Kunstverein an der Bahnhofstraße zeigt bis Pfingstsonntag Fotografien von Rob Sweere und Farbmalerei von Dirk Salz. Die beiden Künstler präsentieren die Ausstellung in den Räumen als gemeinsame Einrichtung.

Foto: Rob Sweere

Foto: Rob Sweere

Foto: rob sweere/Rob sweere

Unendliche Weiten öffnen sich in den Fotografien von Rob Sweere. Sie entführen auf Ozeane, in Wüsten oder zu Wolkengebilden am hohen Himmel, dichtes Gestrüpp macht sich auf menschenleerer Fläche breit, surreal schweben Quallen durch die Lüfte. Oder wie eine Reminiszenz zu Denis Villeneuves Science-Fiction „Dune“ schält sich ein Rücken aus einer unendlichen Sandwüste. „Dreamscapes“ – Traumlandschaften nennt der Niederländer Rob Sweere die Fotografien. Und jeder entdecke darin seine eigene Wahrheit, seine eigenen Bilder und Träume, sagt er im Vorübergehen der Bilder. Gemein ist allen Aufnahmen eine ungemeine, skulpturale Tiefe, die die Bilder geradezu räumlich erscheinen lassen.

Der Kunstverein Projektraum-Bahnhof25 an der Klever Bahnhofstraße zeigt jetzt die Fotografien des Niederländers zusammen mit hochglänzend-faszinierenden Farbmalereien von Dirk Salz. Beide Künstler haben die jetzt eröffnete Ausstellung zusammen eingerichtet und spielen mit der Begegnung zwischen Farbfläche und scheinbarer farbloser Schwarz-Weiß-Fotografie.

Dabei sind die Bilder von Sweere nicht Schwarz-Weiß – wie man beim Gestrüpp erkennt, aus dem es rötlich-braun am Geäst glimmert. Und auch die Tiefe, die Räumlichkeit der Landschaften ist real – nur die Weite stimmt nicht so ganz. „Der Ozean ist mein Arbeitstisch, die Wellen sind aus Parafinwachs“, erklärt der Fotograf. Und die darüber schwebenden, wie digital eingesetzten Flächen, die den Ozean spiegeln, schweben tatsächlich über den weiten Wellen. Sweere baut alle Motive an seinem Arbeitstisch, hängt Wolken aus zerrupften Füllungen von Kunstkissen darüber, sortiert die gespiegelten Flächen über den Ozean, betropft sie mit Parafin oder legt die dürre Pflanze hinein, die wie ein übergroßer Wüstenstrauch oder -Baum wirkt. So entstehen kleine Traumlandschaften, die auf den Bildern dann zu scheinbar unendlichen Weiten werden. Sweeren fotografiert digital und in Farbe, die Bilder werden nicht mit Photoshop bearbeitet, lediglich die Fäden, die die hängenden Gebilde tragen, nimmt der Künstler am Computer aus den Bildern heraus.

Eigentlich hat Sweere in den vergangenen Jahren mit begehbaren Skulpturen im öffentlichen Raum gearbeitet, mit Menschen Perfomances organisiert. Doch all das ging nicht mehr: Pandemie und Lockdown sperrten den Künstler ein. Und so besann sich Sweere auf seine Ursprünge. „Ich komme aus der Fotografie“, sagt er. In der relativen Enge seines Ateliers holte er so Himmel, Meer und Wüste auf seinen Arbeitstisch und träumte sich hinaus in die Weite. Die in Kleve gezeigten Fotografien gibt es auch als Auflage.

Dirk Salz kommt von der malerischen Seite, sagt er. Wobei, so die Kunsthistorikerin Gabriele Uelsberg in einem Text über den Künstler, diese Malerei durchaus als dreidimensionaler „Farbklangräume“ zu verstehen seien. Wie eine Skulptur. Tatsächlich ziehen sie Farbräume des Dirk Salz in einen imaginären Raum, der viel tiefer zu sein scheint als die Platte dort an der Wand, tiefer als die Wand dahinter. Und – weil die „Farbklangräume“ hochglänzende Farbmalereien sind – schließen sie ihre Umgebung in den Bildraum mit ein, korrespondieren so auch mit den Arbeiten von Sweere. Der Betrachter sieht sich selbst in diesen Farbräumen, sieht die Umgebung, das gespiegelte Fenster und die Begegnung draußen vor der Tür, die Flaneure, die am Projektraum vorbeiziehen, die Autos und die Bäume, die sich im Wind wiegen.

Salz arbeitet mit Farbpigmenten und Harzen, die er Schicht auf Schicht auf die Bildplatte legt, schleift, lackiert, fügt eine neue Schicht hinzu. Als lägen hauchdünne Glasscheiben übereinander, entsteht so die Tiefe des Raums in diesen Bildern. Den Abschluss macht eine hochglänzende und spiegelnde Harzschicht über einem tiefen Blau, über Rot, über Linien, die in diesen Farbräumen zu schweben scheinen.

Die Ausstellung ist bis Pfingsten, 5. Juni, zu sehen. Täglich durch die großen Fenster des Projektraums, ansonsten Samstag und Sonntag 13 bis 17 Uhr.

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