Historischer Einschnitt: Thyssenkrupp verkauft Stahlsparte
EILMELDUNG
Historischer Einschnitt: Thyssenkrupp verkauft Stahlsparte

Stadt Kempen Übernachtung in der Kita: Abschluss-Ritual fällt vielfach aus

Stadt Kempen · Erlass des NRW-Bauministeriums sorgt für Diskussionsstoff. Trägergesellschaft der katholischen Kitas im Kreis will Angebot abschaffen.

In Willich hat Bürgermeister Josef Heyes bereits einen Ausweg aus der misslichen Lage aufgezeigt. Seit einigen Wochen sorgt ein Erlass des NRW-Bauministeriums für Unruhe bei den Eltern von Kindergartenkindern im Vorschulalter und den Kita-Leitungen. Laut Erlass vom 15. Februar stellt die Übernachtung im Kindergarten in der Regel eine "genehmigungspflichtige Nutzungsänderung" dar. In vielen Kindertagesstätten hatte sich für die Vorschulkinder am Ende ihrer Kita-Zeit ein "Entlass-Schlafen" als Abschluss-Ritual - ohne Mama und Papa, aber mit Schlafsack und Kuscheltier - eingebürgert. Durch den Erlass sieht es für dieses nächtliche Abenteuer nun vielfach düster aus.

In Willich will die Stadt die Betriebsbeschreibungen der Kitas um Übernachtungen erweitern und die Brandschutzordnung anpassen. In Kempen will die Stadt ebenfalls an dem Angebot festhalten und die Nutzungsänderung entsprechend modifizieren. Das gilt aber nur für die städtischen Kindertagesstätten.

Die Horizonte GmbH, die gemeinnützige Trägergesellschaft für katholische Kitas im Kreis Viersen, hat nun in einer Stellungnahme erklärt, dass es künftig keine Übernachtung mehr in den Kindergärten geben soll. Man habe sich dazu bereits gemeinsam mit den Kita-Leitungen im Vorfeld der aktuellen Diskussion um die Nutzungsänderung entschieden - aber aus anderen Gründen. Nicht für alle Kinder sei die Übernachtung ein großes Abenteuer, erklärt Horizonte-Geschäftsführerin Hildegard Trosky-Michallek: "Der Druck auf die Kinder, eine solche Nacht zu ,überstehen', ist hoch." Auch werde in der Diskussion der massive personelle Aufwand außer Acht gelassen. Die tägliche Höchstarbeitszeit von zehn Stunden und die Ruhezeiten würden nicht eingehalten. "Würde der Träger die Übernachtungen gesetzeskonform durchführen wollen, müsste die Kita für diesen Tag geschlossen und ein Schichtdienst eingerichtet werden", heißt es in der Stellungnahme von Horizonte weiter. Hinzu kämen Zeitzuschläge für den Nachtdienst. Für Überstunden oder Mehrarbeit sei zeitnah ein Freizeitausgleich nötig. "Dieses führt dazu, dass im Alltag weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stehen - zum Leidwesen der anderen Kinder und Familien", so Hildegard Trosly-Michalek. Die erforderliche Nutzungsänderung spiele vor diesem Hintergrund für Horizonte "eine untergeordnete Rolle".

Anders als die Trägergesellschaft will die Katholische Kirchengemeinde in Grefrath für ihre Kindergärten in Grefrath, Oedt und Mülhausen die geforderte Nutzungsänderung beantragen. Dort will man an der Tradition festhalten. In Vink-rath gibt es das Abschluss-Ritual nicht. In Tönisvorst sucht die Stadt nach einer Lösung für die städtischen Einrichtungen - möglicherweise nach dem Vorbild aus Willich.

(saja/ biro/rei)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort